Religion

Ein kirchlicher Blick auf die Pandemie

Bei einem ökumenischen Mittagessen im Landhaus in St. Pölten diskutierten Kirchenvertreter und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner über die Folgen der Pandemie und die Lehren daraus. Bisher sei man gut durch die Krise gekommen, so der Tenor.

Im Vorjahr war das ökumenische Mittagessen CoV-bedingt ausgefallen. Heuer konnte die Tradition fortgesetzt werden. Unter den Gästen waren Kardinal Christoph Schönborn, der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz, der evangelische Superintendent von Niederösterreich Lars Müller-Marienburg sowie zahlreiche Äbte der Stifte und Klöster in Niederösterreich. Gemeinsam erinnerte man sich an den Ausbruch der CoV-Pandemie und den ersten Lockdown im März 2020.

Der evangelische Superintendent Lars Müller-Marienburg, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz.
NLK Pfeiffer
Der evangelische Superintendent Lars Müller-Marienburg, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz trafen sich unter anderem zum ökumenischen Mittagessen

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte damals die Vertreter aller anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften im Bundeskanzleramt versammelt und sie über die bevorstehenden Maßnahmen informiert. „Und er hat uns gefragt, ob wir das mittragen. Wir haben uns einstimmig dafür ausgesprochen,“ erinnert sich Kardinal Christoph Schönborn. Dieses Miteinander habe sich bewährt, so Schönborn. Online-Gottesdienste waren über viele Monate hinweg die Regel.

Vor allem für Jugendliche sei die persönliche Begegnung aber unersetzbar, stellte Lars Müller-Marienburg, evangelischer Superintendent in Niederösterreich, fest. „Jugendliche waren über das Digitale kaum erreichbar und das ist ja eigentlich auch ermutigend,“ so Müller-Marienburg.

Wirtschaftliche Erholung durch mutige Schritte

Kardinal Christoph Schönborn fand auch lobende Worte für die Politik in Bund und Land. „Schulden zu machen und der Bevölkerung so weit wie möglich entgegen zu kommen, um die Folgen der Pandemie abzufedern, das war ein sehr mutiger Schritt. Es war ein Risiko für die Regierenden. Dieses Risiko hat sich als erfolgreicher Weg erwiesen.“

Das Land habe sich vor allem wirtschaftlich gut erholt, betonte die Landeshauptfrau. Sie verwies auf eine niedrigere Arbeitslosigkeit als vor der Pandemie und das deutliche Wirtschaftswachstum. Allerdings orte sie auch Verunsicherung in der Bevölkerung. Der Klimawandel und die Globalisierung seien hier Beispiele, so Mikl-Leitner. „Je mehr Verunsicherung es gibt, umso mehr Halt brauchen die Menschen. Und sie brauchen auch ein Wertesystem, das ihnen Halt gibt.“ Die zehn Gebote könnten hier helfen, ist Mikl-Leitner überzeugt.

Integration als Herausforderung der Zukunft

Im Zusammenhang mit den angesprochenen Werten diskutierten die Gäste auch über die Integration von Menschen, die Zuflucht in Österreich suchen. Das sei eine große Aufgabe, war man sich einig. „Es gibt schon die Gefahr von Gräben in unserem Land, die auch durch die Migrationsspannungen real sind. Und die Frage der Integration ist eine Lebensfrage,“ sagte Kardinal Christoph Schönborn. Dabei sei die Kraft aller gefordert, sagte Landeshauptfrau Mikl-Leitner: „Da geht es darum, unsere Werte hochzuhalten, denn diese Werte sind unverrückbar und auch unverhandelbar.“