Politik

Bürgermeisterinnen: „Traut euch drüber!“

Um den Austausch unter den weiblichen Ortschefs zu pflegen, lädt der Gemeindebund jedes Jahr zu einem Bürgermeisterinnentreffen. In St. Anton an der Jeßnitz (Bezirk Scheibbs) riet man interessierten Frauen, sich den Job ebenfalls zuzutrauen.

75 Bürgermeisterinnen gibt es in Niederösterreich – so viele wie in keinem anderen Bundesland. Österreichweit sind 199 der Ortschefs weiblich. In Relation zur Gesamtzahl von 2.095 Ortschefs ist der weibliche Anteil mit 9,5 Prozent damit noch immer gering. Aber die Zahl der Bürgermeisterinnen steigt: Gab es 1999 nur 45 Bürgermeisterinnen in Österreich, so sind es heute etwa viermal so viele.

Doch das Interesse der Frauen an Führungspositionen in der Kommunalpolitik sei regional unterschiedlich, hieß es beim Treffen, an dem 65 Bürgermeisterinnen aus ganz Österreich teilnahmen. Weiblicher Nachwuchs sei nicht überall in Sicht, es müsse mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden, ist man sich unter den Ortschefinnen einig.

Rat an Frauen: „Traut euch drüber, macht es“

Gesellschaftspolitisch habe sich schon viel getan, was die Akzeptanz der weiblichen Ortschefs betrifft, sagte die Vizepräsidentin des Österreichischen Gemeindebundes und Bürgermeisterin von Stuhlfelden (Salzburg), Sonja Ottenbacher (ÖVP): „Die Bevölkerung hat das Denken verändert. Man sieht schon, dass Frauen die Führung eines Ortes zugetraut wird und dass die Jungen sich auch trauen. Man hat immer Angst vor bestimmten Themen und glaubt, das schafft man nicht, aber da kann ich wirklich sagen: Traut euch drüber, macht es.“

Frauen sollten ihre Chancen nutzen, meinte auch die Bürgermeisterin von Pörtschach (Kärnten), Silvia Häusl-Benz (ÖVP). „Wenn sich eine Tür öffnet, sollte man einfach durchgehen und nicht hinterfragen: Kann ich das? Man sollte wirklich einfach durchgehen und es tun“, zeigte sie sich überzeugt.

Viele Herausforderungen für weibliche Ortschefs

Beim Bürgermeisterinnentreffen in St. Anton an der Jeßnitz im Mostviertel wurde auch über die Herausforderungen für Bürgermeisterinnen gesprochen. Das sei etwa die mangelnde soziale Absicherung, wie eine Umfrage des Gemeindebundes unter 100 Bürgermeisterinnen zeigt. Herausfordernd sei auch die Mehrfachbelastung. Viele Bürgermeisterinnen würden das Amt nebenberuflich ausüben, obwohl es eigentlich ein Vollzeitjob sei.

ürgermeisterinnentreffen
Doris Henninger
65 Bürgermeisterinnen aus ganz Österreich tauschten heuer im Mostviertel Erfahrungen über ihre Arbeit aus

Dennoch überwiege die Leidenschaft für den Beruf, wie Gastgeberin Waltraud Stöckl (ÖVP), Bürgermeisterin von St. Anton an der Jeßnitz, betonte: „Es ist wirklich eine wunderschöne Aufgabe, man lernt dabei sehr viele Leute kennen und kann gute Netzwerke bilden. Ich würde raten, es zumindest zu versuchen.“ Auch die Bürgermeisterin von Laa an der Thaya (Bezirk Mistelbach), Brigitte Ribisch (ÖVP), könnte sich keinen anderen Beruf vorstellen: „Es ist mein Traumberuf, weil man gemeinsam mit anderen etwas zum Positiven bewegen kann. Man ist direkt an den Menschen dran, und die Wünsche und Sorgen einfach gleich direkt da sind.“

Weibliche Ortschefs hätten zudem ganz besondere Stärken, hielt die Vizepräsidentin des Österreichischen Gemeindebundes und Bürgermeisterin von Liezen (Steiermark), Roswitha Glashüttner (SPÖ), fest. „Als Frau ist es, glaube ich, anders, der Zugang ist ein anderer. Das sieht man auch bei den Vorsprachen, die zu mir kommen. Da geht es viel mehr auch um das Soziale“, erzählte sie.