Fridays for Future Demo in St. Pölten
ORF/Robert Salzer
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Umwelt & Klima

Fridays for Future: „Das Land ist Nachzügler“

Fridays-For-Future-Gruppen in Niederösterreich haben anlässlich der weltweiten Proteste am Freitag Forderungen an die Politik gerichtet. Niederösterreich sei „ein Land, das sich gerne als Vorreiter hinstellt, aber in Wahrheit ein Nachzügler ist“, hieß es in St. Pölten.

Ein offener Brief wurde bei einer Kundgebung in der Landeshauptstadt an die Landesspitze und das St. Pöltner Rathaus gesandt. Der Landtag wurde aufgefordert, das Ziel Klimaneutralität bis 2030 zu beschließen. „Wir brauchen keine Politik, die von Klimaschutz redet. Wir brauchen eine Politik, die Worte in Taten umsetzt“, betonte Johanna Frühwald von Fridays For Future St. Pölten.

„Niederösterreich behauptet oft, Vorreiter im Klimaschutz zu sein, doch in Wahrheit können wir uns hinten anstellen, wenn wir von echtem und wirksamen Klimaschutz sprechen“, meinte Frühwald. Etwa bei der Entwicklung des Treibhausgasausstoßes und des Energieverbrauchs sowie beim Anteil fossiler Energie an der Stromversorgung sei das Land kein Vorbild.

Verkehr biete größtes Einsparungspotenzial

Der Verkehrssektor sei der größte Verursacher von CO2, biete aber auch das größte Einsparungspotenzial, sagte Max Nutz von Fridays For Future Krems. Er verlangte einen „Stopp von fossilen Monsterprojekten“ wie Traisental Schnellstraße (S34), Marchfeld Schnellstraße (S8), Lobauautobahn und Umfahrung Wiener Neustadt.

Fridays for Future Demo in St. Pölten
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Die Friday-For-Future-Kundgebung im Regierungsviertel in St. Pölten

Weiters plädierte er für einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Radinfrastruktur. Das Land konzentriere sich vor allem auf Radfahren in der Freizeit, aber nicht im Alltag, meinte Nutz. „Es braucht nicht einzelne Radwege, sondern ein Radverkehrsnetz“, betonte er. Gefordert wurde weiters die sofortige Umsetzung des 1-2-3-Tickets in Niederösterreich.

Außerdem wurde der weitere Ausbau von erneuerbaren Energien von der Landesregierung verlangt. Forderungen an die Bundesregierung betrafen u.a. eine sofortige Verankerung von Klimaschutz in der Verfassung und den Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas bis 2030, eine ökosoziale Steuerreform und einen klimagerechten Gesellschaftsvertrag, den „Klima-Corona-Deal“.

Forderung: „Es müssen jetzt Maßnahmen gesetzt werden“

Gegen den Klimawandel gebe es keine Impfung wie gegen Covid-19, hielt Helene Galbavy von Fridays For Future Wiener Neustadt fest. Zu Beginn der CoV-Pandemie sei die Politik sofort aktiv geworden. „Warum geht das bei der Klimakrise nicht? Warum wird diese Krise nicht als dringlich angesehen?“, fragte Galbavy: „Vielleicht werden wir gehört, aber wir werden nicht verstanden. Oder man will es nicht verstehen.“

Fridays for Future Demo in St. Pölten
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„Wir brauchen keine Politik, die von Klimaschutz redet, wir brauchen eine Politik, die Worte in Taten umsetzt“, so der Grundtenor am Freitag

Weil die Warnungen der Wissenschaft jahrelang ignoriert worden seien, stehe man nun vor einer immensen Herausforderung, sagte Flora Peham von Fridays For Future St. Pölten: „Es müssen jetzt Maßnahmen gesetzt werden.“

Die Fridays-for Future-Gruppen aus Niederösterreich schlagen der Landespolitik im offenen Brief auch ein gemeinsames Gespräch vor, um die Forderungen zu diskutieren. Die Fridays-For-Future-Demonstration in St. Pölten startete um 12.30 Uhr am Bahnhofsplatz. Um 13.30 Uhr gab es eine Kundgebung vor dem Landhaus. Die Demonstration endete schließlich am Rathausplatz in der Landeshauptstadt.