Animal Hoarding im Bezirk Gmünd
Tierheim Krems
Tierheim Krems
Chronik

Inzucht: Chihuahua-Zahl weiter gestiegen

Im Animal-Hoarding-Fall in Gmünd, bei dem einer Frau 121 Chihuahuas abgenommen worden waren, ist die Anzahl der Hunde noch gestiegen. Viele Hündinnen waren trächtig. 150 Tiere wurden jetzt gezählt, die gesundheitlichen Schäden durch Inzucht sind enorm.

Es ist eine traurige und aufwendige Arbeit, die die Tierschützerinnen und Tierschützer derzeit verrichten müssen, berichtet Andrea Specht, die Präsidentin des niederösterreichischen Tierschutzverbandes, gegenüber noe.ORF.at. Aus den 121 Hunden, die in Gmünd in einem Haus gehalten worden waren, wurden mittlerweile 150. Die Tiere wurden auf fast alle Tierheime in Niederösterreich aufgeteilt.

„Viele Hündinnen haben geworfen, der Inzuchtfaktor ist sehr hoch. Wir haben sehr viele kranke Hunde dabei, Hunde mit Seheinschränkungen oder blinde Tiere und auch sehr viele Totgeburten. Eine Mutterhündin ist außerdem gestorben, sie hatte multiple Schäden – das alles sind Auswirkungen der Inzucht“, sagte Specht. Diese Art der Vermehrung sei Tierquälerei.

Hunde nicht sozialisiert und ängstlich

Derzeit würden die ersten, medizinischen Behandlungen sowie Kastrationen durchgeführt. Da die Hunde nicht gut sozialisiert und sehr ängstlich seien, sei das eine große Herausforderung, so Specht. Der Großteil der Hunde ist derzeit noch nicht vermittelbar. „Einige können in den nächsten zwei Wochen vermittelt werden, bei vielen Hunden muss man aber noch abwarten, wie sie sich entwickeln“, sagte die Präsidentin.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Chihuahuas
Tierheim Krems
Der Fall war vor etwa zwei Wochen ins Rollen gekommen
Chihuahuas
Tierheim Krems
Die Tiere waren völlig vernachlässigt
Chihuahuas
Tierheim Krems
Die Hunde wurden in Tierheimen untergebracht
Chihuahuas
Tierheim Krems
Viele Hündinnen waren trächtig

Sie betonte, dass die Tiere mit Reizen sehr schnell überfordert seien und daher ein ruhiges Zuhause am Land brauchen, am besten mit einem zweiten Hund. „Man muss sich vorstellen, dass die Hunde nichts anderes kennen außer das Innere eines Hauses und nie etwas Anderes gesehen haben als eine Person. Außerdem waren sie noch nie ohne Artgenossen“, so Specht. Daher sei es auch sinnvoll, die Tiere zu zweit zu vermitteln.

Kein Hundehalteverbot ausgesprochen

Zusätzlich zu den Hunden wurden der Frau auch einige Katzen abgenommen, sagte Stefan Grusch, Bezirkshauptmann von Gmünd, gegenüber noe.ORF.at. Einen Hund, der im Freien gehalten wird, habe die Frau behalten dürfen – er sei in einem guten Zustand.

Es wurde kein Hundehalteverbot gegen die Waldviertlerin ausgesprochen, man warte erst die strafrechtliche Beurteilung der Staatsanwaltschaft ab, so Grusch. Sollte das Verfahren eingestellt werden, gehe es bei der Bezirkshauptmannschaft um die Frage, ob weiter nach dem Tierschutzgesetz vorgegangen wird.

Ruf nach Obergrenze bei Tierhaltung

Im Zuge des Falles fordert die Präsidentin des Tierschutzverbandes einmal mehr eine Obergrenze bei der Haltung von Tieren. „Wir kennen einige Hotspots im Waldviertel und können nicht dagegen vorgehen“, so Specht. Derzeit sei es nur bei Extremsituationen wie Verwahrlosung oder Unterernährung möglich, Tiere abzunehmen. Die Präsidentin könnte sich eine Grenze von zehn Hunden pro Haushalt vorstellen, je nach Gegebenheiten auch mehr oder weniger. Aber: „Der Amtstierarzt muss die Möglichkeit haben, zu reglementieren und einzuschreiten.“