Gearbeitet wurde in dem Werk bei der Eröffnung am Samstag nicht. Bei Führungen konnten die 270 Festgäste das Innere der Fleischfabrik besichtigen. Fleisch war dabei allerdings kaum zu sehen, sondern in erster Linie die sterilen Produktionslinien aus Edelstahl, in denen die Rinder und Schweine an normalen Tagen zerlegt, verarbeitet und verpackt werden. Die Fleischmenge ist beachtlich; schließlich stammt das gesamte Tann-Fleisch, das Spar in Niederösterreich, Wien und dem nördlichen Burgenland verkauft, aus diesem Gebäude.
Weltweit wird in wenigen Ländern so viel Fleisch gegessen wie in Österreich. 2020 waren es pro Kopf laut Statistik Austria 60,5 Kilogramm. Allerdings ist seit Jahren ein leichter, aber stetiger Abwärtstrend zu beobachten. 2015 waren es etwa noch 64,9 Kilogramm. Ein Widerspruch zu dem massiven Ausbau in St. Pölten?
Dank der 45-Millionen-Euro-Investition sind die dortigen Kapazitäten heute jedenfalls deutlich höher als früher, Spar-Geschäftsführer Alois Huber sprach von einer Steigerung um 50 Prozent. Bedeutender sei aber, dass man nun „Produkte ganz neu verarbeiten“ könne. Ein Beispiel sind sogenannte Convenience-Produkte, also vorgefertigte Lebensmittel, die daheim schnell und ohne großen Aufwand zubereitet werden können. Zusätzlich gebe es den Wunsch nach mehr Qualitätsfleisch, sagte Huber: „Mit diesem neuen Werk können wir beides für unsere Kunden erfüllen.“
Klimaschutz trotz Fleischgenuss?
Betont wurde die Zusammenarbeit mit Landwirten aus der Region – und der Klimaschutz. Schließlich gilt der globale Fleischkonsum als einer der größten Treiber des Klimawandels. Die UN-Ernährungsorganisation FAO kam etwa vor einigen Jahren zum Schluss, dass die Viehzucht weltweit 14,5 Prozent aller Treibhausgase verursacht. „Alle Tiere, die bei uns angeliefert werden, werden hier komplett verarbeitet, hier geht nichts verloren“, sagte Spar-Geschäftsführer Huber. Es gebe kurze Transportwege vom Schlachthof über das Fleischwerk bis in die Supermärkte. „Besser und klimaschützender kann man Fleischgenuss nicht haben.“
Ein großes und immer größer werdendes Thema ist auch das Tierwohl von der Geburt an bis zur Schlachtung. Tierschutz-NGOs üben in regelmäßigen Abständen Kritik, etwa an Vollspaltenböden bei der Schweinezucht in Österreich. Huber verwies diesbezüglich auf die durchgehende Zertifizierung mit dem AMA-Gütesiegel und zusätzliche Qualitätssiegel: „Die Landwirte gewähren den Tieren 100 Prozent mehr Platz, geben ihnen Stroh und Beschäftigungsmaterial und nehmen auch in den Haltungsbedingungen Rücksicht auf die Tiere.“ Dafür zahle Spar den Lieferanten Zuschläge.
Mikl-Leitner: „Garantien“ für Tierwohl-Kontrollen
„Das Tierwohl muss ganz oben stehen und das steht auch ganz oben bei unseren Bäuerinnen und Bauern und vor allem auch bei der Firma Spar“, sagte auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im Interview mit noe.ORF.at. Gesetzliche Verschärfungen brauche es ihr zufolge nicht: „Entscheidend ist, dass vorhandene gesetzliche Regulative streng kontrolliert werden. Dafür gibt es Garantien in Niederösterreich.“ Sie vertraue den niederösterreichischen Bäuerinnen und Bauern, so Mikl-Leitner, „denn die schreiben Fairness und vor allem auch Tierwohl ganz groß“.
Die Millioneninvestition in den St. Pöltner Standort ist der Landeshauptfrau zufolge die „beste Bestätigung für Niederösterreich“. Sie sprach anlässlich der Eröffnung von einer „Win-Win-Situation“ für Landwirte, Konsumenten und die Supermarkt-Kette. Persönlich isst Mikl-Leitner laut eigenen Angaben übrigens im Schnitt zweimal pro Woche Fleisch: „Ansonsten auch sehr gerne Gemüse und gerne vegetarisch.“