Regisseur Stefan Ruzowitzky, Februar 2017
APA/GEORG HOCHMUTH
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Kultur

Filmfestspiele Locarno: Preis für Ruzowitzky

Zum Abschluss des 74. Internationalen Filmfestivals Locarno wurden Samstagabend die Preisträger vorgestellt. Der Publikumspreis ging an den österreichischen Anti-Kriegs-Thriller „Hinterland“ von Regisseur Stefan Ruzowitzky („Die Fälscher“).

Auf der Piazza Grande des Ferienortes Locarno am Schweizer Ufer des Lago Maggiore wurden Samstagabend die am Nachmittag verkündeten Preisträger präsentiert. Das formal ausgetüftelte Werk des in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) lebenden Oscar-Preisträgers Stefan Ruzowitzky mit Murathan Muslu in der Hauptrolle als einstiger Kriminalbeamter Peter Perg heimste den per Zuschauer-Abstimmung vergebenen Publikumspreises ein. Diese Auszeichnung wird für einen außerhalb aller Wettbewerbe bei einer der abendlichen Piazza-Aufführungen gezeigten Film vergeben. „Hinterland“ soll nach derzeitigem Stand ab 8. Oktober in den heimischen Kinos zu sehen sein.

Haauptpreis ging nach Indonesien

Der Hauptpreis, der Goldene Leopard, ging in diesem Jahr an die Sozialstudie „Vengeance is Mine, All Others Pay Cash“ aus Indonesien. Der Filmtitel bedeutet auf Deutsch übersetzt „Die Rache ist mein, alle anderen zahlen bar“. Der 43 Jahre alte indonesische Regisseur Edwin („Die Nacht der Giraffe“) reflektiert darin die von Gewalt geprägte jüngere Geschichte seines Heimatlandes.

Im zweiten wichtigen, allerdings dem Nachwuchs vorbehaltenen Wettbewerb „Filmemacher der Gegenwart“ konnte Deutschland einen besonders großen Erfolg verbuchen: Saskia Rosendahl („Fabian oder der Gang vor die Hunde“) erhielt für ihre Interpretation einer mit dem Leben unzufriedenen jungen Frau in der Romanverfilmung „Niemand ist bei den Kälbern“ die Ehrung als beste Schauspielerin.

Der Preis für die beste Regie im Hauptwettbewerb ging an den US-Amerikaner Abel Ferrara („Bad Lieutenant“) für den Polit-Thriller „Zeros and Ones“. Den Spezialpreis der Jury des Hauptwettbewerbs bekam das Historiengemälde „A New Old Play“ des chinesischen bildenden Künstlers und Regisseurs Qi Jiongjiong.

Im Hauptwettbewerb wurde die Russin Anastasiya Krasovskaya als beste Schauspielerin in der Milieustudie „Gerda“ von Regisseurin Natalya Kudryashova (Russland) ausgezeichnet. Mohamed Mellali und Valero Escolar wurden gemeinsam als beste Schauspieler in der Arbeiter-Komödie „Sis dies corrents“ („The Odd-Job Men“) der spanischen Filmregisseurin Neus Ballús („Die Plage“) geehrt.

Weitere österreichische Vertretung im Hauptwettbewerb

Im Hauptwettbewerb vertreten war auch der Wiener Regisseur Peter Brunner mit seinem neuen Film „Luzifer“. Shootingstar Franz Rogowski und Susanne Jensen spielen in dem symbolbeladenen Essay einen geistig zurückgebliebenen jungen Mann und seine Mutter, die in einer einsamen Berghütte ein glaubensgeprägtes Dasein führen, bis die Zivilisation in diese vermeintliche Idylle einzubrechen droht. Brunner ging damit im Hauptbewerb zwar leer aus, wurde aber von der unabhängigen Jury mit dem „Boccalino d’Oro“ für die beste Regie prämiert, wie die Ulrich Seidl Filmproduktion auf Facebook mitteilte.

Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) gratulierte Ruzowitzky und Brunner am Sonntag in einer Aussendung zu den Erfolgen in Locarno. „Die erneut starke Beteiligung des österreichischen Films bei einem internationalen Filmfestival freut mich sehr.“ Die Preise seien ein Beweis für die „Vielfalt und Qualität, die den österreichischen Film auszeichnet. Schon seit Jahren wird ihm internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung zu teil.“

Der vor allem für zahllose Horrorfilme wie „Suspiria“ (1977) bekannte italienische Filmregisseur Dario Argento (80) bekam unterdessen einen Ehren-Leoparden für sein Lebenswerk. Er wurde ihm von der jetzt 71-jährigen Hollywood-Regie-Legende John Landis („Blues Brothers“), der am Vorabend mit einem Ehrenpreis des Festivals ausgezeichnet worden war, überreicht.