Heidentor Carnuntum
Kultur

Donaulimes schaffte es auf die Welterbeliste

Nach längerem Tauziehen ist es nun fix: Auch der Donaulimes trägt ab sofort das Weltkulturerbe-Prädikat der UNESCO. Die einstige Grenze des Römischen Reiches führt durch Oberösterreich, Niederösterreich und Wien.

Der gemeinsame Antrag Österreichs, Deutschlands und der Slowakei ist am Freitag bei der 44. Sitzung des zuständigen Komitees der UNESCO angenommen worden. Eigentlich hätte die Entscheidung bereits am Sonntag fallen sollen, diese wurde dann aber sukzessive aufgeschoben. Der Grund: Ungarn war kurzfristig aus dem gemeinsamen Antrag mit Österreich, Deutschland und der Slowakei ausgestiegen.

Entscheidung nach mehrtägiger Debatte

Der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) wies in der Debatte darauf hin, dass ohne Ungarn rund 400 Kilometer und damit mehr als die Hälfte der Grenze aus dem Antrag herausgenommen worden seien. Unter den Mitgliedsländern herrschte Uneinigkeit, ob die übrigen Teile des Donaulimes dennoch ohne weitere Evaluierung in die Welterbeliste aufgenommen werden sollten. Nach mehrtägiger Debatte und einer geheimen Abstimmung erfolgte nun die Eintragung.

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Heidentor Carnuntum
Das Heidentor in Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) zählt zu den besterhaltenen antiken Baudenkmälern in Österreich und zeugt von der Bedeutung der antiken Stadt
Römisches Kastell Favianis in Mautern
Befestigte Lager bildeten die Kernstücke des Donaulimes. In Mautern lassen bespielsweise die erhaltenen Türme und Mauern des Kastells Favianis die Ausmaße und Erscheinung dieser Anlagen noch gut erkennen.
Römerturm in Rulln
Der Römerturm in Tulln
Fächerurm des römischen Kastells in Zeiselmauer
Fächerturm des römischen Kastells in Zeiselmauer (Bezirk Tulln), erbaut im vierten Jahrhundert
Römischer Wachtum in  Bacharnsdorf
Reste eines römischen Wachturms aus dem vierten Jahrhundert in Bacharnsdorf, einer Ortschaft, die zur Gemeinde Rossatz-Arnsdorf (Bezirk Krems) gehört

22 archäologische Fundstätten in Österreich

Österreich ist mit 22 Stätten in diesem Welterbe vertreten. Dabei handelt es sich um unterschiedlichste bedeutende archäologische Fundstätten in Wien, Nieder- und Oberösterreich, die bis heute den Verlauf der antiken Grenzbefestigung mit Kastellen, Wachtürmen und den dazugehörigen zivilen Siedlungen und Verkehrswegen bezeugen.

Neben prominent erhaltenen Baudenkmälern wie etwa dem Heidentor von Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) und nach wie vor sichtbaren Überresten von Befestigungsanlagen, etwa in Tulln, Zeiselmauer (Bezirk Tulln) und Traismauer (Bezirk St. Pölten), sind auch im Erdreich verborgene Bodendenkmäler Teil der Welterbestätte.

„Dass der westliche Teil des Donaulimes mit seinen Abschnitten in Deutschland, Österreich und der Slowakei nun eingeschrieben werden konnte, ist die Anerkennung jahrelanger intensiver Vorarbeiten und gleichzeitig Auftrag für den umfassenden Schutz für kommende Generationen“, sagte Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, via Aussendung: „Dieses besondere Welterbe macht unsere gemeinsamen Wurzeln, nicht nur in Europa, sondern über den gesamten Mittelmeer-Raum hinaus, deutlich sichtbar. Dem reichhaltigen antiken Erbe, das uns verbindet, wird mit dieser Eintragung nun jene Bedeutung zugesprochen, die es verdient.“

Karte mit Kultur- und Naturerbe;
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Österreich zählt nun zwölf Welterbestätten. Die Kurstadt Baden wurde erst am Sonntag zum Weltkulturerbe ernannt.

Insgesamt 6.000 Kilometer sollen eingeschrieben werden

Der Limes als einstige Grenze des Römischen Reiches erstreckte sich von Großbritannien über Mittel- und Osteuropa und den Nahen Osten bis nach Nordafrika. Die UNESCO strebt die vollständige transnationale Einschreibung der 6.000 Kilometer langen „Grenzen des Römischen Reiches“ an.

Die Befestigungsanlagen entlang der Donau bilden nach dem bereits ausgezeichneten Hadrians- und Antoninuswall in Großbritannien (1987/2008) sowie dem Obergermanisch-Raetischen Limes in Deutschland (2005) den dritten Teilabschnitt dieses Großprojekts. Der rund 400 Kilometer lange Niedergermanische Limes mit seinen Kastellen und Legionslagern verläuft entlang des Rheins und wurde bereits am Dienstag als Welterbe ausgezeichnet – mehr dazu in Niedergermanischer Limes nun UNESCO-Welterbe (news.ORF.at; 27.7.2021).

Mikl-Leitner: „Eine hohe Auszeichnung für das Bundesland“

Grünen-Kunst- und -Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (zeigte sich über das heutige, letztendlich positive Votum „erfreut und erleichtert“. „Nach dem Rückzug Ungarns aus dem gemeinsamen Antrag stand das gemeinsame Vorhaben nach mehr als 20 Jahren Vorbereitungszeit in Österreich und mehr als fünf Jahren der Zusammenarbeit mit den drei Partnerstaaten Deutschland, Ungarn und Slowakei auf Messers Schneide“, sagte Mayer. Das neue gemeinsame Welterbe sei umso mehr ein Auftrag, den kooperativen Weg fortzusetzen.

Gemeinden entlang des Donaulimes in Niederösterreich
ORF/Bernhard Hieger
Der Donaulimes in Niederösterreich

Jubelbekundungen kamen auch aus der Landespolitik. „Die Aufnahme in die Welterbeliste ist eine neuerliche hohe Auszeichnung für unser vielfältiges Bundesland, das neben dem Weltkulturerbe Wachau, der Semmeringbahn und Baden nun auch ein weiteres Weltkulturerbe besitzt“, so Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Oberösterreich hat sich intensiv dafür eingesetzt, dass der Donaulimes Teil der Welterbeliste der UNESCO wird. Dieser Einsatz hat sich gelohnt“, sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).

Nach Baden das jüngste Welterbe in Österreich

Österreich hat mit der Entscheidung am Freitag nun zwölf Welterbestätten: Dazu gehören unter anderem die historischen Zentren von Graz, Salzburg und Wien, das Schloss Schönbrunn und der Neusiedler See. In Niederösterreich alleine sind es bereits vier Welterbestätten – die Semmeringbahn, die Wachau, das Wildnisgebiet Dürrenstein und der historische Kurort Baden. Dieser wurde erst am Samstag als Teil der „Great Spa Towns“ Europas in die begehrte Liste aufgenommen – mehr dazu in UNESCO: Baden ist Weltkulturerbe (noe.ORF.at; 23.7.2021).