Die Bergretter müssen vermehrt wegen verunglückter Wanderer ausrücken.
ORF/Petra Ottitsch
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Chronik

Wegen Selbstüberschätzung in Bergnot

Wandern, Klettern, Bergsteigen: In der CoV-Pandemie zieht es die Menschen verstärkt in die Berge – auch ungeübte Freizeitsportler. Dementsprechend oft müssen die niederösterreichischen Bergretterinnen und Bergretter ausrücken.

Weil der alpine Freizeitsport immer beliebter wird, rechnet die Bergrettung Niederösterreich/Wien auch künftig mit steigenden Einsatzzahlen. Allein im ersten Halbjahr 2021 musste sie zu 481 Einsätzen ausrücken. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres war das ein Plus von 13 Prozent. 48 Mal rückten die Bergretterinnen und Bergretter von Jänner bis Juni 2021 in der Nacht aus.

Fehlende Tourenplanung wird zur Stolperfalle

„Die Ausrüstung der Wanderer wird zwar immer besser, doch sehr viele können sich selbst nicht einschätzen. Sie glauben, sie müssen unbedingt auf den Gipfel hinauf, obwohl es schon 16.00 Uhr ist und noch eine Stunde Wegzeit ist. Sie berechnen nicht, dass sie wieder die gesamte Strecke talwärts gehen müssen“, sagt Sissy Haas, die stellvertretende Leiterin der Bergrettung Kleinzell (Bezirk Lilienfeld).

In Coronazeiten sind viele Wanderer in Niederösterreichs Bergen unterwegs.
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Der Bergsport boomt. Die Bergretterinnen und Bergretter sind zunehmend gefordert.

Alarmierend ist das Ergebnis einer Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) unter 700 Befragten. Demnach weiß jeder siebente Wanderer nicht genau, wo er unterwegs ist. Im Ernstfall vergeht dann wertvolle Zeit, bis die Bergrettung am Unglücksort ist.

Personen zwar unverletzt, aber verirrt oder verstiegen

Michael Hochgerner, der Leiter der Alpinpolizei Niederösterreich, sagt gegenüber noe.ORF.at: „Oft stürzen die Alpinisten oder rutschen aus. Alarmiert werden die Einsatzkräfte aber auch wegen interner Notfälle, etwa wegen Herz-Kreislauf-Problemen. Mangelnde Tourenvorbereitung führt dazu, dass sich Wanderer in schwierigem Gelände versteigen oder verirren.“

Die Bergrettung musste zuletzt immer öfter auch Unverletzten zu Hilfe eilen. Etwa weil sie konditionell überfordert waren oder weder vor noch zurück konnten. Bei der Bergrettung spricht man wörtlich von einem bedenklichen Trend. Im ersten Halbjahr 2021 musste sie 105 unverletzten Personen in alpinen Notlagen helfen.