Tumorkachexie
Karl Landsteiner Privatuniversität
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Wissenschaft

Studie zeigt: Kachexie fördert Knochenabbau

Krebspatienten haben oft mit Gewichtsverlust (Kachexie) zu kämpfen. Dieser wirkt sich laut einer Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität auch auf den Knochenstoffwechsel aus. Die Ergebnisse könnten helfen, bei Patienten Osteoporose vorzubeugen.

Knochenschäden sind bei Krebsbetroffenen zwar seit langem bekannt, doch bisher wurden dafür Skelettmetastasen oder hormonbasierte Therapien verantwortlich gemacht, heißt es in einer Aussendung der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften Krems (KL Krems) zur aktuellen Studie. Veröffentlich wurden die Ergebnisse jetzt im internationalen Fachjournal „BMC Cancer“.

Medizinerinnen und Mediziner der Kremser Privatuniversität untersuchten nun, ob auch der ungewollte Verlust von Gewicht und Muskelmasse, der bei etwa 50 Prozent der Krebspatientinnen und -patienten auftritt und Kachexie genannt wird, dafür verantwortlich sein könnte. Denn Kachexie verändert auch den Stoffwechsel vieler Organe sowie jenen der Knochen.

Kachexie führt zu Knochenschäden

„Unsere Ergebnisse belegen, dass Kachexie zumindest bei männlichen Krebspatienten einen negativen Einfluss auf das Gleichgewicht von Knochenauf- und -abbau hat und dadurch zu Knochenschäden führt“, sagt Studienleiterin Sonia Vallet in der Aussendung. Der Schlüssel zu dieser Erkenntnis lag im Messen von Biomarkern im Blut männlicher Betroffener. Diese Biomarker stehen mit dem Knochenaufbau oder -abbau in Zusammenhang.

Zu Beginn der Studie wurden bei den männlichen Patienten der Gewichtsverlust, der Body-Mass-Index sowie die Muskelmasse erfasst. So konnten jene Patienten ermittelt werden, die bereits bei Studienbeginn an Kachexie litten (60 Prozent). Die übrigen 40 Prozent dienten als Kontrollgruppe. Alle Patientenproben wurden vor Beginn der Krebstherapie gesammelt, damit ein Einfluss der Behandlung auf die Ergebnisse ausgeschlossen werden konnte.

Biomarker lieferten entscheidende Hinweise

Dem Team rund um Sonia Vallet gelang es im Rahmen der Studie aufzuzeigen, dass bei den betroffenen Patienten die Konzentration des Biomarkers CTX, der für Knochenabbau sorgt, durchschnittlich um 40 Prozent höher lag als bei der Kontrollgruppe. Die Werte für die Biomarker Ocn und PINP, die wiederum für Knochenaufbau verantwortlich sind, waren hingegen in beiden Gruppen annähernd gleich.

Menschliches Skelett
Karl Landsteiner Privatuniversität Krems

„Das war natürlich ein starker Hinweis, dass Kachexie den Knochenabbau mit beeinflusst“, erläutert Vallet. Um sicherzugehen, berechnete das Team aber auch für jeden Patienten die Verhältnisse vom Knochenabbau-Biomarker CTX zu den Knochenaufbau-Biomarkern Ocn und PINP. Auch hier deuteten die Verhältnisse bei weit mehr als der Hälfte der Patienten, die an Gewichts- und Muskelmassenverlust leiden, auf einen Knochenabbau hin. Bei der Kontrollgruppe war das nur bei weniger als einem Drittel der Fall.

Osteoporose und Knochenbrüchen vorbeugen

Bei der Studie wurden außerdem zwei Faktoren, die mit Knochenabbau einhergehen können, im Blutplasma von Krebspatienten identifiziert: eine Erhöhung des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein und eine verminderte Konzentration des Plasmaproteins Albumin, ein Indikator für Mangelernährung. Diese beiden Faktoren sind häufig bei Krebspatienten mit Kachexie nachweisbar, was ebenfalls darauf hinweist, dass Kachexie ursächlich zum Knochenabbau beiträgt.

„Unsere Ergebnisse beleuchten die Komplexität des Knochenstoffwechsels bei Krebspatientinnen und -patienten und bilden die Grundlage für Präventionsmaßnahmen gegen Osteoporose und Knochenbrüche bei Betroffenen mit Tumorkachexie“, betont Sonia Vallet. Mit Hilfe dieser Erkenntnisse könnte das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche in dieser sowieso schon extrem belasteten Patientengruppe reduziert werden.