Etwa zehn Millimeter ist dieser Urzeitkrebs, der Große Linsenkrebs, groß. Dass es sich um diese besondere Art des Urzeitkrebses handelt, haben Expertinnen und Experten des Instituts für Naturschutzforschung und Ökologie in Wien mittlerweile wissenschaftlich bestätigt. Der Nationalpark und die Bundesforste sprechen von einem „Sensationsfund“, denn Urzeitkrebse haben in den letzten 500 Millionen Jahren jede Klimaveränderung überlebt, darunter Eiszeit, Gluthitze und Sintfluten.
Entdeckt wurde das Exemplar im August von Bundesforst-Biologin Birgit Rotter und Nationalpark-Förster Franz Kovacs auf der Lackenwiese bei Stopfenreuth (Bezirk Gänserndorf). Bei einem Exemplar des Linsenkrebses dürfte es sich um ein Weibchen handeln, da Eier unter dem Panzer gefunden wurden. Männliche Exemplare dieser Art wurden im Überschwemmungsgebiet der Donau erstmals 1997 nachgewiesen.
„Dieser besondere Fund ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Ökosysteme hier intakt sind“, sagte Rudolf Freidhager, Vorstand der Bundesforste, die den Großteil der Flächen in das Schutzgebiet einbringen. „Die Bewahrung und Förderung der auentypischen Lebensräume und ökologischen Prozesse im Nationalpark Donau-Auen bedeutet zugleich wirksamen Artenschutz", so Nationalparkdirektorin Edith Klauser. Man setze weiter auf regelmäßiges Monitoring und Forschungsprojekte.
Eier überleben bei Hitze und auch ohne Wasser
Die Gruppe der Urzeitkrebse, welche die Erde lange vor dem Zeitalter der Dinosaurier bevölkert hat, zählt zu den ältesten noch lebenden Tierarten der Welt, so die Bundesforste und der Nationalpark Donau-Auen in einer Aussendung: „Sie besiedeln vorwiegend fischlose, kurzfristig Wasser führende Gewässer, die nach starken Regenfällen oder Flussüberschwemmungen nur wenige Wochen lang bestehen.“ Die Lackenwiese im Nationalpark erfüllt diese Kriterien.
Dass die Krebse in unveränderter Form fast eine halbe Milliarde Jahre fortbestehen konnten, sei vor allem auf ihre Fähigkeit, „Dauereier“ zu legen, zurückzuführen. Diese widerstandsfähigen Eier können Jahrzehnte bei großer Hitze und ohne Wasser überleben. Sobald eine Fläche, auf der „Dauereier“ abgelegt wurden, für längere Zeit überschwemmt ist und bestimmte Parameter – wie Temperatur und Jahreszeit – günstig sind, erwachen die Larven zum Leben und schlüpfen. Biologin Rotter ist deshalb zuversichtlich, dass die Population im Nationalpark weiter wachsen wird.