Wolfgang Mückstein
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Gesundheit

Mückstein will Primärversorgung vorantreiben

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) will jene 100 Millionen Euro, die Österreich von der EU zum Ausbau der Primärversorgung erhält, für die gezielte Stärkung der Gesundheitsversorgung nahe am Wohnort verwenden.

Österreich erhält 100 Millionen Euro aus dem Aufbaufonds der EU-Kommission (Recovery and Resilience Facility – RRF) zur Attraktivierung und Förderung der Primärversorgung. „Diese Mittel sollen dafür verwendet werden, die Gesundheitsversorgung nahe am Wohnort gezielt und nachhaltig zu stärken und innovative Versorgungsmodelle zu fördern“, sagte Gesundheits- und Sozialminister Wolfgang Mückstein am Dienstag in einer Aussendung. Zum Auftakt des Projekts besuchte er unter anderem das Primärversorgungszentrum in St. Pölten.

Die zusätzlichen Mittel aus dem EU-Aufbaufonds würden es nun ermöglichen, die Pläne zur Stärkung der Primärversorgung mit voller Kraft voranzutreiben. Ziel sei es, durch eine Verdoppelung der Primärversorgungseinheiten bis Ende 2026 dem vor allem in ländlichen Regionen vorherrschenden Hausärztemangel gegenzusteuern, kündigte der Minister an. Die ersten Gelder aus dem Fonds könnten Anfang 2022 fließen. Von den ursprünglich bis Ende 2021 vorgesehenen 75 Primärversorgungseinheiten sind bisher nur 27 in Betrieb, in Niederösterreich sind von 14 geplanten fünf in Betrieb.

Förderung von Primärversorgung im ländlichen Raum

Gefördert werden sollen konkrete Maßnahmen zur Attraktivierung der Allgemeinmedizin sowie der gesamten Primärversorgung, vor allem auch im ländlichen Raum. Dazu zählen neben der flächendeckenden Ausrollung von Primärversorgungszentren und -netzwerken unter anderem der Ausbau der digitalen Infrastruktur sowie die Steigerung der Energieeffizienz in den Praxen. Speziell gefördert werden sollen auch die Vernetzung der unterschiedlichen Gesundheits- und Sozialberufe sowie die Angebote zur Fort- und Weiterbildung der interprofessionellen Teams, soziale Innovationen und Maßnahmen der Inklusion.

Mückstein besucht PVZ
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Wolfgang Mückstein (2.v.r.) und Grünen-Landessprecherin Helga Krismer (2.v.l.) beim Besuch des Primärversorgungszentrums St. Pölten

„Eine Primärversorgungseinheit ist ein ‚One-Stop-Shop‘ für Patientinnen und Patienten, der von der Vorbeugung über die Behandlung bis hin zur Nachsorge sämtliche Leistungen ohne großen Organisationsauwand für die betroffenen Menschen anbietet“, betonte Mückstein. Für Stakeholder werden seitens des Gesundheitsministeriums dazu in Kürze niederschwellige Informationsveranstaltungen und -maßnahmen starten, kündigte er an.

Mückstein reagierte auf Kritik

Bei seinem Besuch des Primärversorgungszentrums in St. Pölten wurde Mückstein auch mit der Kritik der Bundesländer konfrontiert. Diese hatten erst kürzlich kritisiert, dass es mit Wolfgang Mückstein deutlich weniger Austausch gebe als mit seinem Vorgänger Rudolf Anschober (Grüne). Mückstein sah das anders: „Ich bin in sehr gutem Austausch mit den Bundesländern, es gibt regelmäßige Sitzungen der Konferenz der Landesgesundheitsreferenten, aber auch der Konferenz der Landessozialreferenten. Ich bin gut erreichbar, ich glaube, wir haben eine ganz gute Abstimmung, und das ist wesentlich für einen guten gemeinsamen Erfolg.“

Mückstein nahm außerdem Stellung zu dem Vorwurf, dass die Coronavirus-Strategie für den Herbst mangelhaft sei. Man sehe sich die aktuellen Zahlen regelmäßig mit Experten an, lege den Fokus immer mehr auf die Durchimpfungsrate und auf die Situation der Spitalsbetten statt nur die Inzidenzen im Blick zu behalten, so Mückstein. „Wir haben seit drei Monaten offen, jetzt steigen die Zahlen wieder. Wir müssen anfangen, an kleinen Schrauben zu drehen, das tun wir auch. Wir haben die Bedingungen für die Nachtgastronomie und die Einreisebedingungen für Hochrisikoländer verschärft und haben rasch auf die sich ändernden Inzidenzen reagiert“, sagte er.