Der Rückblick auf die Sicherstellungen des Zolls seit 2009 liest sich wie eine Reise von Exoten zu Kuriosem. So wurden 2011 bei zwei Reisenden aus Jamaika 74 Papageieneier in Keksschachteln und einer Kokosnuss verpackt gefunden. Die Eier wurden in den Tiergarten Schönbrunn gebracht und dort ausgebrütet. Mehr als 50 Papageien sind daraus geschlüpft.
Auch 50 lebende Schildkröten, die 2012 einzeln in Socken verpackt im Koffer eines Fluggasts aus Hongkong gefunden wurden, kamen in den Tiergarten Schönbrunn und wurden dort gepflegt. Die Tiere waren stark dehydriert. „Mit dem Tiergarten verbindet den Zoll nicht nur eine bereits seit Jahren bestehende Zusammenarbeit bei der Ausbildung der Artenschutzhunde. Schönbrunn ist nicht zuletzt auch oft Auffangstation für die beschlagnahmten Tiere“, so der zuständige Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP).
2012 wurden bei einem Passagier aus Kairo Potenzpillen vorgefunden, die Geschlechtsorgane von teilweise artengeschützten Tieren enthielten, etwa von Seepferdchen, Schlangen, Tigern oder Affen. Bei einem Reisenden aus Bali wurden 2013 insgesamt 60 Vögel, teilweise in Kartonrollen verpackt, vorgefunden. 21 der Vögel waren geschützten Arten zuzuordnen. Zum Zeitpunkt der Ankunft waren bereits 37 Vögel tot und bei einer Untersuchung wurde der Vogelgrippevirus festgestellt. 2017 wurden bei zwei Fluggästen 359 Stück lebende Kakteen vorgefunden, die der freien Natur in Argentinien bzw. Bolivien entnommen worden waren.
Chamäleons pflanzten sich fort
Ende Jänner 2021 entdeckten Zöllner der Zollstelle Eisenstadt Flughafen Wien in den Koffern eines Reisenden aus Tansania 74 artengeschützte Chamäleons – mehr dazu in Mann schmuggelte 74 Chamäleons in Koffer (noe.ORF.at; 24.1.2021). Die Tiere wurden von der Zollfahndung in den Tiergarten Schönbrunn transportiert und dort untersucht und versorgt. Laut einer Aussendung des Finanzministeriums hätte nun fast jedes der Chamäleons in Schönbrunn Eier gelegt.
Seit Inkrafttreten des Artenhandelsgesetzes im Jahr 2009 hat es an der Zollstelle des Flughafens Wien-Schwechat 818 Aufgriffe seltener und geschützter Arten gegeben. Damit trage das Zollamt Österreich wesentlich zum Erhalt bedrohter Tier- und Pflanzenarten bei, hielt Finanzminister Blümel am Samstag in einer Aussendung fest: „Die wichtige Arbeit des Zolls trägt regelmäßig dazu bei, Tierleid zu beenden und seltene Arten zu schützen.“
Die Möglichkeiten des Zolls, verbotene „Mitbringsel“ aufzuspüren, seien vielfältig. Dazu werden etwa Scangeräte und Diensthunde verwendet. Österreich ist 1982 dem Washingtoner Artenschutzabkommen beigetreten, und 1995 ist mit dem EU-Beitritt die Verordnung über den Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels in Kraft getreten. Mit dem Artenhandelsgesetz 2009 wurden Vollzugsaufgaben im Rahmen der Überwachung des Handels mit geschützten Tieren und Pflanzen beim Zoll gebündelt. Bei Verstößen drohen Strafverfahren mit Beschlagnahmung und Geldstrafen.