Die gefalteten Hände einer alten Frau
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Soziales

„Ohne pflegende Angehörige geht es nicht“

In Niederösterreich beziehen 91.000 Menschen Pflegegeld. Fast zwei Drittel von ihnen werden von ihren Angehörigen gepflegt. Damit sind Familien der größte Pflegedienst des Landes. Ohne sie würde Pflege nicht funktionieren, betont man beim Hilfswerk.

Um pflegende Angehörige zu entlasten, muss sich die Pflegereform laut dem Hilfswerk Niederösterreich an den Bedürfnissen der Familien orientieren – etwa an jenen der Familie Schrattenholzer. Von einem Tag auf den anderen veränderte der Schlaganfall ihres Mannes das Leben von Gertrude Schrattenholzer aus Neidling (Bezirk St. Pölten). Seit mittlerweile sieben Jahren pflegt sie ihn zuhause, unterstützt wird sie dabei von Fachkräften. Damit sie ihren Mann rückenschonend pflegen kann, wünscht sie sich, dass sie öfter eine Bewilligung für eine Physiotherapie bekommt.

Hilfswerk fordert mehr Ausbildungsplätze im Pflegebereich

Beim Hilfswerk pocht man auf eine Pflegereform, die die pflegenden Angehörigen in den Mittelpunkt stellt. Zentral sei das Thema Ausbildung, sagte die Präsidentin des Hilfswerks Niederösterreich, Michaela Hinterholzer, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in St. Pölten: „Wir haben große Probleme, Personal zu bekommen. Ohne Personal gibt es keine Pflege und ohne Personal wird jede Pflegereform zahnlos sein. Die Ausbildunsgplätze müssen massiv erhöht werden.“

Allein beim Hilfswerk gibt es derzeit im Pflegebereich 200 offene Arbeitsstellen. Landesweit begleitet der größte Anbieter mobiler Pflege und Betreuung in Niederösterreich 8.700 Familien und ihre Angehörigen. Letztere müssten sozialversicherungsrechtlich besser abgesichert werden. Zudem fordert das Hilfswerk eine kostenlose Pflegeberatung für Angehörige und mehr Fairness beim Pflegegeld.

„Menschen in den Mittelpunkt der Pflegereform stellen“

„Ich appelliere wirklich an die Politik, bei der dringend notwendigen Pflegereform nicht Finanzen oder Strukturen in den Mittelpunkt zu stellen, sondern den Menschen“, so Hinterholzer. Der pflegenden Angehörigen Gertrude Schrattenholzer liegt vor allem eines am Herzen: „Ich sehe, dass mein Mann zufrieden ist, dass er zuhause sein kann. Das gibt mir wahnsinnig viel Kraft.“