Freddy Quinn auf einer undatierten Archivaufnahme
APA/dpa/Reiss
APA/dpa/Reiss
Kultur

„Hamburger Junge“ Freddy Quinn wird 90

Am Montag wird einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Nachkriegsschlagersänger 90 Jahre alt: Geboren wurde Freddy Quinn als Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl. Umstritten ist der Geburtsort: Wien, Pula oder Niederfladnitz (Bezirk Hollabrunn).

Für Fans ist es oft kaum zu glauben, wenn sich geliebte Helden verabschieden. So war es auch 2006, als Freddy Quinn u.a. im Wiener Konzerthaus zur musikalischen Zeitreise lud, „Lieder, die das Leben schrieb“ lautete der Titel seiner Tour. Und ja, er hat sich zurückgezogen. „Ich habe doch meine Pflicht erfüllt“, meinte Quinn vor zehn Jahren gegenüber der „Bild“-Zeitung. Nach über 1.000 aufgenommenen Titeln und knapp 60 Millionen verkauften Tonträgern ein verständliches Argument.

Zwei Stunden mit Quinn

Zum 90. Geburtstag von Freddy Quinn sendet Radio NÖ am 27.9.2021 ein „Radio NÖ da capo spezial“, von 20.04 bis 22.00 Uhr.

Er wolle nicht als „tragisches Fotomotiv“ enden und einfach seine Ruhe haben, womit er seinen 2008 vollzogenen Abschied als Künstler nochmals untermauerte. Damals meinte er: „Freddy Quinn wird es nie wieder öffentlich geben. Wenn ich sage, es ist Schluss, dann ist auch Schluss. Ich bin da sehr konsequent.“ In den Jahrzehnten zuvor hatte er mit Hits wie „Unter fremden Sternen“, „Die Gitarre und das Meer“ oder „Junge, komm bald wieder“ im Sturm die deutsche Öffentlichkeit erobert.

Freddy Quinn: „Uns wird nicht langweilig“

Ausschlaggebend für diesen Schritt war auch der Tod seiner langjährigen Ehefrau und Managerin Lilli Blessmann im Jänner 2008. „Sie hat mich geführt. Sie hielt mir den Rücken frei. Jetzt ist ihr Platz leer. Ich habe keine Lust mehr aufs Leben“, erklärte ein tief betroffener Quinn damals. In der Folge zog sich der Sänger und Schauspieler immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Inzwischen ist der unvergessene Show-Man mit seiner fast 30 Jahre jüngeren Partnerin Rosi glücklich, wie er 2019 in einem seiner raren Interviews der „Bild“ sagte.

Freddy Quinn 1984
APA/dpa/Cornelia Gus
Freddy Quinn als Seemann Johnny Krüger in dem Musical „Große Freiheit Nr. 7“ 1984 in Hamburg

Seine neue Partnerin Rosi sei für ihn und Lilli Blessmann da gewesen, als es Blessmann schlechter gegangen sei. „Wir kennen uns schon sehr lange“, sagte Quinn der Zeitung. Sie sei sein Fan gewesen, habe in den 1970er-Jahren Autogrammkarten für ihn gestaltet und später an seinen Bühnenbildern gearbeitet. Beide reisten gern – bis nach Asien und Afrika. Quinn schätzt nun die Vorzüge des Pensionistendaseins: „Wir können morgens ohne Probleme zwei Stunden lang frühstücken. Uns wird nicht langweilig.“ Seine Partnerin Rosi male, er repariere alte Uhren.

Ab 1950 wurde er zu lokalen Berühmtheit in Hamburg

Geboren wurde Quinn als Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl am 27. September 1931 in – Wien, Pula oder Niederfladnitz. Nach der Trennung der Eltern zog der damals Vierjährige mit dem Vater in die USA. „Kaum hatte ich dort Freunde gefunden, Englisch gelernt und mit der Schule begonnen, da sprachen die Scheidungsrichter meiner Mutter das Sorgerecht zu“, erzählte er einmal im APA-Interview. Also ging es 1938 „zurück nach Wien, wo gerade eine Armee von Braunhemden Einzug gehalten hatte und ich als Außenseiter mit amerikanischem Akzent schrecklich zu leiden hatte“.

Freddy Quinn erhält 1997 den Paul-Lincke-Ring der Stadt Goslar
dpa/Wolfgang Weihs
Freddy Quinn erhielt 1997 von der Stadt Goslar für seine Verdienste um die deutsche Unterhaltungsmusik den Paul-Lincke-Ring

Dennoch sollte dem Buben in weiterer Folge eine Karriere als Sänger, Film- und Bühnenschauspieler, als Zirkusmoderator und Fernsehentertainer bevorstehen. Mit 15 Jahren lief er – auch aufgrund des schlechten Verhältnisses zum Stiefvater, dem Schriftsteller Baron Rudolf Anatol Freiherr von Petz – von zu Hause weg und wurde Saxofonist bei einem Wanderzirkus. Danach ging es mit der Gitarre im Gepäck um die Welt: Grundausbildung für die Fremdenlegion in Algerien, ein Bibliotheksjob in Casablanca, Auftritte in Cafés und Bars in Paris.

„Die Gitarre und das Meer“ brachte den Durchbruch

Der Durchbruch gelang schließlich in Hamburg, wohin es ihn 1950 verschlug. Auftritte in der Washington-Bar ließen Quinn zur lokalen Berühmtheit werden, auf Schauspiel- und Gesangsunterricht folgte der erste Plattenvertrag. Mit seinen von Abschied und Heimweh geprägten Songs traf er den Nerv der Zeit. 1957 drehte der Sänger seinen ersten Film, „Die große Chance“, bevor zwei Jahre darauf „Die Gitarre und das Meer“ mit einem „Bambi“ als erfolgreichster Film des Jahres ausgezeichnet wurde. Aus ihm wurde ein „Hamburger Junge“ mit österreichischen Wurzeln.

Freddy Quinn in Hamburg 2004
APA/dpa/Patrick Lux
Freddy Quinn in einer Weihnachtsshow 2004 in Hamburg

Neben Musik, Film und Fernsehen war Quinn auch als Volksschauspieler tätig und u.a. in den Erfolgsstücken „Der Junge von St. Pauli“ oder „Mensch, Kuddel, wach auf!“ zu sehen. Einen ersten Ausflug ins Charakterfach wagte er mit der Rolle des Johnny Kröger, der im Hippodrom an der „Großen Freiheit“ seine Lieder singt und dessen große Liebe unerfüllt bleibt. Nach Jahren des Erfolges erhielt seine weiße Weste im November 2004 einen Fleck, als er wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 150.000 Euro verurteilt wurde. Eine Tatsache, die ihm seine Fans allerdings schnell verziehen.

Quinn erhielt im Laufe seiner vielen Jahre im Showgeschäft unzählige Auszeichnungen, darunter u.a. 17 Goldene Schallplatten, eine „Goldene Filmleinwand“, zwei „Goldene Bambis“, das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland, das Große Ehrenzeichen der Republik Österreich (1992) und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1993) sowie den Goldenen Rathausmann im Februar 2006.