Nitsch Aktion in Bayreuth
APA/Festspiele Bayreuth/Enrico Nawrath
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Kultur

Nitsch-Farbräusche bei „Walküre“ in Bayreuth

Aktionskünstler Hermann Nitsch feierte Ende vergangener Woche sein Debüt bei den Bayreuther Festspielen. Mit Farbräuschen interpretierte er die Bühnengestaltung zu Richard Wagners „Walküre“. Wie immer polarisierte Nitsch mit seiner Aktion.

Am Ende standen laute Buhs und einige Standing Ovations für Hermann Nitschs performative „Walküre“ bei den Bayreuther Festspielen. Nachdem die vor der Pandemie vorgesehene Neuinszenierung des „Ring des Nibelungen“ durch den österreichischen Jungregisseur Valentin Schwarz auf 2022 verschoben werden musste, sollte die semiszenische „Walküre“ in Deutung des legendären Aktionskünstlers die Wartezeit verkürzen.

Stimmungsfarben der Musik in Wandfarben übersetzt

Der 82-jährige Aktionskünstler, der in Prinzendorf (Bezirk Mistelbach) lebt, hielt sich über weite Strecken des Abends im Hintergrund. In allen drei Aufzügen wird wieder beim weißen Blatt oder besser gesagt dem weißen Raum angefangen. Weiße Bühnenwände werden von seinen Akteuren von oben nach unten mit Farben übergossen, die als Rinnsale bizarre, wechselnde Formen bilden, die allerdings nicht im Selbstzweck erstarren, sondern durchaus die Stimmungsfarben der Musik in Wandfarben übersetzen. So wird etwa die Flucht Siegmunds durch den gewittrigen Wald mit Grün und Blau untermalt und bei der blutschänderischen Vereinigung von Siegmund und Sieglinde wird alles in Warnrot getaucht.

Ein Malassistent des österreichischen Aktionskünstlers Hermann Nitsch schüttet rote Farbe auf einen Statisten der Festspiele.
APA/Festspiele Bayreuth/Enrico Nawrath
Ein Malassistent des Aktionskünstlers Hermann Nitsch schüttet rote Farbe auf einen Statisten der Festspiele

Nitsch hielt sich mit seinem Team über weite Strecken des Abends ganz geziemt an das Konzept einer reinen Mal-Schütt-Aktion mit symbolischen Farben hinter dem an der Rampe stehenden Ensemble. Nur in wenigen Momenten machte er mit Gekreuzigten den Sängerinnen und Sängern quasi Konkurrenz.

Nitsch sagte in Bayreuth, er habe sich, ähnlich wie Wagner, um ein Gesamtkunstwerk bemüht. „Ich bin eigentlich sehr froh, dass es so gelungen ist, wie ich es machen wollte. Ich habe eine Malaktion einem Werk von Maler gegenübergestellt und wollte mit dieser Malaktion von Wagner herausgefordert werden, glühende Farben auf Flächen zu bringen“, so Nitsch.

Nitsch ist froh über das „Drei-Tage-Spiel in Bayreuth“

Für den Künstler ist die Aktion in Bayreuth nicht die Erfüllung eines Lebenstraums, wie er sagt, aber etwas, das er sehr gerne macht. „Ich war irgendwie sehr froh, das alles verwirklichen zu können. Mir ist es eben gelungen, wirkliche Farbräusche zu verwirklichen.“ Das Bühnenbild wird von Nitsch an die Stadt Bayreuth gehen. Zuvor ist die Interpretation der „Walküre“ durch den Aktionskünstler aber noch zwei weitere Male am Grünen Hügel zu sehen, ein Drei-Tage-Spiel also.

Ein Malassistent des österreichischen Aktionskünstlers Hermann Nitsch schüttet rote Farbe auf einen Statisten der Festspiele.
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„Ich habe eine Malaktion einem Werk von Maler gegenüber gestellt und wollte mit dieser Malaktion von Wagner herausgefordert werden, glühende Farben auf Flächen zu bringen“, so Nitsch

Unterschiedliche Kritiken

So, wie schon die Reaktionen des Publikums am Grünen Hügel wechselhaft ausfielen, so zeigten sich auch die Stimmen der Kritikerinnen und Kritiker. So schrieb etwa Reinhard J. Brembeck in der „Süddeutschen Zeitung“: „Hermann Nitsch illustriert eine Art ‚Ring‘-Best-of’ mit buntem Actionpainting. Malerei und Musik finden aber nicht zusammen.“ Gert Korentschnig schrieb im „Kurier“: „Hermann Nitsch bezwang mit seiner Malaktion zu Wagners ,Walküre’ den Grünen Hügel in Bayreuth.“ Tobias Rüther titelte seine Kritik in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit „Die Innereien von Bayreuth“.