Waidhofens Bürgermeister Josef Ramharter (ÖVP) gelang es noch, auf die Leistungen der Stadt hinzuweisen, bevor Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Bundespräsident Alexander Van der Bellen eiligst auf die Bühne geholt wurden. „Ich habe mich natürlich in Wien sorgfältig vorbereitet und ein zweistündiges Referat vorbereitet, das muss ich jetzt wieder einstecken“, nahm Van der Bellen die Situation mit Humor. „Das Wetter ist wie es ist, den Anzug wollte ich sowieso in die Putzerei bringen.“
Nur die wackersten Gäste waren zu diesem Zeitpunkt noch mit Regenschirmen auf den Sesseln am Hauptplatz verharrt, der Großteil des durchnässten Publikums hatte längst anderswo Unterschlupf gesucht. „Herr Bundespräsident, wir beide waren schon bei vielen Jubiläumsfeiern. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir diese Feier – 850 Jahre Waidhofen an der Thaya – immer in Erinnerung haben werden“, sagte Mikl-Leitner, bevor das Fest wegen einer Hagelwarnung endgültig abgebrochen wurde.
Dabei hatte das Fest sehr vielversprechend begonnen. Zahlreiche Gäste fanden sich bei anfangs nur wolkenverhangenem Himmel am Hauptplatz in Waidhofen ein, die Blasmusik spielte, die Stimmung war gut. „Wir haben einen großen Strukturwandel hinter uns“, sagte Bürgermeister Josef Ramharter im Gespräch mit dem ORF Niederösterreich, „wir sind vom Textilbereich in den industriellen Bereich gekommen, sind aber auch eine Schulstadt mit einem breit gefächerten Bildungsangebot.“ Die Bevölkerungszahlen in der Stadt seien konstant, hielt Ramharter fest, wenngleich die Region als Gesamtes gesehen an Bevölkerung verliere. „Es gibt aber wieder einen Trend zum Land, dafür hat auch die Pandemie gesorgt“, so Ramharter.
60 Jahre nach erster Erwähnung zur Stadt erhoben
Waidhofen an der Thaya wurde im Jahr 1171 erstmals urkundlich erwähnt und nur 60 Jahre danach zur Stadt erhoben. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gratulierte in ihrer kurzen Ansprache „zur beeindruckenden Geschichte und zur starken Gegenwart". Höhen und Tiefen habe man immer bestens gemeistert, auch weil man immer bereit gewesen sei, Herausforderungen anzunehmen, so Mikl-Leitner. 40 Vereine seien wichtig für das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Waidhofen. „Hier spürt man, dass jede und jeder stolz ist auf die 850-jährige Geschichte von Waidhofen an der Thaya und dass man zur Stadt steht“, so die Landeshauptfrau.
Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich von der Entwicklung der Stadt beeindruckt, ebenso von der Begeisterung und dem Engagement für das Jubiläumsfest, bei dem allerdings nur wenige Programmpunkte möglich waren. „Jetzt darf ich Sie bitten, dass wir das gut über die Bühne bringen“, brachte es Moderator Andi Marek auf den Punkt, als der Regen immer stärker wurde.

Vor Beginn der Festveranstaltung fand noch im Nordosten des Stadtgebietes der Spatenstich für eine neue Siedlung statt. In der sogenannten Heli-Dungler-Siedlung wurden auf einer Fläche von rund 16.500 Quadratmetern 16 neue Bauplätze geschaffen. Der Namensgeber dieser Siedlung, Heli Dungler, ist ein gebürtiger Waidhofner und Gründer der Tierschutzorganisation Vier Pfoten.