Ein Getreidefeld in Großweikersdorf
APA/Herbert Pfarrhofer
APA/Herbert Pfarrhofer
Forschung

Gel gegen Dürren in der Landwirtschaft

Wegen des Klimawandels wird es nicht nur in Österreich immer wärmer. Vor allem in der Landwirtschaft kämpft man mit Wassermangel. Ein neu entwickeltes Mittel zur Wasserspeicherung soll künftig bei der Bewässerung von Agrarpflanzen helfen.

Rund 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs gehen auf Kosten des Agrarsektors. Gleichzeitig steigen die Temperaturen. Das sei ein Problem, heißt es von einem Forscherteam aus Tulln. Daher entwickelte man zusammen mit Wissenschaftlern der BOKU Wien und des Austrian Centre of Industrial Biotechnology ein neues Gel, welches Wasser wie ein Schwamm aufsaugen und speichern kann. Dieses sogenannte Hydrogel könne dann beispielsweise zur Bewässerung in der Landwirtschaft eingesetzt werden.

Erste Versuche hätten gezeigt, dass Pflanzen mit Hilfe dieser Methode bis zu 52 Tage lang ausreichend mit Wasser versorgt werden können. Weitere Bewässerungen seien dabei nicht nötig. Zwar gäbe es bereits so genannte Hydrogele, so die Forscher. Das neu entwickelte Material sei aber im Vergleich zu den herkömmlichen Produkten völlig ungiftig. Daher könne dieses erstmals großflächig in der Agrarwirtschaft eingesetzt werden. Nachdem Ende Juli die Testphase beendet wurden, wird in Tulln nun für die ersten Kunden aus der Landwirtschaft produziert, heißt es weiter.

Weniger Wasser und Dünger

Weltweit betreiben laut den Wissenschaftlern vier von fünf Bauern Anbau mit Hilfe von Regenwasser. Da die neuesten Klimaprognosen immer längere Dürreperioden vorhersagen, könnte zukünftig wohl auch immer mehr Wasser aus Flüssen und Seen entnommen werden. Darunter leide der Mensch, aber auch Wildtiere und ganze Ökosysteme. Laut dem Start-up AgroBiogel aus Tulln könnte die neue Technologie aus Niederösterreich hier Abhilfe schaffen.

„Hydrogele werden auch Superabsorber genannt. Es sind Materialien, die in der Lage sind, ein Vielfaches ihres eigenen Gewichts an Wasser aufzunehmen und zu speichern. “, erklärt der Forscher Gibson Nyanhongo. Er ist gleichzeitig Co-Gründer des Tullner Jungunternehmens. „Unser Hydrogel ist ein natürliches Biogel, basierend auf Holz, welches bei der Herstellung von Papier als Abfallprodukt anfällt. Das Gel ahmt nicht nur Humus nach, es zerfällt mit der Zeit sogar zu Humus und verbessert damit die Fruchtbarkeit von Böden.“

Dadurch lasse sich das Mittel unter anderem auch in unfruchtbaren Regionen wie Wüstengebieten oder in städtischen Zentren für den Anbau von Kulturpflanzen und Bäumen einsetzen. Sowohl der Verbrauch von Wasser als auch von Dünger soll sich mit dem Gel um bis zu 70 Prozent reduzieren lassen. Nach einer weiteren Testphase könne man sich vorstellen, das neuartige Gel auch in kleineren Mengen privaten Kunden, wie beispielsweise im Einzelhandel, anzubieten.