Michaela Polleres mit der Silber-Medaille
APA/GEORG HOCHMUTH
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Sport

Judo: Polleres erobert Silber in Tokio

Die Weltranglisten-Achte Michaela Polleres aus Ternitz (Bezirk Neunkirchen) hat am Mittwoch bei den Olympischen Spielen in Tokio in der Judo-Gewichtsklasse bis 70 kg die Silbermedaille erobert. Sie scheiterte im Finale an der Japanerin Chizuru Arai.

„Ich kann es nicht glauben im Moment, weiß nicht, wie ich es in Worte fassen soll. Es ist ein unglaubliches Gefühl“, sagte Polleres in einer ersten Reaktion im ORF-Interview. „Am Anfang war ich sehr nervös, das hat sich im Laufe des Tages gelegt. Beim Einzug ins Finale war ich auch nervös, aber ich habe mich richtig aufs Kämpfen gefreut.“

Silbermedaillen-Gewinnerin Polleres im Interview

Zuvor gewann die Niederösterreicherin im Semifinale gegen die Niederländerin Sanne van Dijke, die in der Weltrangliste auf Rang drei liegt, mit Waza-Ari. Es war das Duell der beiden WM-Dritten. Die Niederösterreicherin setzte sich im Budokan auf dem Weg zum Poolsieg gegen die Irin Megan Fletcher (Waza-Ari), die Südkoreanerin Kim Seongyeon (Golden Score/Waza-Ari) und die Weltranglisten-7. Barbara Matic aus Kroatien mit Waza-Ari durch. Zuvor war ein Ippon zurückgenommen worden.

„Es kann leider immer passieren, dass sie es noch einmal anschauen und feststellen, dass es keine Wertung war. Wichtig ist, dass man dann fokussiert bleibt und nicht schon abgeschlossen hat. Yvonne hat mir draußen weiter Tipps gegeben, ich habe die Ruhe bewahrt und sauber gekämpft“, sagte die von Nationaltrainerin Yvonne Bönisch gecoachte Polleres. Im WM-Halbfinale in Budapest war sie Matic noch unterlegen. „Wir haben uns eine gute Taktik überlegt: Dass ich nur links kämpfe und die Zughand kontrolliere. Wie man sieht, ist das ganz gut aufgegangen.“ Auch Fletcher und Kim waren bei der Ungarn-WM im Juni Gegnerinnen, beide besiegte sie auch damals.

Michaela Polleres und ihre Trainerin Yvonne Bšnisch
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Silber für Michaela Polleres bei den Olympischen Spielen

Mit acht Jahren mit Judo begonnen

Polleres holte heuer bei den Weltmeisterschaften die erste Judomedaille für Österreich seit elf Jahren. „Die Medaille vor den Olympischen Spielen hat mir Motivation gegeben und gezeigt, dass ich ganz vorne mitkämpfen kann. Mir wurde eine Last von den Schultern genommen, ich habe neues Selbstvertrauen bekommen“, sagte sie zur APA – Austria Presse Agentur. Zu den Mitfavoritinnen zu zählen, nahm sie gern an. „Es freut mich, dass ich vorne dabei bin.“

Polleres begann mit acht mit dem Judosport. „Mit Judo konnte nichts konkurrieren, ich habe ein paarmal versucht, Tennis zu spielen. Bei einer Judovorführung in der Schule dachte ich mir, das schaut cool aus, das probiere ich.“ Ganz so einfach war der Start dann aber nicht – und da kommt wieder die zurückhaltende Art der Niederösterreicherin ins Spiel. „Ohne meine Eltern wäre nichts gegangen. Mama hat mich regelmäßig hingebracht zum Training. Ich habe einen kleinen Schubs gebraucht, weil ich so schüchtern war. Dann habe ich neue Freunde kennengelernt. Es hat so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin“, meinte die Bronzemedaillengewinnerin der Olympischen Jugendspiele 2014 in Nanjing.

Michaela Polleres im weißen Anzug gegen die Japanerin Chizuru Arai (JPN) in Tokio
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Michaela Polleres während der Final-Begegnung gegen Chizuru Arai (JPN) im Rahmen der Judo-Wettkämpfe der Olympischen Sommerspiele in Tokio

Bereits zweite Medaille für Sportlerin aus Niederösterreich

Es ist dies die bereits zweite Medaille für Österreich im Judo bei diesen Sommerspielen. Am Dienstag gewann Shamil Borchashvili in der Kategorie bis 81 kg Bronze. Und es ist dies bereits auch die zweite Medaille für eine Sportlerin aus Niederösterreich, nachdem bereits Radsportlerin Anna Kiesenhofer eine Goldmedaille erobern konnte – mehr dazu in Kiesenhofer nach Rückkehr: „Jetzt einmal ausschlafen“ (noe.ORF.at; 27.7.21).