Die Studie des Landes Niederösterreich und der Karl Landsteiner Privat-Universität in Krems wurde im Vorjahr schon einmal durchgeführt. Damals beschrieben sechs bzw. zwei Prozent der Befragten ihre Einsamkeit als „eher“ bzw. „sehr hoch“, heuer waren es zehn bzw. vier Prozent. Das monatelange Abstandhalten und die Kontaktreduktion hinterließen offensichtlich Spuren.
Auch die gefühlte Jugendlichkeit ist einigen verloren gegangen. Die Zahl derer, die sich älter als ihr kalendarisches Alter fühlen, ist im Jahresvergleich von acht auf 22 Prozent gestiegen. Die Lebenszufriedenheit während der Pandemie ist für 53 Prozent gleichgeblieben, 45 Prozent der mehr als 800 Befragten sagten, sie habe sich verschlechtert. Die Zeiten der Einschränkungen hätten zudem kognitiven Abbau und auch Demenz begünstigt, heißt es in der Studie.
80 Prozent hätten allerdings gute Bewältigungsstrategien gefunden, etwa durch die verstärkte Nutzung von digitalen Medien. Wichtig sei auch, „gebraucht zu werden“. „In dem Augenblick, in dem sie nicht gebraucht werden, verlieren sie den Sinn in ihrem Leben“, so Studienautor Franz Kolland, „und dann beginnt eine Spirale nach unten“.
Soziale Kontakte essentiell gegen geistigen Abbau
Im „NÖ heute“-Gespräch bezeichnete der Altersforscher zudem das „mikrosoziale Netzwerk“ als besonders bedeutsam, „dieses kleine Netzwerk der Kinder, Enkelkinder und der unmittelbaren Familie, dort fühlt man sich aufgehoben. Jene, die das haben, die nutzen das, sind sehr stark integriert und haben auch eine hohe Lebenszufriedenheit“.
Zudem seien soziale Kontakte essentiell, um dem geistigen Abbau entgegenzuwirken. „Wenn wir miteinander sprechen, müssen wir nachdenken“, so Kolland, „und das stimuliert uns, das verhindert, dass wir kognitiv abbauen“.
Angesichts der bevorstehenden vierten Welle betonte Kolland die Wichtigkeit der Auffrischungsimpfung für die ältere Bevölkerungsgruppe. Zudem solle man soziale Kontakte – mit der nötigen Distanz – weiter pflegen, beispielsweise durch gemeinsames Spazierengehen.
Digital-Schulungen gegen Einsamkeit
Schulungen für neue Kommunikationsmöglichkeiten sollen der Vereinsamung vorbeugen, Engagement soll gefördert und ausgezeichnet werden. Mit diesen Initiativen wolle man den Menschen zeigen, dass sie „etwas tun“ können, „sie haben es in der Hand“, so Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) bei der Studienpräsentation, „wenn sie sich einsam fühlen, ist das kein Gefühl, dem man hilflos ausgesetzt ist“.
„Wir wollen aus der Pandemie heraus diese Problemstellung der mentalen Gesundheit aufgreifen und im Vorsorgebereich hier viel, viel mehr tun“, ergänzte Martin Eichtinger, Vorsitzender des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds.