Sarah Fischer in Tokio im Gewichtsheberbewerb
GEPA pictures/Jasmin Walter
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TOKYO 2020

Sarah Fischer bei Olympia-Premiere auf Rang zehn

Sarah Fischer aus Rohrendorf (Bezirk Krems) hat am Montag bei den Olympischen Spielen in Tokio die Erwartungen erfüllt. Die 20-Jährige ist in der Gewichtsklasse über 87 kg Zehnte geworden und hat damit ihr großes Ziel erreicht.

Optisch wirkte Fischer als mit Abstand am leichtesten, sprich am unteren Limit, fast fehl am Platz. Sie hatte versucht, sich in der Klasse bis 87 Kilogramm zu qualifizieren, rutschte aber in die offene Kategorie hinein. Manche Konkurrentinnen brachten 150 bis 160 Kilogramm auf die Waage, weshalb Fischer schon im Vorfeld wusste: „Die ersten acht sind unter sich.“

Augenscheinlich wurde der Leistungsunterschied auch daran, dass sich die Österreicherin im Reißen zu Beginn 93 kg auflegen ließ, die spätere Siegerin aus China Li Wenwen legte bei 135 kg los. Fischer klärte 93 und 97 kg nach einem Fehlversuch. Ähnlich lief es für sie im Stoßen: Nach 117 kg ließ sie sich 123 kg auflegen, die sie ebenfalls nach einem Fehlversuch klärte. Der zweite Versuch war zunächst gültig gegeben worden, was nach einer Juryberatung aber zurückgenommen wurde. Im dritten Versuch schaffte sie das Gewicht technisch sauber und damit diskussionslos.

Sarah Fischer in Tokio während des Wettkampfs
APA/Georg Hochmuth
Sarah Fischer: „Es war meine Olympia-Premiere, ich war extrem nervös“

„Ich kann sehr zufrieden sein“, sagte Fischer, gab aber auch zu, dass sie sich in der Gewichtsklasse nicht wohlfühlte. Eine Zweikampfleistung von 230 kg war Fischers Ziel, am Ende blieb sie zehn Kilogramm darunter, schaffte aber das anvisierte Top-Ten-Ergebnis. „Es war meine Olympia-Premiere, und ich war extrem nervös. Natürlich redet man sich im Vorfeld immer ein, cool zu bleiben, aber dann steht man da und merkt, es ist jetzt tatsächlich Olympia – und dann ist man doch überwältigt.“ Olympiasiegerin Li Wenwen aus China schaffte eine Zweikampfleistung von 320 kg und damit um 100 kg mehr als Fischer.

Ein Wettkampf für den verstorbenen Großvater

Bis zu ihrer Olympia-Premiere durchlebte Sarah Fischer zuletzt schwierige Wochen und Monate. Vor allem der Tod ihres geliebten Großvaters war für sie und ihren Trainer-Vater Ewald Fischer neben dem täglichen Training schwer zu verkraften. „Mein Opa hat sich immer gewünscht, dass ich einmal bei Olympischen Spielen dabei sein kann. Das war sein größter Traum, und dass ich das geschafft habe, ist nur für ihn“, erklärte Fischer unmittelbar nach dem Wettkampf.

Sarah Fischer
GEPA pictures/Markus Oberländer
„Ich bin wirklich sehr glücklich mit meiner Leistung“

Im Gespräch mit der Austria Presse Agentur gestand Fischer dann auch: „In den nächsten Wettkämpfen möchte ich wieder in meiner eigenen Gewichtsklasse starten. Ich fühle mich überhaupt nicht wohl in dieser." Wenn man wisse, wie schwer die anderen wirklich seien, dann „denke man sich, okay, man sei gerade mal zwei Kilogramm über der Marke (+87 kg). Aber es war die einzige Möglichkeit, dass ich mich qualifiziere. Von dem her haben wir das komplett richtig gemacht.“

Sie habe in dem Wettkampf für das, was sie dafür trainiert habe und wie das Ganze abgelaufen sei, das Maximum herausgeholt. „Ich habe Donnerstagabend erfahren, dass ich Freitag doch fliegen kann“, schilderte sie die bangen Tage nach dem positiven Coronavirus-Test. „Ich bin wirklich sehr glücklich mit meiner Leistung, Top Ten wäre auch in der anderen Gewichtsklasse mein Ziel gewesen.“ Olympia sei eine spezielle Erfahrung gewesen. „Als ich den ersten Schritt auf die Bühne gemacht habe, habe ich gezittert. Das war ein komplett anderes Gefühl.“