Soziales

CoV sorgt für neue Probleme am Arbeitsplatz

Die Arbeiterkammer Niederösterreich hat am Dienstag ihre Halbjahresbilanz vorgelegt. Demnach haben 75.000 Menschen Hilfe wegen Problemen am Arbeitsplatz gesucht. Verschärft habe sich die Situation vor allem durch die Pandemie.

Unklare Lohnabrechnungen bei der Kurzarbeit, Kündigungen trotz Kündigungsschutzes in der Kurzarbeit, Chefs, die mit der Begründung Pandemie auf einvernehmliche Auflösungen des Dienstverhältnisses drängen, nicht eingehaltene Wiedereinstellungszusagen – kaum ein Themenkomplex hat heuer so sehr für Probleme am Arbeitsplatz gesorgt wie die Coronapandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen. Das zeigt die Auswertung der arbeits- und sozialrechtlichen Beratungen der AK Niederösterreich im ersten Halbjahr 2021.

Zwischen 1. Jänner und 30. Juni suchten demnach knapp 75.000 niederösterreichische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Hilfe und Unterstützung bei der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ). „Bei einem großen Teil der Anfragen konnten unsere Expertinnen und Experten schon mit einer Beratung weiterhelfen, etwa indem sie die Lohnabrechnung überprüften“, schilderte der Präsident der niederösterreichischen Arbeiterkammer Markus Wieser.

AK Niederösterreich erkämpfte 19,5 Mio. Euro

„Für fast 7.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mussten wir ausstehende Löhne und Gehälter beim Arbeitgeber einfordern oder vor Gericht einklagen, beziehungsweise ihre Ansprüche nach einer Insolvenz sichern. Inkludiert sind hier auch unsere sozialrechtlichen Vertretungen, also etwa, wenn wir Schwerkranken helfen, zu einer Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension zu kommen.“

Bildtext: Haben im ersten Halbjahr 19,5 Mio. Euro für niederösterreichische Arbeitnehmer*innen erstritten: Markus Wieser, Doris Rauscher-Kalod und Thomas Kaindl
Georges Schneider
19,5 Mio. Euro für niederösterreichische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Markus Wieser,(l.) Doris Rauscher-Kalod und Thomas Kaindl

Für diese Menschen erkämpfte die AK Niederösterreich im ersten Halbjahr Ansprüche in der Höhe von insgesamt knapp 19,5 Millionen Euro, etwa ebenso viel wie im letzten Halbjahr. Der wirtschaftliche Druck durch die Pandemie habe zu einer Zunahme von dubiosen Praktiken geführt, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter loszuwerden. „Wir beobachten, dass sich mehr Mitglieder an uns wenden, weil sie der Chef dazu drängt, eine einvernehmliche Auflösung des Dienstverhältnisses zu unterschreiben, auch in Betrieben mit Kurzarbeit, wo ja im wesentlichen Kündigungsschutz besteht. Auch sind unsere Expertinnen vermehrt mit ungerechtfertigten Entlassungen konfrontiert“, kritisierte Wieser.

Besserer Kündigungsschutz unbedingt notwendig

Es brauche daher einen besseren Schutz vor Kündigungen, denn gekündigt werden dürfe in der Privatwirtschaft immer ohne Grund. "Das ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Gekündigt werden darf auch im Krankenstand oder selbst nach einem Arbeitsunfall. Lediglich Fristen und Termine sind einzuhalten“, erklärte Wieser. „Derzeit kann in Österreich nur in besonderen Fällen eine Kündigung angefochten werden. Wir fordern daher einen besseren Kündigungsschutz und bessere Möglichkeiten zur Kündigungsanfechtung für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Wir haben in Österreich also sicher Verbesserungs- und Gesprächsbedarf“, so Wieser.