Thermalbad Bad Vöslau
ORF / Schütz
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Chronik

Heftige Kontroverse: Badetag nur für Frauen

Die Bloggerin „Dariadaria“ veranstaltet heute, Freitag, im Thermalbad in Bad Vöslau (Bezirk Baden) einen Badetag nur für Frauen. Dafür wird ein eigener Bereich abgesperrt. Über die Aktion gibt es auf Social Media eine heftige Kontroverse.

Ab 13.00 Uhr wird der Bereich am Hügel beim Naturbecken im Wald neben der so genannten „Milchbar“ im Bad Vöslauer Thermalbad nur für Frauen geöffnet sein. Mit dem Code Wort „Women Almighty“ wird allen weiblichen Personen Eintritt gewährt. Die Einnahmen werden zur Gänze an einen afghanischen Frauenverein gespendet.

Madeleine Alizadeh, als Bloggerin bekannt als „Dariadaria", will damit einen sicheren Ort für Frauen schaffen. „Der Auslöser für die Initiative war, dass ich Anfang des Sommers sehr, sehr viele Zuschriften von Frauen erhalten habe, die davon berichtet haben, dass sie seit Jahren oder überhaupt nie ins Freibad gehen, weil sie sich dort nicht wohlfühlen oder nicht sicher fühlen oder weil sie schlimme Dinge erlebt haben“, erklärte Alizadeh im Interview mit noe.ORF.at. "Da kam dann die Idee, in einem Freibad dezidiert einen Tag den Frauen zu widmen und auf dieses Problem aufmerksam zu machen.“

Negative Reaktionen, die auf Social Media zu lesen sind, sind etwa, dass die Aktion „ein schwerer Rückschlag gegen die jahrelang erkämpfte Emanzipation“ sei. Es sei absurd und politisch absolut unkorrekt, eine Menschengruppe so zu diskriminieren, dass dieser der Zutritt zu öffentlich zugänglichen Räumen vorübergehend verwehrt wird, schrieb eine andere Userin. Es ist die Rede von Sexismus gegenüber Männern sowie Diskriminierung.

„Es geht an dem Tag einzig und allein darum, Raum zu schaffen, der uns oft nicht gegeben wird. Schönheitsstandards, Körpernormen und ‚Male Gaze‘ bekommen keinen Zutritt“, schreibt „Dariadaria" auf Facebook. Bei der Wiener Stadtregierung wurde die Idee abgelehnt, in Bad Vöslau stieß sie auf Zuspruch. „Die Betreiber des Thermalbades haben mich kontaktiert. Sie haben von der Idee Wind bekommen und mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, es bei ihnen zu veranstalten“, schildert die Veranstalterin.

„Kein Hirngespinst, sondern reales Problem“

Dass die Aktion notwendig sei und FLINT (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre und trans Personen) in Freibädern immer wieder mit Problemen wie Sexismus, Homophobie, Fettfeindlichkeit, Gewalt oder Rassismus zu kämpfen habe, hätte sich auch bei einem Aufruf auf Social Media gezeigt, wo Alizadeh ihre Followerinnen und Follower bat, ihre Erfahrungen zu schildern. „Heute morgen habe ich euch um eure Erfahrungen gebeten und habe innerhalb weniger Stunden, ohne zu übertreiben, mehrere hunderte Nachrichten erhalten“, so die Bloggerin. Zu noe.ORF.at sagte sie: "Das zeigt einfach, dass es kein Hirngespinst ist, kein ausgedachtes Problem ist, sondern ein reales, über das man sprechen muss.“

Alizadeh erhielt auf Social Media viel Zuspruch für den Badetag für Frauen, viele Betroffene berichteten in den Kommentaren von ihren Erfahrungen, von Übergriffen und sexueller Belästigung im Freibad – und betonten dabei, wie wichtig und notwendig diese Aktion sei.

Nachrichten von Frauen aus aller Welt

„Die Reaktionen waren großteils sehr, sehr positiv. Es hat sich fast überschlagen. Es haben mir Frauen aus aller Welt geschrieben, kommentiert und zu verstehen gegeben, dass sie die Idee super finden, dass sie das wollen und auch brauchen", so Alizadeh im noe.ORF.at-Interview. "Und natürlich gab es auch negative Stimmen, vor allem aus der politisch rechten Ecke. Diese Menschen haben die Aktion etwas missverstanden, meiner Meinung nach, und ich habe sehr viele Hassnachrichten und Drohungen bekommen. Ich kann damit aber ganz gut umgehen und schenke dem auch nicht allzu viel Aufmerksamkeit.“

Zur Kritik sagt die Veranstalterin: „Erstens haben viele der Kritiker und Kritikerinnen missverstanden, dass es kein männerfreier Badetag ist, dass ich auch keinen Männern das Baden verbiete, dass der reguläre Badebetrieb weiterhin stattfindet, dass sehr wohl auch Männer an diesem Tag ins Bad dürfen.“

Als Rückschritt sehe sie ihre Aktion nicht, wie sie im Interview betont, „weil es ja keine dezidierte Trennung von Männern und Frauen ist, sondern ein zusätzliches Angebot schafft“, so Alizadeh. "Ich finde, je mehr Angebot es gibt, umso fortschrittlicher ist es. Natürlich muss daneben auch der realpolitische Diskurs stattfinden: Wie machen wir öffentliche Räume für Frauen sicherer und angenehmer. Wie schaffen wir es, dass Übergriffe auch ernst genommen und wirklich verfolgt werden.“