Milch wird in Mehrwegflaschen abgefüllt.
Mitja Kobal, Greenpeace
Mitja Kobal, Greenpeace
Wirtschaft

Molkereien fordern höhere Milchpreise

Den Konsumenten dürfte eine Verteuerung von Milchprodukten ins Haus stehen. Denn die Molkereien fordern vom Handel dringend Preiserhöhungen ein. Eine Forderung, hinter der auch Niederösterreichs Molkereien stehen. Es würden Bauernproteste drohen, heißt es.

„Wir brauchen übers gesamte Sortiment eine Preiserhöhung von fünf bis sechs Prozent“, forderte Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), am Dienstag. Das müsse „zeitnah, in den nächsten 14 Tagen“ geschehen. „Wir haben eine drastische Entwicklung“, so Petschar, der auch Chef der Kärntnermilch mit Sitz in der Kärntner Bezirksstadt Spittal ist.

„Verpackungen für Käse sind zuletzt um 40 Prozent teurer geworden, weitere Verpackungsmaterialien um 20 bis 40 Prozent. Zudem sind die Energiepreise um 30 bis 40 Prozent gestiegen.“ Gegenüber den Vorlieferanten habe man schon in Vorleistung gehen müssen und höhere Preise akzeptiert, „um lieferfähig zu bleiben“. Das müsse sich nun in jenen Preisen widerspiegeln, die man vom Handel bekommt.

„Krisengewinner Handel ist jetzt gefordert“

„Wir erwarten, dass diese Preiserhöhung zeitnah umgesetzt wird“, so Petschar. „Wir können die Preise im Regal nicht beeinflussen, wir verhandeln mit dem Handel.“ Auch die Kraftfutterpreise sind gestiegen, was die Milchbauern trifft. Die Molkereien seien auch hier zum Teil in Vorleistung gegangen und hätten den Bauernmilchpreis erhöht, damit die Landwirte kostendeckend arbeiten können, so Petschar. Auch dies müsse man dem Handel weitergeben.

Der VÖM-Präsident verwies auch auf eine drohende Materialknappheit bei Verpackungen. Ohne höherer Vorbestellungen zu höheren Preisen sei zuletzt nichts mehr gegangen. Alles müsse gut eingetaktet werden. Petschar holte „unsere Partner im Handel“ auch insofern ins Boot, als dass die Molkereien und deren bäuerliche Lieferanten über die gesamte Coronavirus-Krise den Handel verlässlich beliefert hätten. „Jetzt ist der Handel gefordert, er war der Krisengewinner“, sagt der Kärntnermilch-Chef und VÖM-Präsident.

Verpackungs- und Energiepreise enorm gestiegen

Auch Josef Braunshofer, Chef von Österreichs größter Molkerei, der Berglandmilch mit Sitz in Wels in Oberösterreich, geht davon aus, dass es „zeitnah" zu einer Preiserhöhung bei Milch und Butter kommt, sagte er im Gespräch mit noe.ORF.at. Zur Berglandmilch gehört auch die Marke Schärdinger, eine der Schärdinger-Molkereien befindet sich in Aschbach-Markt (Bezirk Amstetten)."Wir sind mit massiven Steigerungen des Verpackungsmaterials konfrontiert. Bei manchen Lieferanten müssen wir froh sein, dass sie uns überhaupt noch beliefern“, hielt Braunshofer fest. Man sei „in intensiven Diskussionen“ mit dem Handel.

Er selbst habe eine solche „brutale Entwicklung“ in seinen 19 Jahren in der Branche noch nicht gesehen, so Braunshofer. Er führt das auf die Paketflut wegen des zunehmenden Onlinehandels zurück. „Corona hat zu massiven Verwerfungen geführt. Es gab Tage, an denen wir ganz knapp an einer Nichtlieferfähigkeit vorbeigeschrammt sind.“

Wie Petschar, verwies Braunshofer außerdem auf die Zunahme der Energiepreise: „Die Gaspreise haben sich verdoppelt, der Strompreis ist um 30 Prozent angestiegen. Die Bauernmilchpreise wurden erhöht, weil die Landwirte ihre Betriebskosten bezahlen müssen. Es herrscht ein großes Ungleichgewicht“, so Braunshofer.

NÖM: „Hoffen auf faire Verhandlungsbasis“

Auch die Niederösterreichische Molkerei (NÖM) steht hinter der Forderung der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter. „Die Teuerungen des Rohmaterials sind enorm, manche Materialen sind nicht mehr lieferbar. Wir hoffen auf eine gute und faire Verhandlungsbasis“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens.

Nun drohen wieder einmal Proteste von Milchbauern, um höhere Preise vom Handel durchzusetzen. Das ist zu vernehmen, wenn man sich in der Branche umhört. „Die Vorbereitungen laufen“, sagte ein Kenner gegenüber der APA. In den schon länger andauernden Verhandlungen habe man bisher nämlich aufgrund einer „Preisschlacht unter den verschiedene Ketten“ auf Granit gebissen. Um wieder einen fairen Preis für Molkereien und Bauern sicherzustellen, müsse ein Liter Milch im Handel wohl um 10 Cent mehr kosten, sagte ein Insider.