Zentrale der Niederösterreichischen Versicherung (NV) in St. Pölten
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Wirtschaft

NV bald mit „grüner“ Lebensversicherung

Die Niederösterreichische Versicherung (NV) wird noch heuer ihre erste „grüne“ Lebensversicherung auf den Markt bringen. Das kündigte der neue NV-Chef Stefan Jauk an. Über diese Fondspolizzen werde ausschließlich in grüne oder nachhaltige Fonds investiert.

Für das Gesamtjahr ist Jauk im APA-Gespräch zuversichtlich – obwohl der Tornado im Grenzgebiet von Niederösterreich und Tschechien vom 24. Juni der NV Schäden bescheren dürfte, die großteils Rückversicherer tragen. Aus den fast 6.000 Schäden rechne man mit rund 70 Mio. Euro, für die die „Niederösterreichische“ aufkommen müsse, davon 60 Mio. Euro im Elementarbereich und 10 Mio. Euro in der Kfz-Kasko.

Die Schäden hätten sich vor allem auf die Gemeinden Allentsteig und Schrattenberg konzentriert, „da waren 80 Prozent der Häuser schwer beschädigt“. In der Region habe die NV einen sehr hohen Marktanteil. Mit solchen Ereignissen werde man aufgrund des Klimawandels öfter rechnen müssen. Die Schadensabwicklung werde sehr lange dauern, auch weil es schwierig sei, Handwerker und Baumaterial dorthin zu bekommen.

„Trotz dieser Ereignisse werden wir ein wirtschaftlich zufriedenstellendes Jahr haben – wir wachsen heuer in allen Bereichen über dem Markt“, sagte Jauk, der Anfang September dem früheren Generaldirektor Hubert Schultes nachgefolgt ist, der das Unternehmen seit Mitte 2008 geleitet hatte. Jauk (45) kommt aus dem Raiffeisen-Bankensektor in Niederösterreich.

Fondsgebundene Versicherung als „Zukunft“

In der Lebensversicherung sieht Jauk für die Kunden und für die Assekuranz im aktuellen Niedrigzinsumfeld die Fondsgebundene als „das Zukunftsprodukt“ an, weil hier auch der Kunde einen Ertrag haben könne. Bei Einmalerlägen sei die NV zurückhaltend, da es hier schwierig sei, Erträge zu erzielen. „Künftig wird der Veranlagungsbereich für alle Versicherer eine Herausforderung sein, weil es bei guten Anleihen Negativzinsen gibt, aber bei Altverträgen noch vier Prozent Rechnungszins verdient werden müssen.“

An den Niedrigzinsen werde sich kurz- bis mittelfristig wohl nichts ändern, mit 1. Juli 2022 sinkt der Rechnungszins in der klassischen Lebensversicherung wie berichtet auf Anordnung der Finanzaufsicht FMA sogar auf null Prozent.

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„Der Kunde soll entscheiden, wie er mit uns in Kontakt tritt“: Die NV arbeitet an einem Online-Vertrieb, der direkte Kontakt soll aber weiterhin eine große Rolle spielen

Die Versicherungsnehmer der „Niederösterreichischen“ will Jauk von Einzelvertrags- zu Vollkunden machen. Auch in regionaler Hinsicht sieht er noch Aufholpotenzial, speziell im urbanen Raum. Der Vertrieb läuft über den eigenen Außendienst, Makler und auch über die Hypo NÖ als Bankpartner. In allen drei Vertriebswegen sehe man Wachstumspotenzial. Die Kooperation mit der Hypo laufe sehr gut, für Makler optimiere man die Prozesse, um ihnen die Zusammenarbeit mit der NV leichter zu machen.

Online-Vertrieb im Aufbau

An einem Online-Vertrieb, bei dem Kunden Angebote direkt abschließen können, arbeite man, doch spiele die Beratung, der direkte Kontakt zum Menschen und das Vertrauensverhältnis bei einem Regionalversicherer eine besondere Rolle. „Wir müssen auch ein Online-Angebot haben. Der Kunde soll entscheiden, wie er mit uns in Kontakt tritt.“ Das einfachere Produkt Kfz könne auch online gemacht werden, im Elementar- oder Gewerbebereich werde immer das persönliche Gespräch eine Rolle spielen.

„Am Ende ist das Versicherungsgeschäft ein Vertrauensgeschäft zwischen Menschen. Die Digitalisierung muss den Menschen dienen, nicht umgekehrt“, betont Jauk. Schon als er im Jahr 2003 im Bankenbereich begonnen habe, sei gesagt worden: „In fünf bis zehn Jahren wird es keine Berater mehr geben.“ Das sei heute nicht der Fall und stimme auch für die Zukunft nicht.