Baustoffpreise Anstieg Strasshof Hausbau
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Wirtschaft

CoV verteuert den Traum vom eigenen Haus

Wer derzeit Haus baut oder saniert, spürt den starken Preisanstieg bei Baumaterialien. Die Baubranche führt das auf die generell starke Nachfrage und den weltweiten Baustoffmangel infolge der Coronakrise zurück. Eine Entspannung ist noch nicht in Sicht.

Das erste Geschoß – der Keller – steht schon fast, doch im eigentlichen Zeitplan ist Familie Graf weit zurück. Im Frühjahr begannen sie auf ihrem Grundstück in Strasshof (Bezirk Gänserndorf) mit dem Aushub, die Bodenplatte war bald fertig. „Das Material hatten wir bereits vorbestellt und auch schnell bekommen“, erinnert sich Bauherr Lukas Graf. Doch schon nach wenigen Wochen folgte „der erste Dämpfer“.

„Wir haben zuerst auf die Schalung gewartet. Als wir sie bekommen haben, hatten wir das Eisen wieder nicht, und dann haben wir das Eisen gehabt, dafür wieder auf den Beton gewartet“, erzählt Graf, weshalb allein deshalb drei bis vier Wochen ohne Baufortschritt vergingen. Laut den ursprünglichen Plänen sollte bereits im September das Dach fertig sein, doch nun kommen die Ziegel erst im Oktober. Zudem kostet das Haus derzeit um etwa 150.000 Euro mehr als geplant.

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Auf vielen Baustellen müssen die Bauherren derzeit auf Baumaterial wie Eisenelemente warten

Erhöhungen „gemeinsam abfedern“

Für Willibald Gruber, Geschäftsführer der Baufirma Lux Bau, aus Hainfeld (Bezirk Lilienfeld) ist das kein Einzelfall. Die Preise für Holz und Stahl verdoppelten sich seit dem Frühjahr, Rohre oder Schalungszubehör wurden um ein Fünftel teurer. „Aber man kann es nicht eins zu eins weitergeben“, schildert Gruber. Im privaten Bereich würde man deshalb versuchen, sich mit dem Kunden zu einigen „und die Erhöhungen gemeinsam abzufedern, aber bei manchen Aufträgen bleiben wir als Unternehmer auf dem sitzen.“

Neben den gestiegenen Preisen sorge auch der Baustoffmangel für eine Herausforderung, weshalb sich viele Projekte verzögern. Der Grund dafür sei laut Gruber einerseits die generell große Nachfrage, andererseits die internationalen Lieferschwierigkeiten, die durch die Coronaviruskrise ausgelöst wurden. Mit dem Aufschwung im Frühjahr sei der Weltmarkt von allen abgegrast worden. Dadurch entstanden in vielen Ländern nun Engpässe.

Die Baufirmen müssen deshalb nun wieder mehr in eine größere Lagerhaltung investieren. „Zuletzt haben wir alles ‚just in time‘ produziert, jetzt müssen wir uns schon früher mit Projekten befassen und rechtzeitig bestellen“, sagt Gruber. Denn bei Holz oder Ziegel, beides Baustoffe, die man früher mit einem kleinen Aufschlag noch über das Wochenende ordern konnte, gebe es derzeit eine Vorlaufzeit von acht bis zehn Wochen.

Öffentliche Hand „befeuert Preisdruck“

Darüber hinaus würde die öffentliche Hand – Bund, Länder und Gemeinden – durch ihre teils massiven Investitionen in Bauprojekte den aktuellen Preisdruck bzw. die hohe Nachfrage zusätzlich befeuern. „Deshalb sollten der Staat oder die Kommunen selbst ein wenig schauen, dass man da ein wenig Gleichgewicht hineinbringt“, fordert Gruber, denn Private könnten in solchen Fällen oft nicht mithalten.

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Die Preise für Holz verdoppelte sich seit dem Frühjahr, viele Baufirmen investieren deshalb nun in mehr Lagerbestand

Die Preise für Dämmstoffe hätten sich zwar mittlerweile wieder erholt, zudem sind sie wieder verfügbar. Doch eine generelle Entspannung erwartet der Baumeister erst gegen Ende des Jahres, „aber wahrscheinlich wird man sicher noch ein Jahr damit rechnen müssen, dass man mit solchen Steigerungen konfrontiert ist.“

Für Hausbauer bedeutet das derzeit keine guten Nachrichten – vor allem wenn neben dem Kredit künftig auch noch eine Wohnung bezahlt werden muss, wie Graf erzählt: „Wir müssen aus der Wohnung hinaus, aber das geht sich nun einfach nicht aus, weil wir teilweise monatelang auf Materialien gewartet haben. Wir hoffen, dass die Bank kooperativ ist, denn eine Doppelbelastung kann man sich als Normalsterblicher nicht leisten.“