Ferry Öllinger Schauspieler SOKO Kitzbühel
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„Ganz Persönlich“

Ferry Öllinger: Als „Kroisi“ polizeibekannt

Als „Kroisi“ hat Ferry Öllinger jahrzehntelang den Polizeiposten bei SOKO Kitzbühel kommandiert, jetzt startet die letzte Staffel. Im „ganz persönlichen“ Interview spricht er über seine Zukunft und warum er bei Verkehrskontrollen oft nachsichtig behandelt wurde.

Seine Karriere begann Ferry Öllinger als Theaterschauspieler. Es folgten zahlreiche TV-Auftritte, unter anderem in Fernsehserien wie Tatort, Winzerkönig, Julia oder Der Bulle von Tölz. Seit 2001 spielt er die Rolle des Postenkommandanten Kroisleitner in SOKO Kitzbühel. Nach dem Ende der Serie steht er ab Oktober mit Kristina Sprenger in „Arthur und Claire“ im Stadttheater Berndorf (Bezirk Baden) auf der Bühne.

noe.ORF.at: Nach 20 Jahren SOKO Kitzbühel geht bald eine Ära zu Ende. Werden Sie die Serie vermissen?

Ferry Öllinger: Jein. Also im ersten Moment natürlich schon. Als wir erfahren haben, dass es vorbei ist, waren wir schon in großer Trauer, aber inzwischen ist es ein Jahr her, dass wir es erfahren haben und ein halbes Jahr, dass wir aufgehört haben. Inzwischen ist alles gut. Die Welt hat sich geöffnet und ich stecke in vielen neuen Projekten, die mit SOKO Kitzbühel gar nicht möglich gewesen wären.

noe.ORF.at: War das Ende in der unsicheren CoV-Zeit denn besonders bitter?

Öllinger: Auch wieder jein. Wir haben im Frühjahr noch die letzte Staffel drehen können und für heuer haben sich genügend Projekte aufgetan. Ich kann wieder drehen und stehe auch auf der Bühne, wenn es nicht wieder einen Lockdown gibt.

noe.ORF.at: Wie ist es Ihnen als Schauspieler mit den vergangenen Lockdowns ergangen?

Öllinger: Beim ersten Lockdown habe ich mir gedacht: „Aha, jetzt habe ich einmal – wie alle anderen auch – frei." Die ganze Welt hatte mit mir „coronafrei“. Das war irgendwie eine interessante Erfahrung. Als dann wieder geöffnet wurde und nicht nicht klar war, ob wieder gedreht werden kann, war die Verunsicherung schon groß, weil wir gemerkt haben, dass unsere künstlerischen Berufe schon massiv gehandicapt waren. Aber meine Söhne zum Beispiel, die Musiker sind, hat es noch viel mehr getroffen, als mich, weil ich weiter drehen konnte.

Ferry Öllinger Schauspieler SOKO Kitzbühel
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Ferry Öllinger wird nach dem Aus von SOKO Kitzbühel ab Oktober im Stadttheater Berndorf auf der Bühne stehen

noe.ORF.at: Sprechen wir noch einmal über SOKO Kitzbühel. Nimmt man nach 20 Jahren die Rolle auch ins Privatleben mit?

Öllinger: Nein, überhaupt nicht. Das einzig Positive ist, dass ich in den Polizeikreisen relativ bekannt bin und bei Verkehrskontrollen sehr nachsichtig behandelt werde. Meistens hieß es „Ah, der Kroisi, fahrens weiter“.

noe.ORF.at.: Wie sind Sie eigentlich zu der Rolle gekommen? Sie kommen ja eigentlich vom Theater …

Öllinger: Im Jahr 2000 gab es in den Landestheatern einen Aufruf, dass für eine neue Serie gecastet wird. Das habe ich gelesen und hingeschaut. Das was ein Casting für „Kommissar Rex“, bei dem sie einen neuen Kommissar gesucht haben. Ich war zwar schon zu alt für die Rolle, aber immerhin hat mich die Casterin kennengelernt. Sie hat mich dann später noch einmal gecastet, für eine Rolle, für die ich zu jung war. Als sie mich wieder angerufen hat, war die Rolle eines Polizisten zu haben. Ich war zufällig in Wien, bin hin und am nächsten Tag war ich besetzt. Es war also auch Zufall.

