Niederösterreich impft

Fragen und Antworten zur dritten Impfung

In Niederösterreich ist diese Woche mit den dritten Impfungen begonnen worden. Nach und nach sind weitere Personengruppen je nach Alter, Gesundheitsstatus und bisherigem Impfstoff an der Reihe. noe.ORF.at mit den Antworten auf die häufigsten Fragen.

Wer wird derzeit geimpft?

Seit dieser Woche werden in Niederösterreich Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeheimen geimpft. Bei ihnen liegt die Vollimmunisierung sechs bis neun Monate zurück, das ist der vom Nationalen Impfgremium (NIG) empfohlene Abstand für diese Personengruppe.

Wer bekommt als nächstes die Möglichkeit zur Auffrischung?

Die Impfkoordination bei Notruf Niederösterreich plant als nächstes das Personal der Landeskliniken und Rettungsdienste das dritte Mal zu impfen. Ab Mitte September sollen entsprechend der Vorgaben des NIG über 65-Jährige und Hochrisiko- sowie Risikopatienten ab zwölf Jahren folgen, unabhängig davon welchen Impfstoff sie bislang erhalten haben. Auch hier beträgt der empfohlene Zeitabstand zur Vollimmunisierung sechs bis neun Monate.

Die sechs bis neun Monate gelten ebenso bei Personen, die bislang mit den Vektorimpfstoffen von AstraZeneca oder Johnson & Johnson geimpft wurden. Die ersten Vollimmunisierungen mit AstraZeneca gab es in Niederösterreich im Mai. Diese Personen können sich folglich ab November die dritte Dosis holen. Johnson & Johnson wurde erst später zugelassen.

Womit wird geimpft?

Bei der dritten Impfung werden auschließlich die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna verwendet. Das hat gesellschaftliche und logistische Gründe, sagt Notruf-NÖ-Geschäftsführer Christof Constantin Chwojka: „Die Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson haben in der Gesellschaft nicht die notwendige Akzeptanz. Es macht es uns auch logistisch leichter, die über 500 Arztordinationen mit Impfstoff zu versorgen, weil etwa der Impfstoff von Biontech/Pfizer 30 Tage in Arztordinationen lagerbar ist – deswegen die bundesweite Entscheidung mit Biontech/Pfizer und Moderna aufzufrischen.“

Bei einigen kommt es damit zu Kreuzimpfungen: Nach einem Vektorimpfstoff wird mit einem mRNA-Impfstoff aufgefrischt. Ein Zwischenergebnis einer an der Meduni Innsbruck durchgeführten Impfstudie lässt den Schluss zu, dass die Kombinationsimpfung auch gegen die Delta-Variante besser schützt – mehr dazu in Mischimpfung verstärkt Immunantwort (science.ORF.at; 11.8.2021).

Braucht jeder und jede die dritte Impfung?

Die dritte Impfung wird jedem über 18 Jahren und bei Hochrisiko- und Risikopatienten jedem über zwölf Jahren empfohlen. Laut dem Nationalen Impfgremium zeigen Daten aus Großbritannien und Israel, dass vollimmunisierte Menschen in höherem Alter mit bestimmten Vorerkrankungen oder Immunsuppressionen gegen die Delta-Variante nicht mehr in allen Fällen neun Monate lang geschützt sind. „Gleichzeitig zeigen diese Daten, dass durch Drittimpfungen Infektionen, Impfdurchbrüche und damit assoziierte Krankenhausaufenthalte reduziert werden können“, heißt es in der Anwendungsempfehlung des NIG weiter.

Die Auffrischung wird empfohlen, damit sich ein langanhaltender Schutz gegen das Coronavirus aufbaut. Auch Genesenen, die bislang nur einmal geimpft wurden, wird die Auffrischung empfohlen. Ein Antikörpertest als Entscheidungsgrundlage, ob man zur Auffrischungsimpfung geht, mache keinen Sinn, „da aktuell wissenschaftlich noch nicht gesichert ist, wie hoch das Level der Antikörper sein muss, empfehlen wir vor allem den vulnerablen Gruppen sich jetzt, sechs bis neun Monate nach der Vollimmunisierung, erneut einer Impfung zu unterziehen“, so Notruf-NÖ-Geschäftsführer Chwojka gegenüber noe.ORF.at.

Ein eindeutig interpretierbares Ergebnis liefert der Antikörpertest nur, wenn nach einer Vollimmunisierung keine Antikörper nachgewiesen werden, es also keine ausreichende Immunantwort des Körpers gibt. In diesem Fall empfiehlt das NIG eine neuerliche Impfung so früh wie möglich.

Die dritte Impfung ist „off-label“. Was heißt das?

Die Europäische Arzneimittelagentur hat die Impfstoffe für die Auffrischung noch nicht zugelassen. Die Datenlage ist begrenzt, wie auch das NIG in der Anwendungsempfehlung ausführt. Aufgrund der epidemiologischen Lage warte man den komplexen und zeitaufwändigen Zulassungsprozess nicht ab, so Geschäftsführer Chwojka: „Der Terminus off-label-use bedeutet, dass die Auffrischung in der Anwendungsempfehlung der Hersteller noch nicht enthalten ist. Es gibt aber eine detaillierte Klarstellung des Gesundheitsministeriums, die an alle Ärztekammern und Impfkoordinatoren gegangen ist, dass die Auffrischungsimpfung haftungsrechtlich und rechtlich durchführbar ist und durchgeführt werden soll.“

Wo wird die dritte Impfung verabreicht?

Bis Jahresende wird in Niederösterreich in Ordinationen bei Ärztinnen und Ärzten geimpft. Von Februar bis März wird dann eine so große Zahl an Auffrischungsimpfungen erwartet, dass womöglich einzelne Impfzentren mit kürzeren Öffnungszeiten wieder hochgefahren werden.

Muss ich mich anmelden oder werde ich informiert?

Die Impfkoordination Notruf Niederösterreich hätte gerne, dass der Bund alle Betroffenen rechtzeitig informiert: „Ob das aktuell stattfinden wird, glaube ich im Moment nicht. Wir, von Notruf NÖ versuchen all jene, die sich bereits über unsere Systeme angemeldet haben, zu informieren über Email und SMS, aber jeder kann selbst überprüfen, ob er bald dran ist: Über 65, sechs bis neun Monate nach Vollimmunisierung.“

Die Anmeldung wird wieder online möglich sein. Anders als bei einigen Anmeldetagen im Frühling soll der Prozess stressfreier ablaufen: Laut Impfkoordination gibt es nämlich genügend Impfstoff und damit genügend freie Termine für die dritte Impfung.

Sehe ich die dritte Impfung im Grünen Pass?

Das ist derzeit technisch und rechtlich noch nicht möglich. Der Grüne Pass verliert bei Geimpften mit AstraZeneca oder Johnson & Johnson nach etwa neun Monaten, genau sind es 270 Tage, seine Gültigkeit. Bei Biontech/Pfizer oder Moderna gilt der Grüne Pass innerhalb Österreichs zwölf Monate. Die Dauer der Gültigkeit kann man sich online berechnen lassen.