Wirtschaft

Diskussion um die Fachkräfte von morgen

Die Wirtschaft kommt nach der Krise schneller in Schwung als erwartet. Gleichzeitig bremst der Fachkräftemangel heimische Unternehmen. Der Schlüssel sind Lehrlinge. Umstritten ist allerdings, wie dieser Berufsweg attraktiver gestaltet werden kann.

Zwei von drei Firmen müssen Aufträge ablehnen, weil ihnen das dafür nötige Personal fehlt, heißt es bei der Wirtschaftskammer. Besonders akut ist der Fachkräftemangel im produzierenden Bereich und in der Gastronomie. Dort fehlten schon vor der Krise Fachkräfte.

Derzeit gibt es in Niederösterreich knapp 17.000 Lehrlinge. Das sind nur etwa halb so viele wie vor gut 40 Jahren. Damals, im Jahr 1980, gab es allerdings sogar um ein Fünftel weniger Lehrberufe als heute. Mittlerweile ist diese Zahl auf 212 gestiegen.

Symbolbild Handel Frauen kaufen Koffer
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Bei Mädchen ist nach wie vor die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau am beliebtesten

Trotz der großen Auswahl entscheidet sich der Großteil der Lehrlinge in Niederösterreich jedes Jahr ähnlich. Bei Burschen steht Metalltechnik an erster Stelle, bei Mädchen die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau.

Kampf um Image der Lehre

Für Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, muss in erster Linie das Image der Lehre aufgewertet werden. In der Diskussion in „NÖ heute“ sah das Arbeiterkammer-Niederösterreich-Präsident Markus Wieser ähnlich: „Das Grundproblem, das sich verschärft hat, ist die Berufsorientierung.“ Man müsse sowohl den Lehrlingen als auch deren Eltern zeigen, welche beruflichen Möglichkeiten es gebe. „Da haben wir derzeit ein Defizit“, sagte Wieser.

Von einem „Mitbewerb“ mit Universitäten und Fachhochschulen sprach Wirtschaftskammerpräsident Ecker. Mit dieser Konkurrenz müsse man mit der Lehre mithalten. „Ich spüre aber schon in den letzten Jahren, dass es besser wird, dass ein leichtes Umdenken einsetzt.“ Auf die Frage, ob höhere Gehälter helfen könnten, meinte Ecker: „Ich glaube nicht, dass alles über Gehalt funktionieren wird.“ Man müsse sich andere Anreize einfallen lassen, sagte er, ohne ins Detail zu gehen.

Studiogespräch mit Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer
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Arbeiterkammerpräsident Wieser war genauso bei „NÖ heute“-Moderator Werner Fetz zu Gast wie Wirtschaftskammerpräsident Wolfgang Ecker (v.l.)

Diskussion um Reformvorstoß

Arbeiterkammerpräsident Wieser führte als Beispiele aus der Praxis „Prämien bis hin zu Führerscheinen“ an. Unternehmen würden von eigens ausgebildeten Lehrlingen schließlich profitieren, das habe auch die Pandemie gezeigt: „Die, die ihre Mitarbeiter selbst ausgebildet haben, sind jetzt wieder vorne dabei. Die haben kein Problem mit Qualifizierten.“

Mit Hinblick auf eine Reform des Arbeitslosengeldes betonten beide Kammerpräsidenten ihre Ablehnung von Bestrafungsmaßnahmen. Man müsse viel mehr auf zusätzliche Motivation setzen und etwa beim AMS die Chancen der angebotenen Jobs aufzeigen, so Wieser. Sein Gegenüber Ecker sah eine Reform allerdings durchaus als „notwendig“ an: „Es muss etwas passieren, dass diese Leute wieder in Arbeitsprozesse kommen.“