Römisches Amphitheater in Petronell
Kultur

Abschied und Neubeginn mit „Exodos“

Drei Ausschnitte aus antiken griechischen Tragödien mit dem Thema der Verabschiedung hat Theodoros Terzopoulos in „Exodos“ verbunden. Am Freitagabend war die Produktion beim Welttheater-Festival Art Carnuntum im Amphitheater Petronell zu sehen.

Nach dem plötzlichen Ableben des langjährigen Intendanten Piero Bordin im März dieses Jahres hat seine Tochter Konstantina Bordin die Leitung des Festivals übernommen und mit diesem Gastspiel im Amphitheater (im Bild oben) in Petronell (Bezirk Bruck an der Leitha) das Zeichen für einen Neubeginn gesetzt, der auf den vergangenen 32 Jahren aufbaut, aber auch Aufbruchstimmung vermittelt.

Zwei Weggefährten Bordins – Martin Almstädter (SPÖ), Bürgermeister von Petronell, und der frühere Verteidigungsminister Werner Fasslabend (ÖVP) – würdigten Piero Bordins Lebenswerk und gaben ihrer Zuversicht Ausdruck, dass Art Carnuntum weiterleben wird. Eine Fotoausstellung von Festivalfotografin Barbara Palffy erinnerte an einige Highlights der Ära Piero Bordins.

Der eigene Tod als Rache, Opfer oder Strafe

Das ursprünglich für Delphi geschaffene Stück enthält Szenen aus „Medea“ und „Alkestis“ von Euripides sowie „Antigone“ von Sophokles. Allen drei Szenen inhaltlich gemeinsam ist die Entscheidung, den eigenen Tod unter allen Umständen anzunehmen, ob als Rache, Opfer oder Strafe. Sophia Hill verkörpert die drei Frauen in einem fulminanten Solo, ein schwarzes, raffiniertes Kostüm verleiht ihr zusätzliche Grandezza. Als Medea steigert sie sich in einen grandiosen Furor, als Alkestis verfällt sie in ein Silben-Stakkato, das an den Cold Song in Purcells „King Arthur“ denken lässt, als Antigone versinkt sie in abgründige Resignation.

„All dies unter dem kalten sternübersäten Nachthimmel von Carnuntum, Straßenverkehr rauschte in der Ferne, manchmal begleitete ein soeben in Schwechat gestartetes Flugzeug den Ablauf, als wär’s ein Regiegag. Insgesamt war es ein fast mystischer Abend, dem eher der Charakter einer Beschwörung innewohnte als übliche Theateratmosphäre. Möge diese Magie zu jener Energie beitragen, die Art Carnuntum in eine gedeihliche Zukunft führen kann“, so der Theaterkritiker Ewald Baringer in der Austria Presse Agentur.