Sichtlich stolz präsentiert Polleres’ Trainer Adi Zeltner Fotos von den Erfolgen der vergangenen Jahre. Auf einer Wand im Judoclub sind sie alle verewigt. Im Gespräch mit noe.ORF.at erzählt Zeltner von den gemeinsamen Anfängen und vom Zusammenhalt im Verein in Wimpassing. Trotz der Niederlage im Finale gegen die Japanerin Chizuru Arai ist Zeltner über das Erreichte mächtig stolz: „Für mich glänzt dieses Silber wie Gold.“
Denn Polleres habe die Medaille „nicht irgendwie geholt, sondern die Nummer eins, die regierende Weltmeisterin und zwei weitere Topathletinnen geschlagen“, zählt Zeltner auf: „Und im Finale gegen eine der besten der Welt verloren.“ Der knappe Kampf lasse jedenfalls „Luft nach oben für die nächste Begegnung“. Für Zeltner ist die Medaille der größte Erfolg eines seiner Schützlinge.
Enge Abstimmung mit Nationaltrainer
Auf dem Weg dorthin war Zeltner wegen der CoV-Beschränkungen in Japan dieses Mal von Niederösterreich aus in die Vorbereitungen für die Kämpfe involviert. „Ich bin um 3.50 Uhr aufgestanden, der erste Kampf war um 4.00 Uhr, und dann wird sofort jeder Kampf mit analysiert, ob irgendeine Gegnerin einen neuen Wurf, eine neue Technik oder eine neu Griffvariation bringt, das notiere ich, und das wird dann am Ende vom Training eingearbeitet“, erzählt der Trainer.

Wenn es sich dabei um eine mögliche Gegnerin von Polleres handelt, wird die Nationaltrainerin auch zwischen den Kämpfen informiert. „Aufpassen, die macht dies oder jenes dazu, dann redet man kurz drüber, das ist ein super Miteinander“, erzählt Trainer Zeltner, der sich nach dem dritten Platz bei der Weltmeisterschaft nun über den nächsten Erfolg freuen kann.
„Olympia ist etwas anderes“
Daheim vor dem Fernseher fieberten auch die Eltern von Polleres mit. Dass die Kämpfe so zeitig begonnen haben, sei kein Problem gewesen, sagt Vater Christian: „Wir konnten ohnehin kaum schlafen.“ Den Erfolg einige Stunden später kann er noch immer nicht ganz fassen: „Eine Medaille war möglich, aber Olympia ist etwas anderes, das ist ganz oben, da gibt jeder mehr als 100 Prozent, und dass da eine Medaille rausschaut, hätte ich nicht geglaubt.“
Persönlich gesprochen haben sie mit ihrer Tochter zwar noch nicht, aber in einem Video ihre Glückwünsche geschickt. Michaelas Mutter Gabi freut sich hingegen bereits, wenn die Tochter wieder zu Hause ist: „Ich werde sie einfach ganz fest drücken und umarmen.“ Am Samstag kehrt Polleres in ihre Heimat zurück. Dann soll der Erfolg auch gemeinsam gefeiert werden.