„Menschen im Blickpunkt“

Ehepaar erforscht Urzeit-Katastrophe

Vor 230 Millionen Jahren hat es in den Urmeeren ein Massensterben gegeben. Erforscht wird das Ereignis von Petra und Alexander Lukeneder. Das Ehepaar richteten sich dafür in ihrem Privathaus sogar eine Art Außenstelle des Naturhistorischen Museums ein.

In einem Bachbett zwischen Gaming und Lunz am See (Bezirk Scheibbs) sammelt der Paläontologe Alexander Lukeneder vom Naturhistorischen Museum Wien viele Millionen Jahre alte Gesteinsproben. Der Fundort hat schon seit 140 Jahren weltweite Bekanntheit.

Für ein Forschungsprojekt über die so genannte „Karnische Krise“ vor 233 Millionen Jahren, dass ihm und seiner Frau Petra – ebenfalls eine Paläontologin – für zwei Jahre vom Land Niederösterreich und der Akademie der Wissenschaften finanziert wird, verwandelten die beiden ihr Privathaus in Gablitz (Bezirk St. Pölten) in ein Forschungslabor. Auf der Terrasse und im Garten lagern Kübel mit hunderten Kilo Gesteinsproben. Alexander Lukeneder untersucht jeden einzelnen Splitter auf versteinerte Tierchen aus der Triaszeit.

Ehepaar Lukeneder
ORF
Das Ehepaar untersucht in Gablitz Millionen Jahre alte Gesteinsproben

Wegen des Coronavirus sei es nicht anders möglich gewesen, als die Forschung mit nach Hause zu nehmen, erzählt er: „Ich mache die Grobarbeit, das heißt, ich trenne die leeren Gesteinsproben von denen mit Fossilien. Die interessanten bringe ich dann meiner Frau, die sie genau untersucht und fein präpariert. Alles passiert in unserem Privatlabor, das wir uns selber zugelegt und finanziert haben. Die Funde werden inventarisiert und später kommt alles in Sammlungen des Naturhistorischen Museums oder des Landesmuseums in St. Pölten.“

Urzeit mit modernen Methoden sichtbar machen

Petra Lukeneder macht die Urzeit mit modernsten Methoden für alle anschaulich, etwa einen winzigen fossilen Tintenfisch im Lunzer Gestein: „Man muss ihn zuerst mittels Mikro-Computertomografie scannen, dann wird ein Modell erstellt, das im Format 20:1 im 3-D-Drucker ausgedruckt wird, damit man eine leise Ahnung davon bekommt, wie so etwas aussieht.“

Das Privatleben der Familie richtet sich nach der Forschungsarbeit. Die Arbeitszeiten werden auf die Kinder abgestimmt, Alexander geht früh aus dem Haus, um Gesteinsproben zu suchen und heimzuholen, Petra analysiert oft erst, nachdem die beiden Kinder (sechs und eineinhalb Jahre alt) ins Bett gegangen sind.

Das setzt sich bis zum gemeinsamen Urlaub fort. Strandurlaub eher nicht, es muss schon Steine mit Inhalt geben, sagt Alexander Lukeneder: „Jetzt mit dem Kleinen noch nicht, aber später wird es wohl so sein. Es gibt bekannte, gute Fundstellen in Europa, da kannst du Fossilien finden mit der ganzen Familie.“ Und statt Urlaubsfotos werden dann eben Fossilen angeschaut in dem Privathaus in Gablitz, in dem Rätsel aus der Triaszeit entschlüsselt werden.