„Sprungbrett“
ORF
ORF
WIRTSCHAFT

„Sprungbrett“ für Langzeitarbeitslose

Ende August 2021 waren fast 12.800 Personen langzeitarbeitslos. Das betrifft jeden vierten Arbeitssuchenden in Niederösterreich. Gemeinsam mit dem Land wollen AMS, Arbeiter- und Wirtschaftskammer mit konkreten Initiativen gegensteuern.

Langzeitarbeitslose – also all jene, die länger als ein Jahr auf Jobsuche sind – rasch wieder in Beschäftigung zu bringen, ist das Ziel des vom Arbeitsministerium entwickelten Projekts „Sprungbrett“, sagte der für den Arbeitsmarkt zuständige Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) am Montag. Dabei würden sowohl Betriebe als auch Arbeitnehmer unterstützt. „Uns geht es darum, in den Unternehmen nachhaltig Arbeitsplätze zu schaffen, die Arbeitskräfte in diese Arbeitsverhältnisse bringen und sie dann auch halten können.“

Viele Unternehmen seien auf der Suche nach jungen, gesunden Fachkräften, hielt der Geschäftsführer des AMS Niederösterreich, Sven Hergovich, fest. Allerdings würden nur zehn Prozent der Arbeitssuchenden den Anforderungsprofilen entsprechen, denn viele „sind über 50, haben gesundheitliche Beeinträchtigungen oder keine abgeschlossene Ausbildung“, so Hergovich. Doch um den Fachkräftebedarf der Wirtschaft abdecken und die Langzeitarbeitslosigkeit reduzieren zu können, müsse man auch jenen eine Chance geben, die nicht auf den ersten Blick passend erscheinen würden.

AMS finanziert zwei Drittel der Lohn- und Lohnnebenkosten

Genau dafür sei die Aktion „Sprungbrett“ gestartet worden, sagte Hergovich. In den Monaten Juli und August 2021 seien bereits 806 langzeitarbeitslose Niederösterreicher wieder in den Arbeitsmarkt integriert worden. Um an diesen Erfolg anknüpfen zu können, werden die Förderkonditionen für Einstellbeihilfen sowohl bei der Förderhöhe als auch bei der Förderdauer ab Oktober angehoben.

„Sprungbrett“
ORF
Unternehmerin Gerlinde Tröstl, AKNÖ-Präsident Markus Wieser, Landesrat Martin Eichtinger, AMS-Niederösterreich-Chef Sven Hergovich und WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker (v.l)

Das AMS finanziert Personen, die zwischen einem und zwei Jahre arbeitslos sind, zwei Drittel der anfallenden Lohn- und Lohnnebenkosten für die Dauer von sechs bis acht Monaten. Personen, die bereits zwei Jahre oder länger arbeitslos sind, werden in den ersten drei Monaten sämtliche Lohn- und Lohnnebenkosten finanziert. Für weitere sechs Monate werden zwischen 50 und 66,7 Prozent der Lohnkosten gefördert. Da jobsuchende Frauen durch die Pandemie ganz besonders von den Folgen der Arbeitsmarktkrise betroffen sind, gelten für sie besonders günstige Fördersätze.

Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer

Der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, Markus Wieser, begrüßte die Initiative. Viele Langzeitarbeitslose seien aus unterschiedlichen Gründen aus dem Arbeitsmarkt katapultiert worden. „Wenn man die Qualifikationen und die Kenntnisse schärfen kann, die in einer Person schlummern, die schon längere Zeit vom Arbeitsmarkt weg ist, dann ist das positiv für die Motivation der Mitarbeiter.“ Es sei also eine Win-win-Situation für den Arbeitgeber und den Mitarbeiter, der selbst nach langer Zeit aus der Arbeitslosigkeit herauskommen wolle.

Man habe derzeit nicht nur mit einem Facharbeitermangel, sondern auch mit einem Mitarbeitermangel quer durch alle Branchen zu kämpfen, ergänzte der Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Wolfgang Ecker. „Und genau deswegen sind die verbesserten Förderkonditionen, wie in diesem Fall die Lohnnebenkostenförderung, sehr wichtig, denn die Menschen brauchen ihre Arbeit, und wir brauchen die Mitarbeiter.“ Die Aktion der zusätzliche Lohnkostenförderung läuft bis Ende des Jahres. Nun hoffen die Verantwortlichen, dass viele Unternehmer von dieser Initiative Gebrauch machen.