Abwasseranalyse, Kläranlage, Klosterneuburg
APA/HERBERT-PFARRHOFER
APA/Herbert Pfarrhofer
Coronavirus

Abwasser als Frühwarnsystem für Schulen

Um die Verbreitung des Coronavirus zu erkennen, werden in 116 Kläranlagen in Österreich Abwasserproben gezogen. Das Bildungsministerium setzt ab Herbst verstärkt auf diese Daten. Die Analysen sollen eine Art Frühwarnsystem für Schulen darstellen.

Seit April 2020 untersucht ein Forscherteam regelmäßig Coronavirus-Erbgutrückstände im Abwasser. In der zentralen Kläranlage in Wien werden etwa zwei Proben pro Woche entnommen. Mittlerweile ist dadurch ein fast flächendeckendes und zeitnahes Abschätzen der Covid-19-Verbreitung möglich, erklärten Experten am Freitag bei einem Pressetermin in der Kläranlage in Klosterneuburg (Bezirk Tulln). Angesichts des bevorstehenden Schulbeginns will auch das Bildungsministerium künftig verstärkt auf die Analyse von Abwasser setzen.

Die Probenentnahme wird auf 116 Kläranlagen im Umfeld von mehr als 3.000 Schulstandorten in ganz Österreich ausgeweitet. Damit werden rund 75 Prozent aller Schülerinnen und Schüler im Land erfasst. So will man einen Überblick über das Infektionsgeschehen bekommen und gegebenenfalls rechtzeitig mit verschärften Maßnahmen reagieren können.

„Abwasser erzählt uns die Wahrheit“

„Das Abwasser erzählt uns die Wahrheit“, erklärte der Mikrobiologe Heribert Insam, Leiter der Arbeitsgruppe Mikrobielles Ressourcenmanagement der Universität Innsbruck, der unter anderem zusammen mit Norbert Kreuzinger vom Institut für Wassergüte und Ressourcenmanagement der TU Wien im Rahmen des „Coron-A"-Projektes die Grundlagen für die Methode gelegt hat. Denn Coronavirus-Infizierte scheiden Viren aus, erklärt Kreuzinger: „Die gehen aufs Klo und dieses Abwasser wird dann gesammelt, das heißt, wir bekommen einen regionalen Überblick.“

Kläranlage Klosterneuburg
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Die Kläranlage in Klosterneuburg ist eine von 116, in denen Proben entnommen werden

Abwasseranalyse kein Ersatz für CoV-Tests

Klar sei, dass die Abwasseranalysen keine CoV-Tests ersetzen, sehr wohl aber wichtige Zusatzinformationen bieten. „Letzten Endes ist es so, wie wenn Sie vor einer Operation stehen. Da werden Sie sich auch nicht nur auf die Meinung eines einzigen Arztes verlassen, sondern einen zweiten oder dritten Arzt konsultieren und dieser zweite Arzt sind jetzt in dem Fall hier die Abwasserepidemiologen“, meint Insam.

Die Abwasseranalyse ist laut den Experten eine Art zusätzliches Frühwarnsystem, denn sie liefert Informationen über das Pandemiegeschehen schon bis zu eine Woche bevor Infektionen mittels Testergebnissen festgestellt werden können. Für die Abschätzung der Situation an Schulen glaubt Kreuzinger jedenfalls an einen „hohen Benefit“.

„Auch jetzt sehen wir natürlich Zahlen, die nach oben gehen“, sagte Kreuzinger. In Zeiten niedriger Inzidenzen zu Beginn des Sommers seien einzelne Anlagen durchaus auch einmal völlig frei von nachweisbarer Virus-RNA gewesen. Schon Anfang Juli habe sich aber gezeigt, wie die Zahlen in den Kläranlagendaten im Steigen waren, „als die Inzidenzen aber eigentlich ein bisschen hinunter gegangen sind“.