Chronik

Nach Missständen: Lage in Heim „gebessert“

Ein Pflegeheim der SeneCura in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkichen) ist in einem Gutachten aus dem Februar schwer kritisiert worden. Die Situation habe sich gebessert, heißt es. Das Heim nimmt wieder Bewohner auf, das Aufsichtsverfahren des Landes läuft weiter.

Die Einrichtung hatte zum Überprüfungszeitpunkt so wenige Mitarbeiter, dass nicht einmal der vorgeschriebene Mindestpersonalschlüssel erfüllt wurde. Dadurch kam es zu Problemen in der Pflege. Statt des Trinktrainings seien etwa einfach Infusionen angehängt worden, wie die Gutachterin festhielt – mehr dazu in Kritik an Missständen in SeneCura-Heim (noe.ORF.at; 24.4.2021).

Der Betreiber SeneCura sprach nach Bekanntwerden des Gutachtens von fehlendem Personal und gab zu, dass das Haus in Kirchberg nicht immer den „hohen Qualitätsstandards entsprochen“ habe. Im April gab es laut der Aufsichtsbehörde bereits eine „wesentliche Verbesserung der Situation“. Nun werden etwa weiter die Dienstpläne geprüft, mittlerweile liege „in allen Berufsgruppen ein Stundenplus“ vor.

Allgemein spricht die Behörde von einer „guten Zusammenarbeit“. Die Fluktuation beim Personal sei aber noch hoch. Der Ombudsmann der SeneCura, Günther Kräuter, spricht gegenüber noe.ORF.at davon, dass die Organisation im Haus geändert worden sei, so gebe es etwa eine neue Wohnbereichsleiterin. Seitens der Behörde bleibt es bei einer „engmaschigen Überprüfung“ – bis sich die Personalsituation eingependelt hat.

Kein Aufnahmestopp mehr

Der Betreiber verhängte nach dem Gutachten im Februar selbst einen Aufnahmestopp für neue Bewohnerinnen und Bewohner, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Dieser sei nicht zu spät gekommen, so Ombudsmann Kräuter. Zu dieser Zeit hätten sich mehrere Umstände überlagert: „Wenn zu wenig Personal da ist, da kommt es logischerweise zu Pflegedefiziten. Speziell in der Coronazeit war es dann so, dass Mitarbeiter ausgefallen sind, weil sie an Corona erkrankt sind.“

Seit Juni werden nun wieder Bewohnerinnen und Bewohner aufgenommen, fünf waren es bislang. „Derzeit sind 45 Bewohnerinnen und Bewohner in der Einrichtung, für 50 wäre Platz, aber man kann die Kapazität nicht nützen, weil dann wieder das Pflegepersonal fehlt“, so Günther Kräuter.

SeneCura-Pflegeheim in Kirchberg am Wechsel
ORF
Vieles habe sich im Heim in Kirchberg/Wechsel seit Bekanntwerden des Gutachtens gebessert

Pflegeaufsicht überwacht und kontrolliert

Von den Vorwürfen aus dem Gutachten im Februar ist noch die mangelnde Dokumentation über. „Natürlich, das muss auf Punkt und Beistrich erfüllt werden, das ist auch ungeheuer wichtig, das muss eben einfach geleistet werden. Mit einer vollen Personalbesetzung wird das natürlich durchgeführt“, verspricht Kräuter.

Die Behörde setzte der SeneCura unterschiedliche Fristen, um die noch bestehenden Mängel zu beheben. Das werde von der Pflegeaufsicht weiter überwacht und kontrolliert, heißt es. Standardmäßig gibt es in allen Pflegeeinrichtungen „kommissionelle Aufsichtsverfahren“, dabei bewerten Amtssachverständige unter anderem „pflegerische, medizinische und hygienische Anforderungen“. Im Anlassfall werden diese Aufsichten durch weitere Kontrollen ergänzt, die etwa ein Amtsarzt oder eine Amtsärztin durchführt.

Üblicherweise liegen zwischen diesen Kontrollen nicht mehr als ein bis zwei Jahre. Das Heim in Kirchberg am Wechsel werde nun „engmaschig kontrolliert“, dazu gehöre etwa, dass das Heim regelmäßig an die Behörde berichten muss und u.a. Dienstpläne übermittelt. Unabhängig davon ermittelt die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt in dem Fall derzeit gegen unbekannt. Man stehe erst am Anfang des Ermittlungsverfahrens, heißt es dort.

Sitzenberg-Reidling: Weiter Ermittlungen

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten ermittelt unterdessen weiterhin gegen vier Pflegekräfte eines SeneCura-Heimes in Sitzenberg-Reidling (Bezirk Tulln) wegen Missbrauchs. Sie sollen Bewohner gequält haben, zudem soll es zu Übergriffen gekommen sein. SeneCura äußert sich zu laufenden Ermittlungen nicht – mehr dazu in Justiz ermittelt wegen Missbrauchs in Heim (noe.ORF.at; 31.3.2021).