Kassa im Supermarkt
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APA/Helmut Fohringer
Wirtschaft

Handelsangestellte oft unfreiwillig in Teilzeit

Die niederösterreichischen Handelsangestellten arbeiten überwiegend in unfreiwilligen Teilzeitmodellen. Oftmals würden Vollzeitstellen einfach nicht angeboten werden. Das geht aus einer Studie der „Arbeitswelt FORBA“ im Auftrag der AK hervor.

In der Coronaviruskrise sind zigtausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter zusätzlichen Druck geraten. Dazu zählen etwa die Beschäftigten im Einzelhandel. Sie haben während der Lockdowns unter erschwerten Arbeitsbedingungen dafür Sorge getragen, dass die Menschen zuverlässig mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs versorgt werden. Drei Viertel der insgesamt 66.700 Einzelhandelsbeschäftigten in Niederösterreich sind Frauen. Erstmals wurde nun in einer Studie untersucht, wie es den Arbeitnehmerinnen in dieser Branche geht.

Höhere Einkommen werden gefordert

Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie sind, dass die weiblichen Handelsangestellten familienfreundlichere Arbeitszeiten wollen. „Sie wollen mehr und mit ihrem Beruf vereinbare Kinderbetreuungsplätze, sie wollen zum Teil mehr Wochenstunden arbeiten und vor allem höhere Einkommen“, sagt AK Niederösterreich-Präsident Markus Wieser. Deutlich wurde in den Interviews auch, dass sich die Angestellten klar gegen Ausweitungen der Öffnungszeiten und Sonntagsöffnungen aussprechen. Die Beschäftigten im Handel wünschen sich laut der Studie zudem, dass die neu eingeführten Maßnahmen zur Vermeidung von Infektionen durch Kundinnen und Kunden auch nach dem Ende der Pandemie beibehalten werden.

Arbeiterkammer NÖ Präsident Markus Wieser
Georges Fischer
Markus Wieser, der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, fordert, dass auch unbezahlte Vor- und Nacharbeiten als Arbeitszeit gewertet und bezahlt werden

Der Einzelhandel ist eine der größten systemrelevanten Branchen. „Jede siebente in Niederösterreich beschäftigte Frau arbeitet im Einzelhandel, das sind rund 48.000 Frauen“, so Bettina Stadler von der Forschungs- und Beratungsstelle „Arbeitswelt FORBA“, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Annika Schönauer die Studie erstellt hat. „Die Öffnungszeiten im Handel werden von den Arbeitnehmerinnen als familienunfreundlich und sehr belastend empfunden“, so Stadler. Besonders belastend sind Dienste bis 19:00 oder 20:00 Uhr, ebenso wie die Öffnungszeiten rund um die Feiertage an Weihnachten und Silvester.

Drei Viertel der im Einzelhandel Beschäftigten (72%) sind Frauen, davon arbeiten fast zwei Drittel (63%) Teilzeit. Zwölf Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer, die Teilzeit arbeiten, würden gerne das Beschäftigungsausmaß aufstocken. Zwölf Prozent der im Einzelhandel beschäftigten Frauen geben als Grund für die Teilzeitbeschäftigung an, dass sie keine Vollzeittätigkeit finden konnten. „Viele Beschäftigte im Handel haben den Eindruck, dass sie eine sehr wichtige und anstrengende Arbeit leisten, die monetär nicht ausreichend honoriert wird. Leitungsfunktionen werden ebenfalls nicht angemessen entlohnt und die hinzukommenden Aufgaben werden nicht entsprechend abgegolten“, sagt Birgit Schön, Leiterin der Frauenabteilung der AK Niederösterreich.