Baden bei Wien
APA/CHRISTIAN FREYDL
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Kultur

Weltkulturerbe: Was bringt dieser Status?

Die berühmten Touristenziele wie etwa die Chinesische Mauer und der Taj Mahal sind auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste vereint. Auch die Stadt Baden wurde jetzt aufgenommen. Für die Einheimischen soll sich dadurch nicht allzu viel ändern.

Es liegt auf der Hand: Viele der bedeutsamen Stätten, die auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste zu finden sind, sind wahre Touristenmagneten. Auch die Stadt Baden, die seit Samstag Weltkulturerbe-Status hat, möchte den Tourismus ankurbeln. Allerdings den Kurtourismus. Von Massentourismus a la Hallstatt im Salzkammergut hält man hier nichts, sagte Tourismusdirektor Klaus Lorenz: „Der Tagestourismus ist auch erwünscht, es geht uns um diesen reinen Fototourismus, den wir nicht haben wollen.“

Auf die Frage, wie man das vermeiden möchte, antwortete Lorenz: „Da geht es um ein Busmanagement, also wie weit lässt man die Reisebusse in die Stadt hineinfahren und welche Aufenthaltsbedingungen schafft man ihnen“, so Lorenz gegenüber noe.ORF.at.

Kurgäste „herzlich willkommen“

Bürgermeister Stefan Szirucsek (ÖVP) ergänzte: „Der Kurgast ist das, was die Stadt groß gemacht hat, der ist herzlich willkommen, um hier Entspannung zu finden, Gesundheit zu finden und das reichhaltige kulturelle Angebot der Stadt zu genießen.“ Die Badenerinnen und Badener selbst reagieren großteils positiv auf die Auszeichnung.

„Natürlich wollen wir, dass wir unser kleines und feines Baden erhalten können. Aber die Stadt muss unbedingt gesehen werden, denn sie ist so sehenswert. Und der Tourismus bringt nur Positives, eine Stadt kann nur davon profitieren, vor allem wirtschaftlich“, sagte etwa die 16-jährige Anna Sailer. Der 87-jährige Ernst Braun ergänzte: „Ich habe nur ein bisschen das Gefühl, dass das Leben jetzt vielleicht noch teurer wird in Baden. Ich hoffe nicht. Es ist schön, und ich bin stolz, hier zu leben.“

Weltkulturerbe-Status muss gepflegt werden

Auf der offiziellen Website der UNESCO heißt es: „Welterbe zu sein ist keine einmalige Auszeichnung, sondern eine fortwährende Anstrengung, um die Stätte auch für zukünftige Generationen in ihrer Besonderheit und Schönheit zu erhalten.“ Man kann diesen Status auch wieder verlieren. Dreimal wurde er aberkannt, zuletzt im britischen Liverpool aufgrund großer Bauprojekte, die aus Sicht des UNESCO-Komitees den Wert der Hafenstadt beschädigt haben.

Auch in Wien wackelt der Weltkulturerbe-Status. Auch hier geht es um ein großes Bauprojekt, jenes auf dem Heumarkt. In Baden sieht man diesbezüglich aber keine Gefahr, so Szirucsek: „In Baden gibt es nichts Vergleichbares, in Baden ist keine Hochhauszone ausgewiesen, und die Anerkennung der UNESCO bestätigt den Weg, der hier schon vor Jahrzehnten eingeschlagen wurde.“ Denn schon damals wurden Schutzzonen in der Stadt definiert, die genau festlegen, welche Bauprojekte in welchem Rahmen erlaubt sind. Durch den Weltkulturerbe-Status werde es keine neuen Auflagen geben, so Szirucsek.

Internationale Vernetzung mit anderen Kurorten

Welterbe-Koordinator Hans Hornyik ergänzte: „Ich habe keine Sorge, dass es uns nicht gelingen wird, im Sinne der UNESCO unser Erbe weiter zu pflegen und zu erhalten.“ Als erste größere Projekte sollen etwa die Sommerarena im Kurpark, der baufällige Musikpavillon im Kurpark und die Ruine Rauhenstein saniert werden. Und man setzt auf die internationale Vernetzung: Mit den zehn weiteren Städten der „Great Spas of Europe“, die ebenfalls am Samstag auf die Weltkulturerbe-Liste gesetzt wurden, soll ein Verein mit gemeinsamen Marketingkonzepten und engem Austausch in regelmäßigen Onlinetreffen entstehen.

Die Sorge, dass in Baden durch den Weltkulturerbe-Status bald alles teurer werden könnte, sei unbegründet. Baden sei immer schon hochpreisiger gewesen, das habe nichts mit dem neuen Status zu tun, sondern mit der Lebensqualität, so Hornyik. Allzu viel dürfte sich also in Baden durch die Auszeichnung der UNESCO nicht verändern. Nur eines: „Der Stolz wird größer. Ich bin schon stolz darauf, dass ich da wohnen kann“, so die Bewohnerin Gertrude Schrittwieser.