Eine medizinische Mitarbeiterin bereitet den Wirkstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer für Impfungen gegen das Coronavirus vor.
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Niederösterreich impft

Was bei der Impfauffrischung noch unklar ist

Die dritte Impfung kommt, ob für alle Geimpften und mit welchem Abstand ist allerdings unklar. Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Impfabteilung im Gesundheitsministerium, spricht von „heftigen Diskussionen“ zwischen Expertinnen und Experten.

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kündigte den Start der Auffrischungsimpfung mit 17. Oktober an und zwar für jene, die Mitte Jänner ihre Zweitimpfung erhalten haben. Mit welchem Abstand so eine Auffrischung notwendig wird, darüber herrscht in der Wissenschaft allerdings noch Uneinigkeit. So gibt es bislang auch noch keine Empfehlung des Nationalen Impfgremiums (NIG).

Dass alle Geimpften automatisch eine Auffrischung brauchen, kann so nicht gesagt werden. Die Europäische Arzneimittelbehörde und die Weltgesundheitsorganisation zeigten sich bislang noch zurückhaltend. Jedes Land geht zudem anders vor: In Frankreich werden etwa derzeit Personen zum dritten Mal geimpft, deren Immunsystem aufgrund von Organtransplantationen, Krebs oder Niereninsuffizienz geschwächt ist, in Israel alle über 60-Jährigen, deren Zweitimpfung vor fünf Monaten war, in Großbritannien will man ab Herbst alle über 50 ein drittes Mal impfen.

Impfgremium wartet Daten ab

Maria Paulke-Korinek ist Leiterin der Abteilung Impfwesen im Gesundheitsministerium und Mitglied des NIG: „Wir sind da heftig am Diskutieren, aber natürlich bemühen wir uns im Nationalen Impfgremium, eine evidenzbasierte Empfehlung zu geben, hinter der alle Mitglieder stehen. Die Datenlage ist so, dass noch die einen oder anderen Daten notwendig sind, um eine finale Entscheidung zu treffen, aber ich bin optimistisch, dass es in Kürze eine Äußerung geben wird.“

Auch in Österreich seien Drittimpfungen bereits möglich, so Paulke-Korinek am Donnerstag in der Fernsehsendung „NÖ heute“, etwa für immunsupprimierte Personen: „Da ist jetzt schon empfohlen, dass dass man bei schweren Vorerkrankungen oder bei Medikamenten, die das Immunsystem beeinträchtigen, Neutralisationstests macht, damit man weiß, ob die Impfung angegangen ist oder nicht. Wenn da keine Immunreaktion stattgefunden hat, dann wird diesen Personen die dritte Impfung empfohlen.“ Wie es für größere Personengruppen oder die Allgemeinheit aussieht, darüber seien die Diskussionen noch nicht abgeschlossen, so Paulke-Korinek.

Studie zu Auffschrischung mit anderem Impfstoff

Das Institut für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck führt derzeit eine Studie zur dritten Impfung mit einem anderen Impfstoff als bei den Erstimpfungen durch. Nach einem Zwischenergebnis empfiehlt die Virologin Dorothee von Laer eine „dritte Impfung mit dem mRNA Impfstoff für mit Vaxzevria (offizielle Bezeichnung des Impfstoffs der Herstellerfirma AstraZeneca, Anm.) immunisierte Personen“.

Eine Kreuzimpfung ist bereits bei erster und zweiter Impfung auf Patientenwunsch möglich, heißt es in der Anwendungsempfehlung des Nationalen Impfgremiums. Dies ist aber off label. Bezüglich einer dritten Impfung mit einem anderen Impfstoff sagte Maria Paulke-Korinek, dass es sein kann, dass zwischen Personen und Impfstoffen Unterschiede gemacht werden. „Es gibt Personengruppen, die unterschiedlich geimpft sind, mit unterschiedlichen Impfschemata und unterschiedlichen Impfstoffen, und natürlich werden wir hier für alle Personen eine dementsprechende Empfehlung und Antwort geben.“

Bereits eine Million CoV-Vollimmunisierte

Am Donnerstag wurde unterdessen die Marke von einer Million Vollimmunisierten in Niederösterreich geknackt. Exakt 1.023.300 Menschen sind im größten Bundesland bereits vollimmunisiert, das sind mehr als 60 Prozent der Bevölkerung. Besonders hoch ist der Anteil jener Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher, die bereits zweimal geimpft sind, mit Stand Donnerstagmittag im Bezirk Mistelbach: dort erhielten 67,6 Prozent bereits den zweiten Stich. Die wenigsten Vollimmunisierten gibt es laut Notruf-Niederösterreich-Dashboard derzeit im Bezirk Scheibbs mit knapp über 51 Prozent.

Die Zahl der Geimpften steigt in allen Bezirken kontinuierlich an. Gleichzeitig wächst aber auch wieder die Zahl der Neuinfektionen. Da zeigt sich, dass sich manche Menschen sogar mehrfach mit dem Coronavirus infizierten. Laut epidemiologischem Meldesystem steckten sich österreichweit fast 1.500 Personen zweimal mit dem Coronavirus an. Der Großteil von ihnen, nämlich mehr als 84 Prozent, war nicht geimpft.