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„Klimaticket“-Start im Oktober „illusorisch“

Am 26. Oktober soll das bundesweite „Klimaticket“ starten. Verträge mit sechs Bundesländern stehen, offen ist noch der Verkehrsverbund Ost-Region, eine Einigung soll erzielt werden. In Niederösterreich hält man einen Start im Oktober für „illusorisch“.

Sollte es zu keiner Einigung mit dem VOR kommen, wird mit dem „Klimaticket Now“ (ehemals „1-2-3-Ticket“) in sechs Bundesländern – Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Kärnten, Tirol und Vorarlberg – „zusätzlich österreichweit in allen Zügen der ÖBB inklusive S-Bahn in Wien sowie in den Zügen der Westbahn und Regiojet“ gestartet, so Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Mittwoch bei der Präsentation in Linz.

40 Verhandlungsrunden mit dem VOR gab es bereits. Das Ziel bleibe, bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober auch mit dem VOR eine Einigung zu erzielen, dahingehend sei sie „sehr zuversichtlich“, sagte Gewessler – mehr dazu in Weiter Ringen um Ostregion (news.ORF.at; 18.8.2021).

Schleritzko: „Noch nicht am Ziel“

Niederösterreichs Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) sprach zwar am Rande eines Pressetermins ebenfalls von „konstruktiven Verhandlungen“ mit dem Minsterium, man sei aber „noch nicht am Ziel“. Dass das „Klimaticket“ mit allen anderen Bundesländern am 26. Oktober in Niederösterreich eingeführt werden könnte, hält Schleritzko für „illusorisch“. Selbst wenn es einen Abschluss mit allen drei Bundesländern der Ostregion rasch gibt, brauche man bis zur tatsächlichen Umsetzung noch drei bis vier Monate.

Zudem seien drei Punkte noch nicht geregelt: die Frage des Vertriebs, der Finanzierung sowie der gleichzeitigen Einführung aller drei Stufen des „Klimatickets“, also auch der regionalen Stufen.

VOR widerspricht Gewessler, das Ministerium dem VOR

Auf diese noch offenen Punkte verwies auch der Verkehrsverbund Ost-Region und zeigte sich in einer Aussendung „verwundert über die Vorgehensweise“. Dass das „Klimaticket“ auch auf allen Strecken der ÖBB in ganz Österreich gültig sein wird, auch ohne Einigung mit dem VOR, kann man dort nicht nachvollziehen. „Auf Basis der bestehenden Verbundverträge trifft das nicht auf den Regional- und Nahverkehr zu“, so der VOR weiter.

Das bedeute, dass das „Klimaticket“ im VOR keine Gültigkeit im Regional- und Nahverkehr der ÖBB sowie auf Strecken der Wiener S-Bahnen, der Wiener Lokalbahnen, der Raaberbahn und der Niederösterreichbahn haben werde, hieß es weiter. Man arbeite aber unter Hochdruck daran, eine Einigung in den Verhandlungen zu erzielen, so eine Sprecherin des VOR. Auf die Frage, ob eine Umsetzung am 26. Oktober in der Ostregion möglich ist, zeigte sie sich kritisch.

Auf die Aussendung des VOR reagierte das Verkehrsministerium. Der VOR hatte geschrieben, dass das Ticket im Regional- und Nahverkehr in der Ostregion nicht gelten werde. Diese Rechtsmeinung stellte das Verkehrsministerium umgehend in Abrede und verwies auf eine nun erlassene Verordnung zum Klimaschutzgesetz.

ÖBB: „‚Klimaticket‘ in allen ÖBB-Zügen gültig“

Die ÖBB begrüßen das am Mittwoch präsentierte „Klimaticket Now“ als wichtigen Schritt zur Stärkung des öffentlichen Verkehrs in Österreich. Mit dem neuen Ticket komme ein Angebot hinzu, um Bahnfahren noch attraktiver zu machen. „Mit Beginn der Gültigkeitsdauer ist das ‚Klimaticket‘ in allen Zügen der ÖBB gültig“, stellte Robert Lechner, Leiter der ÖBB Konzernkommunikation, klar. Basis dafür ist insbesondere das entsprechende KlimaTicket-Gesetz sowie eine ergänzende Verordnung des Bundesministeriums für Klimaschutz.

Kritik von SPÖ, Grünen und NEOS

Kritik kommt von SPÖ, den Grünen und NEOS. „Dass Niederösterreich bei der Umsetzung des österreichweiten ‚1-2-3-Tickets‘ nicht mit an Bord ist, war leider abzusehen“, stellte SPÖ-Verkehrssprecher Gerhard Razborcan fest. Schleritzko habe seine Prioritäten „augenscheinlich in anderen Bereichen“.

Die Landessprecherin der Grünen, Helga Krismer, kritisierte, dass Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher „aufs Abstellgleis“ stelle. „Das Klimaticket ist auch eine wichtige ökosoziale Maßnahme“, so Krismer.

NEOS-Verkehrssprecherin Edith Kollermann bezeichnete es als „enttäuschend, dass Niederösterreich trotz monatelanger Verhandlungen einer österreichweiten Lösung im Weg steht“.