Stammzellen-Typisierungsaktion in St. Pölten
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Gesundheit

Stammzellenspende kann „Leben retten“

Viele Leukämiepatienten warten auf eine lebensrettende Stammzellenspende, 348 Personen sind im Vorjahr dazugekommen. Nur zwei Prozent der Bevölkerung sind jedoch als Spender registriert. In St. Pölten hat nun eine Typisierungsaktion stattgefunden.

Gabriele Leister ist Anästhesistin am Universitätsklinikum in St. Pölten und war selbst betroffen. Sie hatte Leukämie. „Die ersten Gedanken sind: Werde ich das überhaupt überleben“, sagte sie im Interview mit noe.ORF.at. „Es ist ein böses, grausliches Gefühl.“

In der Regel wird zunächst im familiären Umfeld nach einem passenden Spender gesucht. Zunächst wurde Leisters Bruder typisiert, die Stammzellen passten aber nicht. Daraufhin wurde in einer weltweiten Datenbank weitergesucht. Die Suche lieferte drei Treffer. „Sie dürften ebenfalls von einer Typisierungsaktion gekommen sein“, sagte Leister.

Spende war für Spender „keine große Sache“

„Einen Tag, bevor ich die Spende bekommen habe, sind die Stammzellen durch Blutabnahme bei ihm (dem Spender; Anm.) entnommen worden, mit einem Rettungstransporter zum Flughafen und mit dem Flieger nach Wien gebracht worden“, so die Ärztin, die mit ihrem Stammzellenspender über das Transplantzentrum nach wie vor in Briefkontakt steht. „Ich weiß nicht genau, wer das ist. Wir schreiben uns aber immer wieder gegenseitig. Er hat geschrieben, dass das keine große Sache war.“ Für Leister war die Spende jedoch lebensrettend.

Die Anästhesistin unterstützt die Initiative „Geben für Leben – Leukämiehilfe Österreich“, die nun in St. Pölten zu einer Typisierungsaktion aufgerufen hatte. Mehr als 300 Personen ließen sich als Stammzellenspender registrieren. Dabei wird ein einfacher Wangenabstrich gemacht, bei dem DNA-Abschnitte festgestellt werden, die im Fall einer Stammzellenspende sowohl beim Spender als auch Empfänger übereinstimmen müssen.

„Das Wichtigste ist, dass es für einen guten Zweck ist, man kann Menschen helfen. Es ist wirklich ganz einfach, dauert nicht lange und kostet nichts. Ich weiß nicht, warum man das nicht machen sollte“, sagte ein junger Mann, der sich registrieren ließ. „Für mich ist der Beweggrund, wenn ich selber eine Spende suchen und brauchen würde, wäre ich heilfroh, wenn das jemand für mich machen würde. Es tut nicht weh und es geht schnell“, so eine junge Frau.

Für 86 Prozent der Betroffenen wird Spender gefunden

Laut dem österreichischen Stammzellenregister haben im Vorjahr 148 Personen eine Transplantation von einem Fremdspender bekommen, 89 Personen erhielten eine Spende aus der Familie. Für 86 Prozent der Menschen, die eine Stammzellenspende benötigen, wird dem österreichischen Stammzellenregister zufolge auch ein passender Spender gefunden.

Spender dringend gesucht:

Spender können jederzeit an einer der zahlreichen Typisierungsaktionen teilnehmen. Die nächsten Aktionen finden in Niederösterreich am 26. September in Krumbach (Bezirk Neunkirchen), am 16. Oktober in Neunkirchen sowie am 20. Oktober in Großschweinbarth (Bezirk Gänserndorf) statt.

„Es gibt zwei Varianten der Stammzellenspende“, erklärte Katharina Palatzky vom Verein „Geben für Leben“: „Der Großteil, nämlich 80 Prozent aller Stammzellenspenden, funktioniert über eine periphere Blutwäsche. Wie beim Blutabnehmen werden die Stammzellen über eine Blutwäsche entnommen. Die zweite Variante kommt dann infrage, wenn es sich um akute Leukämiefälle bzw. Kinder handelt. Dann werden die Stammzellen mittels einer Biopsie aus dem roten Knochenmark des Beckenkamms entnommen, weil dort am meisten Stammzellen produziert werden.“

Spender werden derzeit dringend gesucht, sagte Palatzky. „Wir suchen derzeit ganz dringend einen Spender für einen dreijährigen Buben, ein dreijähriges Mädchen und eine 40-jährige Mutter. Wer sich typisieren lässt, kann Leben retten.“ Dazu kann man entweder ein Typisierungsset bestellen oder man geht zu einer der zahlreichen Typisierungsaktionen. Der Verein ist allerdings auch auf Geldspenden angewiesen. Eine Typisierung kostet den Verein 40 Euro.