Gerodete Holzbloche liegen im Wald
APA/HERBERT PFARRHOFER
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WIRTSCHAFT

Weniger Borkenkäfer führen zu Rekord bei Holzpreis

Nachdem die Preise für Holz in den letzten Jahren vor allem durch Borkenkäferbefall und Sturmschäden eingebrochen waren, bekommen heimische Forstwirte derzeit für bestimmte Holzarten so viel Geld wie noch nie.

Nadelhölzer wie Fichte, Kiefer oder Tanne werden vor allem industriell in Sägewerken verarbeitet. Daraus wird etwa Papier oder Bauholz produziert. Die Lager der heimischen Sägewerke sind derzeit nicht so voll wie sonst. Nach Sägerundholz der Güteklasse B, das ist laut Landwirtschaftskammer Niederösterreich (LK) die Qualitätsklasse, in der sich fast alle für Sägerundholz gefällten Bäume befinden, herrscht daher eine gesteigerte Nachfrage.

Die Statistik der Landwirtschaftskammer geht bis ins Jahr 1995 zurück, und in den Unterlagen kann man feststellen, dass der Holzpreis für Sägerundholz noch nie so hoch war. Derzeit bekommen Forstwirte 114 Euro pro Festmeter Misch-Sägerundholz. Fichte liegt mit Preisen bis zu 118 Euro pro Festmeter dabei am höchsten, gefolgt von Kiefer und Tanne, so die LK.

Rückgang an Borkenkäferbefall und Sturm

Vor allem der deutlich geringere Befall von Borkenkäfern hebt das Preisniveau für Holz, wie LK-Forstdirektor Werner Löffler erklärt: „Wenn wir vom Pandemiejahr 2020 mit dem teilweisen Stillstand der Wirtschaft absehen, liegt die Erklärung für den Preisanstieg in den heimischen Wäldern. Gerade bei Fichten gibt es heuer sehr wenig Schadholz durch Borkenkäferbefall. Die Folge: Es liegt weniger Holz in den Lagern der Forstwirte, welches verkauft werden muss, um noch Ertrag zu bringen.“

Schäden durch den Borkenkäfer

Durch Borkenkäfer entstandenes Schadholz, gemessen am gesamten Holzschlag eines Jahres in Niederösterreich:

  • 2018: 50 Prozent (2,5 Mio. Festmeter Borkenkäfer-Schadholz)
  • 2019: 55 Prozent (2,9 Mio. Festmeter)
  • 2020: 45 Prozent (1,9 Mio. Festmeter)

Von Borkenkäfern befallenes Holz muss so schnell wie möglich geschlagen werden, um Ausbreitungen zu verhindern bzw. zu verringern – das wiederum füllt die Holzlager. Wenn es mehr Holz am Markt gibt, sinkt auch der Preis, so Löffler weiter. In den Jahren zuvor richtete der Borkenkäfer vor allem im Waldviertel starke Schäden an. Der Rückgang des Befalls sei einerseits dem Wetter zu verdanken, andererseits liegt es auch an den „regelrechten Kahlrodungen“ der betroffenen Gebiete.

Die typischen Einzugsgebiete des Borkenkäfers wurden laut Landwirtschaftskammer damit deutlich reduziert. Genaue Zahlen für heuer gäbe es zwar noch nicht, es sei aber ein klarer Abwärtstrend zu erkennen, was den Käferbefall angeht. „Außerdem war das Wetter heuer für unsere Wälder bis jetzt günstig – es gibt auch weniger Sturmschäden und dadurch ebenfalls weniger Schadholz. Das lässt zusätzlich die Preise steigen“, so Löffler.

Exporte nach China und Nordamerika

Selbst wenn es in den kommenden Monaten vermehrt zu Schadholzrodungen (zum Beispiel aufgrund von Sturmereignissen) kommen sollte, trifft dieses Holz auf einen „sehr hungrigen Markt“, so Löffler. Daher hofft man, dass das Preisniveau bei Sägerundholz bis Ende des Jahres relativ konstant bleibt. Warum der Preis überhaupt auf Rekordhoch ist, erklärt man sich auch mit der Auslastung der stark exportorientierten Sägewerke in Niederösterreich. Diese beliefern nicht nur den europäischen Markt, sondern auch Großabnehmer aus China und Nordamerika, etwa mit Bauholz.

Gleichzeitig konzentrierten sich Kleinbauern und landwirtschaftliche Mischbetriebe in den Sommermonaten vor allem auf andere Tätigkeiten als den Holzschlag und -verkauf. „Im Herbst wird wieder mehr Holz gerodet, das Angebot der Landwirte und die Nachfrage der Sägewerke werden sich jetzt zwar ausgleichen, das Preisniveau wird aber etwa gleich bleiben“, so Löffler.

Gerodete Flächen am Truppenübungsplatz
ORF
In den letzten Jahren wurden vor allem im Waldviertel große Waldflächen wegen Borkenkäferbefalls kahlgerodet

Kaufverträge geben Sicherheit

Trotzdem empfiehlt die Landwirtschaftskammer gerade jetzt, die hohen Preise zu nutzen und dementsprechend Holz zu schlägern. Man betont aber, wie wichtig es sei, vorab fixierte Kaufverträge (sogenannte Schlussbriefe) mit den Sägewerken abzuschließen. „Leider kommt es oft vor, dass gerade kleinere Forstbetriebe, von den höheren Preisen motiviert, mit Holzschlägerungen beginnen und erst im Zuge des Verkaufs Preis und Mengen fixieren. Wir appellieren daher an die Forstwirte, bereits vor Auslieferung Preise und Mengen vertraglich festzulegen, um von möglichen Preisschwankungen nicht überrascht zu werden.“

Sorgenkind Faserholz

Während vor allem Sägerundholz von Fichten sehr begehrt sei, zeichnet sich derzeit bei der qualitativ niedrigeren Holzklasse des Faser- bzw. Schleifholzes noch kein absehbarer Preisanstieg ab. Diese Holzart wird vor allem in der Produktion von Spanplatten oder Kartons verwendet, hier liegt der Preis bei 29 Euro pro Festmeter – und damit weit unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 37 Euro pro Festmeter.

Hier seien die Lagerbestände an Schadholz noch relativ hoch, so Löffler: „Reste an Schadholz der Jahre 2018 bis 2020 sind noch bei den Forstwirten vorrätig und werden erst jetzt an die Abnehmer geliefert. Wir hoffen, dass die Lagerbestände auch hier bis zum Jahresende gut geleert sind und somit zu Jahresbeginn 2022 ein Preisanstieg kommt.“