Georg Riha 2005
APA/Herbert Pfarrhofer
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Kultur

Herr der Bildgewalten: Georg Riha wird 70

Als Regisseur steht er für bildgewaltige Dokumentationen, als Erfinder hat er Aufnahmen aus neuen Perspektiven ermöglicht: Am Samstag feiert der in Pressbaum (Bezirk St. Pölten) lebende Filmemacher und Fotograf Georg Riha seinen 70. Geburtstag.

Durch seine ORF-„Universum“-Dokumentationen wurde der gebürtige Wiener unter anderem bekannt. Trotz seiner inzwischen fünf Jahrzehnte umspannenden Karriere ist er nach wie vor umtriebig und arbeitet nicht zuletzt an seinem Opus magnum, wie er im Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA) verriet.

„Ich will mit meinen Werken berühren“, sagt Riha. Besonders die Schönheit und Empfindlichkeit der Natur haben es dem Jubilar angetan. Er wolle aufzeigen, was es zu bewahren gelte angesichts der Bedrohung durch den Menschen. „Dafür will ich nicht auf die Straße gehen und Bomben schmeißen, sondern Menschen innehalten lassen. Diese Sehnsucht nach der Mitte – dafür hackle ich seit 50 Jahren“, resümiert der Filmemacher.

Auf der Suche nach Poesie, Reduktion und Impression

Geboren wurde Riha am 28. August 1951 in Wien. Als Jugendsportler brachte er es beim Rudern 1969 sogar zu Silber bei der Junioren-Weltmeisterschaft im Achter. Zeitgleich begann er in seinen späten Teenagerjahren, erste Fotos zu publizieren und hatte schnell seine Nische gefunden – „nämlich nicht Reportage oder Porträtfotografie im klassischen Sinn, sondern Poesie, Reduktion, Impression“.

Nachdem er zunächst ein Studium der Bodenkultur begonnen hatte, wechselte er alsbald auf die Wiener Filmakademie. Noch während seiner Studienzeit gründete Riha 1975 sein erstes Unternehmen, mit dem er sich zunächst auf Werbe- und Industriefotografie spezialisierte. Mit der Zeit kamen Architektur- und Flugaufnahmen hinzu.

Camcat bei der Papstmesse 2006 in München
Georg Rihas Camcat lieferte spektakuläre Aufnahmen, ob bei Olympischen Spielen, Fußball- und Skiweltmeisterschaften, beim Karneval in Rio, beim Papst-Besuch in München oder in zwei „Harry Potter“-Filmen

Riha erweiterte die filmischen Blickwinkel

In der Folge sollten einige von Rihas Erfindungen den Status quo der filmischen Arbeit und insbesondere von Dokumentarfilmen revolutionieren. Seine ersten Entwicklungen waren ein 20-Meter-Teleskopmast und ein kleiner Heliumballon mit einer ferngesteuerten Kamera, mit denen eine Reihe von Bildbänden wie "Bauen in Österreich, „Sound of Austria“ oder „Höhenflug“ fotografiert wurden.

„Ich erkannte: Die Industrie bietet mir nicht die Werkzeuge, die ich brauche, also baue ich sie mir selber“, meint er im Rückblick. Seine wohl bedeutendste Erfindung ist die sogenannte Camcat – ein seit Jahren international etabliertes und nicht zuletzt bei Sport-Großevents eingesetztes Kameraseilbahnsystem, welches auch das Gestalten schwebender meditativer Bilderwelten ermöglicht und die Schwerkraft außer Kraft zu setzen scheint.

Der Blick von oben stand auch bei Rihas Beiträgen zur ORF-Doku-Reihe „Universum“ – neben der mit einer Romy prämierten Folge „St. Stephan – Der lebende Dom“ (1997) etwa auch „Glockner – Der schwarze Berg“ (2000), „Schönbrunn – Die Quelle der Schönheit“ (2002) oder „Wachau – Das Land am Strome (2005)“ – im Mittelpunkt, mit denen er ein Millionenpublikum erreichte. 2006 wurde sein „Universum Kultur“-Dokumentation „Salzburg – Im Schatten der Felsen“ mit dem „Silver Artist“-Award beim HD-Filmfestival in München geehrt.

