„Sara Lanners Projekt MINE befasst sich mit grundlegenden Fragen unserer Beziehung zur Welt: Mining, auf Deutsch am ehesten mit Bergbau übersetzbar, begegnet uns in der alltagssprachlichen Verwendung vielerorts. Beim Data-Mining werden Informationen gewonnen, Kryptowährungen müssen ‚gemined‘ werden und nicht zuletzt in unserem Verhältnis zu unserer organischen und anorganischen Umwelt bauen wir ab, schürfen oder extrahieren Rohstoffe. Inwiefern handelt es sich bei diesen Abbauprozessen um Einbahnstraßen, um reine Extraktionen mit drastischen Auswirkungen auf unsere Umwelt? Kann Mining auch von Körper zu Körper stattfinden, in einem wechselseitigen Austausch?“
So lautete die Begründung der Jury – Madeleine Amsler, Katharina Brandl, Kira Kirsch und Petra Poelzl – für die Verleihung des Preises an Sara Lanner. Sie ist Choreografin, Tänzerin und bildende Künstlerin. Ihre Performances finden in Ausstellungsräumen, auf Bühnen sowie an interdisziplinären und öffentlichen Orten statt. Die 1991 in Hallein (Salzburg) Geborene ist daran interessiert, performative und choreografische Zugänge zu verbinden und dadurch die bildende Kunst und den zeitgenössischen Tanz gleichermaßen zu erweitern.
Kunst, die an Schnittstellen entsteht
Sara Lanner studierte zeitgenössischen Tanz und Tanzpädagogik an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz und bildende Kunst und performative Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Neben ihrer Arbeit als Performancekünstlerin unterrichtet sie und hält Workshops in zeitgenössischem Tanz, Partnering, Modern Dance, Choreografie und Komposition. Derzeit absolviert sie das Studium der Kunst- und Kulturwissenschaften an der Akademie der bildenden Künste Wien.
„Sara Lanners Performance, eignet sich die – für unsere Gegenwart höchst relevanten – Bedeutungswelten des Bergbaus sowohl metaphorisch als auch durch konkrete Materialstudien an. Sara Lanners Hintergrund liegt an den Schnittstellen zwischen darstellender und bildender Kunst; ihre Praxis zeichnet sich durch ein hohes choreographisches Verständnis, aber auch durch eine ausgesprochene Sensibilität für die Zeigekonventionen der bildenden Kunst aus, was sie für den Gewinn des H13 Niederoesterreich Preis für Performance prädestiniert“, so die Jury.
H13
Der Preis wird am 8.9.2021 im Kunstraum Niederösterreich in Wien überreicht. An diesem Abend wird auch Sara Lanners Performance erstmals gezeigt. Die Ausstellung ist von 9.9. bis 11.9. zu sehen.
Verschwendung und Veränderung
MINE ist ein Performanceprojekt zwischen Choreografie und bildender Kunst, das vom Bergbau und dessen globalen gesellschaftspolitischen Zusammenhängen handelt. ‚Bergbau‘ wird dabei im konkreten und im übertragenen Sinn verstanden. Zentral in der Arbeit ist der Begriff des ‚mining‘, der einerseits als Prozess zur Gewinnung von Rohstoffen, andererseits als Momentum zur Entstehung von Gedanken und Erinnerungen beleuchtet wird. MINE ist sowohl Ausstellung als auch Performance, Choreografie wie auch soziologische Studie, die dem Publikum den Kreislauf heutiger Extraktionsprozesse vergegenwärtigt und die westliche Gesellschaft als Endverbraucherin einer fortschrittlich gemeinten Kultur hinterfragt. Das Projekt erzählt von ökologischer Verschwendung, Umwälzung und Aneignung und thematisiert die gewaltvolle Veränderung der Erdoberfläche durch den Menschen für den Gewinn von Rohstoffen", heißt es auf der Website des Kunstraums Niederösterreich.