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Landwirtschaft

Getreideernte geringer als im Durchschnitt

Die Getreideernte ist in einigen Regionen bereits abgeschlossen, zum Teil ist sie noch im Gange. Bereits jetzt zeigt sich: Nach einer Saison, die von Wetterextremen geprägt war, liegt die Menge heuer unter dem Durchschnitt, vor allem in den Trockengebieten im Osten.

Vor allem in den Trockengebieten im östlichen Niederösterreich zeige sich eine unterdurchschnittliche Getreideernte, hieß es von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Zwar gibt es etwa beim Ertrag von Wintergerste und Dinkel eine positive Bilanz, bisher eher enttäuschend sind die Ergebnisse aber beim Winterroggen. In den östlichen Anbaugebieten seien diese deutlich unterdurchschnittlich, es bleibe abzuwarten, wie in den klassischen Roggenregionen des Waldviertels die Ergebnisse ausfallen werden. Hier stehe die Ernte erst bevor.

Anbauflächen 2017-2021
APA
Die Anbaufläche für Getreide ist zurückgegangen

Auch der Winterraps habe einmal mehr ein schwieriges Jahr hinter sich. Außerdem lieferte der Winterweizen im Wiener Becken, im Weinviertel und im Marchfeld unterdurchschnittliche Erträge. In anderen Regionen wie im Zentralraum Niederösterreich laufe die Ernte noch, hier werden aber bis jetzt weit bessere Erträge gemeldet.

Weniger Anbaufläche

Generell sei bei allem, was bis dato noch nicht geerntet wurde, das wechselhafte, dampfige Wetter mit teils schweren Unwettern noch ein Unsicherheitsfaktor, gab die Landwirtschaftskammer zu bedenken.

Auch bundesweit war die Landwirtschaft in den vergangenen Wochen von Hagel, Sturm und Starkregen stark betroffen. „Die heurige Getreideproduktion (ohne Mais) wird auf rund 2,9 Mio. Tonnen (t) geschätzt und sinkt durch Flächenrückgänge und etwas geringere Hektarerträge unter das Vorjahresniveau sowie unter das langjährige Mittel,“ informierte Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA), in einer Aussendung am Mittwoch.

Wetterextreme bestimmten die österreichische Flächennutzung. Der regenreiche, kühle Herbst ließ die Getreidefläche deutlich zurückgehen, die mittlerweile fast alljährliche Frühjahrstrockenheit bewirkte eine Reduktion des Frühjahrsanbaues. Die Gesamtgetreidefläche 2021 (ohne Mais) von 516.520 Hektar (ha) liegt um 5 Prozent (-26.739 ha) unter dem Vorjahr und um 11 Prozent (-63.014 ha) unter dem Ausmaß vor fünf Jahren.

215 Millionen Euro Schaden durch Wetterextreme

Dass – bedingt durch den Klimawandel – Wetterextreme wie Hagel, Sturm und Starkregen mehr werden, davon geht auch Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, aus. Der Schaden in der Landwirtschaft durch Hagel, Sturm und Überschwemmung liege heuer bereits bei 110 Millionen Euro, weitere 70 Millionen durch Dürre und 35 Millionen durch Frost im Obst- und Weinbau, bilanzierte Weinberger im Ö1-Mittagsjournal. Derart schwere Schäden in so kurzer Zeit habe es in der Unternehmensgeschichte noch nie gegeben.

Die Bodenversiegelung, die in Österreich besonders schnell voranschreitet, nennt Weinberger dabei als eine der größten Herausforderungen. „Ein Land mit immer weniger Böden ist wie ein Mensch mit immer weniger Haut: Nicht überlebensfähig“. Es sei wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, „dass wir hier unsere Lebensgrundlage und die der künftigen Generationen durch dieses grob fahrlässige Verhalten zerstören.“

In der Raumordnung laufe in Österreich vieles schief, kritisiert Weinberger: „Wir haben einen Leerstand von 40.000 Hektar, das entspricht in etwa der Größe des Bundeslandes Wien.“ Es brauche ein Anreizsystem, um diese leerstehenden Immobilien wieder „in wirtschaftliche Nutzung zu bringen.“ Gleichzeitig wird in Österreich täglich eine Fläche von 16 Fußballfeldern verbaut – damit sind wir Europameister.