Photovoltaik Symbolbild
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Wirtschaft

Strom vom Erzeuger direkt zum Verbraucher

Die Energiewirtschaft ist im Umbruch. Seit dem Beschluss des „Erneuerbaren Ausbau Gesetz“ können Energiegemeinschaften umgesetzt werden, in denen Strom vom Erzeuger direkt zum Verbraucher in der Region kommt. Die Nachfrage ist enorm.

Kapelln ist eine 1.400-Einwohner-Gemeinde bei St. Pölten, die vor einem Jahr beschloss, energieautark zu werden. Das Projekt Energiegemeinschaft existierte damals nur auf dem Papier, jetzt wird es konkret umgesetzt. Auf allen öffentlichen Gebäuden sind Photovoltaikanlagen montiert, aber auch Privatanlagen sind dabei. Die EVN rüstete mittlerweile alle Haushalte auf die nötigen Smart-Meter um, berichtet Umwelt- und Energiegemeinderat Christian Korntheuer (ÖVP) gegenüber noe.ORF.at: „Die Nachfrage ist groß, 42 Haushalte haben sich der Energiegemeinschaft schon angeschlossen.“

Lokale und regionale Variante

Der Strom, der in Kapelln erzeugt wird, kommt nur bis zum Umspannwerk Pottenbrunn und wird von dort von den Abnehmerinnen und Abnehmern bezogen. Dieses Modell ist eine von zwei möglichen Varianten, erklärt Roland Matous, Geschäftsführer der Agentur EZN (Energie Zukunft Niederösterreich), die eigens für die Abwicklung der Energiegemeinschaften gegründet wurde: „Bei einer lokalen Energiegemeinschaft hängen Erzeuger und Verbraucher an einem gemeinsamen Transformator. Das heißt, dass es sich im Wesentlichen um einen Straßenzug handelt. Wenn ich von einer regionalen Energiegemeinschaft spreche, dann läuft diese über das nächste Umspannwerk, an dem alle Erzeuger und Verbraucher hängen. Das können mehrere kleine Gemeinden sein, aber auch eine größere Stadt.“

In allen Fällen soll es ein Gewinn sowohl für Erzeuger als auch für Abnehmer sein. Erzeuger bekommen mehr, während Abnehmer jährlich um etwa 60 bis 70 Euro pro Norm-Haushalt weniger zahlen. „Der Grund liegt in den Anreizen, die der Gesetzgeber dafür vorgesehen hat“, sagt Matous. „Das ist einerseits eine Netzkostenersparnis für Abnehmer, da ich ja nur einen geringen Teil des Stromnetzes nutze, andererseits bin ich als Erzeuger erneuerbarer Energie von der Elektrizitätsabgabe und auch vom EAG-Förderbeitrag befreit.“

175 Gemeinden haben Interesse

Für die EVN bedeutet das allerdings, dass künftig weniger Strom aus dem EVN-Netz bezogen wird. Der Konzern wirbt trotzdem dafür – nicht ohne Eigennutz, sagt Unternehmenssprecher Stefan Zach: „Die EVN erspart sich große Netzausbauten. Wir werden in den nächsten Jahren für erneuerbare Energie unsere Netze deutlich ertüchtigen und ausbauen müssen. Aber jede Kilowattstunde, die am eigenen Hausdach erzeugt und auch gleich verbraucht wird, entlastet die Netze und führt dazu, dass nicht so viele Leitungen, Masten und Trafostationen errichtet werden müssen.“

Die Energiegemeinschaften sind in Niederösterreich enorm nachgefragt. 175 Gemeinden bekundeten bisher ihr Interesse bei der EZN. 40 Projekte sind schon in der Umsetzungsphase – so wie jenes in Kapelln, welches das Pilotprojekt für diese Art der Energiegemeinschaft in Niederösterreich ist.