Georg Riha 2005
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Georg Riha: „Ich will mit meinen Werken berühren“

Für den ORF Niederösterreich gestaltete er die Dokumentationen „Bauten für die Künste“ (2010), „Der Zauber von Laxenburg – zwischen Monarchie und Moderne“ (2013), „Kellergassen in Niederösterreich – Weinkultur und Lebensfreude“ (2014) und „Von Schloss Hof bis Niederweiden – Maria Theresia, Majestät in Niederösterreich“ (2017).

In der Vogelperspektive über Österreich

Aus der Vogelperspektive drehte der Dokumacher auch die zwischen 2016 und 2020 bisher entstandenen vier Staffeln umfassende und je vier Folgen zählende Reihe „Über Österreich“, die auf ORF III zu sehen waren und in denen Riha die landschaftlichen „Juwelen des Landes“ poetisch-visuell einzufangen sucht. Die fünfte Staffel soll demnächst fertig werden, ein Special über Südtirol wird außerdem noch folgen. „Für mich waren die Flugaufnahmen immer am emotionalsten“, sagt Riha über seine vielen Projekte. Das sei nach wie vor seine Passion.

In seiner Karriere war der Filmtechnikrevolutionär aber nicht immer im Höhenflug. So musste er 2009 seine Firma „Brains & Pictures“ aufgeben, die weltweit vor allem Dienstleistungen für Visual & Special Effects, Live Broadcast oder Post Production angeboten hatte. Nicht nur, dass Riha und sein Team infolge der Finanzkrise hier viel Geld verloren, lag dem Regisseur das Manager-Sein nicht unbedingt. „Das war nicht das, was ich wollte. Ich wollte kreativ sein“, sagt er im Rückblick und verhehlt nicht, dass die jahrelange berufliche Zweigleisigkeit zusehends auch seine Gesundheit angriff.

2022 kommt Neujahrskonzert-Pausenfilm Nummer sieben

Seither konzentriert sich der selbst ernannte „Sturschädel“ wieder aufs Filmemachen. In den vergangenen Jahren entstand etwa nicht nur eine Dokumentararbeit über Maria Theresia (2017), sondern auch inzwischen sechs Pausenfilme für das Neujahrskonzert. Jener für die Ausgabe 2022 kommt ebenfalls von Riha, die Dreharbeiten würden bereits laufen, erzählt er.

Szene aus dem ORF-Pausenfilm „Austrian Kickoff“ für das Neujahrskonzert 2008
APA/FWG RIHA
Eine Szene aus dem ORF-Pausenfilm „Austrian Kickoff“ für das Neujahrskonzert 2008: Benediktinerpatres im Stift Melk in Vorfreude auf die Fußball-EM, die 2008 in Österreich und der Schweiz stattfand

Aber auch ergänzend dazu hat der Wiener noch einiges in Vorbereitung. Rund um den Nationalfeiertag 2022 soll seine Annäherung an die insgesamt zwölf heimischen UNESCO-Welterbestätten als „Universum“-Zweiteiler ausgestrahlt werden. Auch ein geplanter Dreiteiler für ORF III widmet sich dem Thema.

Riha arbeitet schon an seinem Opus magnum

Und Riha begann auch schon mit seinem großen Kinoprojekt. „Das soll mein Opus magnum werden“, freut er sich. Wann der Film kommt, will er noch nicht verraten. Inspiriert wurde er jedenfalls von Godfrey Reggios Kultfilm „Koyaanisqatsi“ aus dem Jahr 1982 mit Musik von Philip Glass, einer apokalyptischen Vision der Zerstörung der Natur durch die Industriegesellschaft. Riha will in seinem Streifen die „Sünden des Menschen“ gegenüber der Natur thematisieren, gleichzeitig aber „nicht mit dem erhobenen Zeigefinger“ kommen, wie er ankündigt.

Ungeachtet dieses projektierten Großwerks kann der Filmemacher und Fotograf auf eine Reihe von Ehrungen zurückblicken. Dazu zählen u.a. der Axel-Corti-Preis der österreichischen Volksbildung, mit dem er 2006 für seine „unverwechselbare Bildsprache“ ausgezeichnet wurde, die „Gold World Medal“ des New York Festival für sein Wachau-„Universum“ im selben Jahr oder 2017 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. Einen Emmy Award erhielt Riha aber weder für Architektur- noch Naturaufnahmen, sondern für seine Übertragung eines Konzerts von US-Sängerin Janet Jackson aus dem Madison Square Garden 1999.