noe.ORF.at: In den vergangenen zehn, 15 Jahren waren Sie eigentlich jedes Jahr bei einer TV-Produktion dabei: Winzerkönig, Tatort, Julia, usw. Sie sind gut im Geschäft …

Öllinger: Ich darf mich nicht beschweren. Ich bin jetzt 45 Jahre im Beruf und habe eigentlich nie ein größeres Loch gehabt. Ich habe auch nie aufgehört Theater zu spielen und mich auf das Drehen alleine verlassen. Ja, es waren wirklich schöne Sachen dabei. Beim Winzerkönig habe ich es sogar zum Bürgermeister geschafft. Da bin ich auf der Straße noch mit „ah, der Bürgermeister“ angesprochen worden.

noe.ORF.at.: Aktuell proben Sie für die Tragikomödie „Arthur und Claire“, die Anfang Oktober im Stadttheater Berndorf Premiere feiert. Sie spielen dort gemeinsam mit Kristina Sprenger, Ihrer ehemaligen Chefin bei SOKO Kitzbühel. Was verbindet Sie beide?

Öllinger: Wir haben den Kontakt nicht verloren. Sie war die erste, die angerufen hat, als sie erfahren hat, dass SOKO Kitzbühel eingestellt wird, und hat mich gefragt, ob wir etwas gemeinsam machen wollen. Da habe ich mit Freude zugesagt. Nach so langer Zeit sind beim Drehen über die Jahre Freundschaften entstanden – oft Arbeitsfreundschaften, die nach Ende des Projekts wieder auseinandergingen. Wirklich geblieben ist die Freundschaft mit Kristina Sprenger und Hans Sigl, der ja der erste Kommissar war.

noe.ORF.at: Sie sind auf einem Bauernhof aufgewachsen, haben sechs Geschwister und hätten als ältester Sohn eigentlich den Hof übernehmen sollen. Was haben Ihre Eltern dazu gesagt, als Sie sich doch für Schauspieler entschieden haben?

Öllinger: Es war meinen Eltern relativ früh klar, dass ich nicht Bauer werde. Bei mir hat sich früh abgezeichnet, dass ich mich für die künstlerische Richtung interessiere, was meine Eltern natürlich nicht unbedingt goutiert haben. Mein Vater wollte immer, dass ich Beamter werde, was ich dann mit dem „Kroisi“ erfüllt habe.

noe.ORF.at. Ab wann konnten Sie mit dem Beruf Geld verdienen?

Öllinger: Ab 23, 24 konnte ich erstmals davon leben. Vorher habe ich mir mein Studium als Radreiseleiter oder als Werbetexter verdient. Manchmal waren auch Jobs als Model dabei und ich war eine Zeit lang Lastwagenfahrer. Alles, was als junger Mann möglich ist, habe ich also gemacht.

noe.ORF.at: Ihre beiden Söhne haben auch einen künstlerischen Weg eingeschlagen und sind Musiker geworden. Haben Sie sie bei ihrem Berufswunsch unterstützt oder davor gewarnt?

Öllinger: Ich habe sie natürlich unterstützt. Und gewarnt. Ich wollte immer, dass sie Jus studieren, weil mit Jus kann man alles machen. Musik kann man immer machen. Aber es war wie bei mir, die künstlerische Richtung hat sich bei ihnen als dominant erwiesen. Der eine studiert Lehramt Musik und Chemie, der andere Jazzpiano. Und beide sind tolle Musiker und verdienen auch Geld damit – zumindest so lange kein Lockdown ist.

noe.ORF.at: Apropos Lockdown – wie blicken Sie denn in die nächste Saison?

Öllinger: Ich kann nur hoffen, dass es nicht wieder einen Lockdown für das Theater gibt. Und ich kann nur an alle appellieren: Lasst euch impfen! Ihr zerstört durch das Nicht-Impfen viele Berufe. Ich verstehe nicht, warum man sich nicht impfen lassen will und auch nicht, warum es keine Impfpflicht gibt. Mit einer weltweiten Impfpflicht wäre die Pandemie über kurz oder lang vorbei.