Eröffnungskonzert Grafenegg Jubiläum
Sebastian Philipp
Sebastian Philipp
Kultur

Jubiläumsfestival in Grafenegg eröffnet

Das 15. Grafenegg Festival ist Freitagabend mit einer adaptierten Version des Verdi Requiems eröffnet worden. Wegen eines CoV-Falls konnte der Wiener Singverein nicht auftreten, das Requiem wurde gekürzt gespielt.

Von einer „Weltpremiere“ sprach der künstlerische Leiter Rudolf Buchbinder nicht ganz ernst gemeint in seinen Begrüßungsworten zum geänderten Programm: Giuseppe Verdis Requiem wurde ohne die Teile des Chors gespielt. Als ironischer Verweis auf die Unausweichlichkeit des Schicksals spielte das Tonkünstler Orchester Niederösterreich, unter Chefdirigent Yutaka Sado, vor dem Requiem die Ouvertüre zur Verdi Oper „Die Macht des Schicksals“.

Die Teile des Requiems mit den Solistinnen und Solisten erklangen wie geplant. Es sei am Tag vor der Eröffnung „ein wenig stressig gewesen“, sagte der polnische Tenor Piotr Beczała gegenüber noe.ORF.at, aber durch die Änderungen sei der Abend und die Version des Requiems einzigartig. Ein Sänger des Wiener Singvereins wurde am Donnerstag trotz zweifacher Impfung positiv auf das Coronavirus getestet, das Konzert musste auf Anordnung der Landessanitätsdirektion ohne Chor auskommen – mehr dazu in Nach Coronafall: Programmänderung in Grafenegg (noe.ORF.at; 13.8.2021).

Als Solistin trat u.a. auch die französische Mezzosopranistin Clémentine Margaine auf. Sie sprach von einem besonderen Erlebnis: „Ich habe schon auf großen Open-Air-Bühnen gesungen, aber diese liebe ich besonders. Es ist im Freien, aber du bist trotzdem umgeben – vom Publikum und von der Natur. Es ist intim, obwohl es ein großes Publikum ist.“ Zudem sangen auch die Sopranistin Krassimira Stoyanova und der Bass René Pape.

Sendungshinweis

  • Die Festivaleröffnung wird vom ORF Niederösterreich aufgezeichnet und ist am 17. August um 22.35 Uhr in ORF2 zu sehen – mehr dazu in tvthek.ORF.at.
  • In Radio Niederösterreich ist das Konzert am 15. August ab 20.04 Uhr zu hören.

Requiem in Gedenken an Pandemie-Opfer

Giuseppe Verdi (1813-1901) schuf die „Messa da Requiem“ 1874 für den ein Jahr zuvor verstorbenen italienischen Dichter Alessandro Manzoni. Geschrieben wurde das Werk strenggenommen für die Aufführung in einer Kirche, es gilt jedoch als opernhafte Totenmesse, etwa wegen der Besetzung mit vier Solisten, Chor und Opernorchester. Es wird sogar als Verdis „beste Oper“ bezeichnet.

Die Totenmesse sei bewusst für die Eröffnung gewählt worden, so der künstlerische Leiter Rudolf Buchbinder: „Das Requiem ist eines der tollsten Werke der Musikliteratur und es ist im Gedenken an die vielen Opfer der Pandemie. Es ist ein Werk, das man in der momentanen Zeit spielen muss. Die Musik ist so überwältigend und ergreifend.“ Die Festivaleröffnung wurde vom ORF Niederösterreich aufgezeichnet und ist am Dienstag, 17. August, in ORF2 zu sehen.

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Eröffnungskonzert Grafenegg Jubiläum
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Die Eröffnung konnte trotz CoV-Fall mit einem adaptieren Programm stattfinden
Festival Eröffnung Grafenegg
ORF/Pöchhacker
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Festival als Fixtermin im Kulturkalender

Vor 15 Jahren fand das erste Festival in Grafenegg statt. Im Jubiläumsjahr kommen wieder zahlreiche internationale Künstlerinnen und Künstler. Das Festival sei zwar jung, aber gut etabliert und habe Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus, sagte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) sprach von einer „tollen“ Entwicklung: „Ich kenne das Festival in Grafenegg von Beginn an und es kommen nun schon so viele internationale Künstler. Man sieht es auch an den Besucherzahlen.“ Auch die Eröffnung war ausverkauft.

Zahlreiche Politikerinnen und Politiker fanden sich unter den Gästen, etwa Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll, die Ministerinnen Margarete Schramböck und Claudia Tanner (alle ÖVP). Zu Gast waren ebenso Persönlichkeitena aus der Kultur, u.a. Kammersängerin Daniela Fally und Autor Paulus Hochgatterer.

Staraufgebot in der Jubiläumssaison

Innerhalb von drei Wochen sind in Grafenegg die Philharmoniker aus Wien, München, Prag und Mailand zu Gast. Die Dirigenten sind ebenso hochkarätig: Herbert Blomstedt, Valery Gergiev, Semyon Bychkov und Andrés Orozco-Estrada. Als Solistinnen und Solisten werden der Violinist Leonidas Kavakos, der Cellist Gautier Capuçon, die Sopranistin Renée Fleming, die französische Pianistin Hélène Grimaud und die Cellistin Sol Gabetta auftreten.

Der künstlerische Leiter Rudolf Buchbinder selbst spielt Klavierkonzerte von Johannes Brahms (mit Maggio Musicale Fiorentino und Tschechische Philharmonie) sowie mit den Festival Strings Lucerne (Klavier und Leitung). Er ist auch Teil eines Beethovens „Tripelkonzert“, wie es in der Veranstaltungsbeschreibung heißt, mit Violonist Emmanuel Tjeknavorian und der Cellistin Harriet Krijgh. Die Stücke der im Vorjahr abgebrochenen Eröffnung werden am letzten Festivaltag, 5. September, nachgeholt.

Aufgrund der aktuellen Regelungen für Veranstaltungen können alle Sitzplätze vergeben werden. Am Areal gilt die „3-G-Regel“, die auch beim Eingang kontrolliert wird. Eine Maske muss etwa am Gang zur Toilette getragen werden. Sollte ein Konzert wegen Schlechtwetters ins Auditorium verlegt werden, gilt währenddessen eine FFP2-Maskenpflicht. Karten werden personalisiert ausgegeben, damit das Contact Tracing im Ernstfall schnell funktioniert.