Rupert Hollaus
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Sport

Der frühe Tod eines jungen Helden

Rupert Hollaus aus Traisen (Bezirk Lilienfeld) war der bisher einzige österreichische Motorrad-Weltmeister. Nur wenige Wochen nach seinem WM-Titel verunglückte er tödlich. Am 4. September wäre Hollaus 90 Jahre alt geworden.

Die ersten Motorradrennen in den 1950er Jahren fanden auf Strecken statt, die im besten Fall teilweise asphaltiert waren. Die Folge: viele Stürze, kaum Sicherheitszonen. Das erforderte Mut und Waghalsigkeit von den Fahrern. Aus der Masse der Motorradpiloten ragte ein 23-Jähriger aus Traisen heraus: Rupert Hollaus. Er hatte als Mechaniker beim St. Pöltner Rennfahrer Alex Mayer begonnen, der in einem Interview mit Heinz Prüller 1979 die Anfänge beschreibt: „Rupert durfte natürlich die Rennmaschinen warmfahren, wobei sich sehr schnell sein Talent zeigte. Er war nicht zu bremsen.“

Innerhalb kürzester Zeit stieg Hollaus zum NSU-Werksfahrer auf. Ein Nachbau seiner Maschine ist noch bis 19. September in einer Sonderausstellung im Volksheim Traisen zu besichtigen. 1954 gewann er alle Rennen der 125er-Klasse, auch, weil er ein perfekter Regenfahrer war. Der Triumph folgte auf der Solitude-Rennstrecke bei Stuttgart: Vor 435.000 Zuschauern gewann er das Rennen und vorzeitig die WM. Er ist damit bis heute Österreichs einziger Motorrad-Weltmeister der Geschichte auf zwei Rädern (Klaus Klaffenböck wurde später Beiwagen-Weltmeister). Ein Erfolg, der ihn weder arroganter noch gesprächiger machte, was auch Interviews im deutschen Fernsehen beweisen – er zeigte sich sehr wortkarg.

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So haben Motorradrennen in den 1950er Jahren ausgesehen

„Ein Star ohne Allüren“

Hollaus war das Gegenbeispiel des abgehobenen Stars. Introvertiert, heimatverbunden, ruhig, aber ein penibler Tüftler. Die Basis all seiner Erfolge lag zu Hause in Traisen, wo man ihn durch einen eigenen, jetzt frisch renovierten Platz ehrt. Herbert Thumpser (SPÖ) ist Bürgermeister von Traisen, aber auch Fan von Rupert Hollaus und Organisator der Sonderausstellung, bei der auch zahlreiche andere WM-Maschinen späterer Fahrer zu sehen sind.

Für den Traisener Bürgermeister sind die Erfolge Teil des Wesens von Rupert Hollaus, aber auch der Struktur in Traisen, wo viele hochqualifizierte Facharbeiter an den Maschinen arbeiteten und die Basis für wettbewerbsfähige Motorräder lieferten und wo alles für den jungen Rennfahrer getan wurde. So wurde etwa für Hollaus zum Training die Bundesstraße B20 über sechs Kilometer abgesperrt. „Rupert Hollaus war ein außergewöhnlich liebenswerter Familienmensch, ein Star ohne Allüren, pünktlich, ruhig, so gar nicht wie die meisten anderen jungen Leute in den Fünfziger-Jahren“, so Thumpser.

Wenige Wochen nach WM-Titel verunglückt

Nur wenige Wochen nach seinem Titel, am 11. September 1954, passierte der schreckliche Unfall in der Lesmo-Kurve in Monza bei einer Trainingsfahrt. Sein erster Sturz überhaupt. Und es zeigte sich, dass er – ohne es zu wissen – ein Handicap hatte, das nun zum Tod führte: Rupert Hollaus hatte eine so genannte „Glas-Schädeldecke“, extrem dünn, von der die Ärzte später berichteten, dass auch ein normaler Sturz beim Radfahren zum Tod geführt hätte. Hollaus war ein besonderer Sportler und Mensch, der nur 23 Jahre alt geworden, aber unvergessen geblieben ist.