Niederösterreichs Industriebetriebe haben immer größere Probleme, ihre offenen Lehrstellen zu besetzen. Das bestätigten mehr als die Hälfte der Unternehmen, die an einer Umfrage der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) teilnahmen – circa 100 Betriebe aus der Industriebranche wurden befragt. Nur etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) gab an, keine Probleme mit der Vergabe von Lehrstellen zu haben. Die Befragung ergab zwei zentrale Gründe des Lehrlingsmangels: Zu wenige Bewerber und oft auch fehlende Qualifikationen unter den Bewerbern.
Ist die Pandemie Schuld am Lehrlingsmangel?
Laut WKNÖ seien HTL-Abbrecher und Absolventen der Polytechnischen Schule in Betrieben besonders gefragt. Diese sollen in den Unternehmen bisher erfreulich gute Leistungen erbracht haben. Vor allem Bewerbungen von Schulabbrechern aus Höheren Technischen Lehranstalten seien aber laut der Umfrage zurückgegangen. Der Grund dafür dürfte die Erleichterung in Schulen sein, mit einem „Nicht genügend“ trotzdem in die nächste Schulstufe aufsteigen zu dürfen.
Dass Vorträge und Messen zur Berufsorientierung oder Schnuppertage an Schulen nicht möglich waren, hänge ebenso mit dem Lehrlingsmangel zusammen, so die WKNÖ. Auch Begegnungsmöglichkeiten zwischen Unternehmen und Jugendlichen gab es kaum. „Aus diesem Grund sind viele Jugendliche gar nicht auf die Idee gekommen, einen Lehrberuf in der Industrie anzustreben“, hieß es seitens der Wirtschaftskammer Niederösterreich gegenüber noe.orf.at.
Mehr als 2.600 Lehrlinge werden derzeit in etwa 220 Betrieben in Niederösterreich ausgebildet. Jährlich gibt es zwischen 600 und 700 neue Lehrstellen, die vergeben werden können. Vor allem in den Bereichen Metalltechnik, Elektrotechnik und Betonbautechnik werden Lehrlinge gesucht. Das Berufsfeld sei vielfältig, es gebe circa 80 verschiedene Lehrberufe in der Industrie, so Spartenobmann Helmut Schwarzl: „Gerade für praxisorientierte Jugendliche bietet die Lehre oftmals viel bessere Karrierechancen als ein weiterer Schulbesuch“.