Hermann Nitsch Museum Mistelbach
APA/MARTIN FICHTER-WÖSS
APA/MARTIN FICHTER-WÖSS
Kultur

Nitschs „Walküren“-Bilder in Mistelbach

Der Aktionskünstler Hermann Nitsch hat aus seinen Bühnenbildern, die heuer bei der „Walküre“ in Bayreuth (Deutschland) entstanden sind, eine neue Installation geschaffen. Zu sehen sind die Werke ab 9. Oktober im nitsch museum in Mistelbach.

Die große Halle ist in einen wahrhaftigen Farbrausch getaucht. Dicht an dicht hängen die Werke vom Boden bis zur Decke, und selbst am Fußboden finden sich Bilder. „Es ist so voll wie nie“, zeigt sich Michael Karrer, der Direktor des nitsch museums, beim APA-Rundgang begeistert. Nitsch schuf aus seinen Bühnenbildern, die heuer während der konzertanten „Walküre“ bei den Bayreuther Festspielen entstanden sind, einen neuen, sakralen Raum.

Er selbst nennt das „seismografierte Malaktion“, was am 9. Oktober unter dem Titel „Hermann Nitsch Bayreuth Walküre“ eröffnet wird. Der neue Farbraum besteht aus großen Schüttbildern, die ob der Dimensionen des Festspielhauses am Grünen Hügel beinahe nicht in die weite Halle in Mistelbach gepasst hätten, und Bodenbildern, die ebenfalls während dreier Aufführungen der „Walküre“ sowie der Generalprobe entstanden.

Eine Zusammenkunft zweier Gesamtkunstwerkskünstler

1.000 Liter Farbe wandten die zehn Malassistenten pro Abend auf. „Die Walküre“ wurde dabei konzertant vor den Akteuren von Sängern wie Lise Davidsen, Tomasz Konieczny oder Klaus Florian Vogt interpretiert. Frappant war für das Bayreuther Publikum damals, dass nicht zwei voneinander unabhängige Aktionen parallel abliefen, sondern wie sehr Nitsch, der etwa 1995 schon an der Wiener Staatsoper Massenets „Hèrodiade“ szenisch konzipiert hatte, auf die Wagner-Musik einging, die Rhythmen und Klangfarben in seiner Aktion aufnahm. Es war die Zusammenkunft zweier Gesamtkunstwerker.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Ein Malassistent des österreichischen Aktionskünstlers Hermann Nitsch schüttet rote Farbe auf einen Statisten der Festspiele.
APA/Festspiele Bayreuth/Enrico Nawrath
So sind die Bilder entstanden: Ein Malassistent des Aktionskünstlers Hermann Nitsch schüttet rote Farbe auf einen Statisten der Festspiele Bayreuth.
Ein Malassistent des österreichischen Aktionskünstlers Hermann Nitsch schüttet rote Farbe auf einen Statisten der Festspiele.
APA/Festspiele Bayreuth/Enrico Nawrath
„Ich habe eine Malaktion einem Werk von Maler gegenüber gestellt und wollte mit dieser Malaktion von Wagner herausgefordert werden, glühende Farben auf Flächen zu bringen“, so Nitsch damals bei der Aufführung
Hermann Nitsch Museum Mistelbach
APA/MARTIN FICHTER-WÖSS
Nun sind die Werke in Mistelbach zu sehen

Der 83-jährige Nitsch, der in Prinzendorf an der Zaya (Bezirk Gänserndorf) lebt, gehört zu den populärsten Künstlern des Landes. Die Malaktion bei den Bayreuther Festspielen war der mutmaßliche Höhepunkt seiner Bühnenkunst. Er bezeichnet sich als Happening-, Performance- und Aktionskünstler, der das klassische Theater aber nicht „verballhornt“.

Nitsch: „Ich bin überhaupt kein Regisseur“

Auf die Frage, ob er sich selbst bei seinen Aktionen eher in einer dienenden Funktion sieht oder gleichberechtigt mit anderen Künstlern ist, sagt Nitsch: „Ich würde mich wie ein Dirigent begreifen, der eine Partitur realisiert. Beim ‚Tristan‘ kann man nicht plötzlich jodeln. Aber ich bin überhaupt kein Regisseur. Ich habe nur zufälligerweise gewisse Inszenierungen und Bühnenbilder übernommen. Das wollte ich eigentlich nie machen. Ich möchte mein Orgien Mysterien Theater realisieren. Und das realisiere ich so, wie ich mir das vorstelle. Damit beleidige ich nicht ein bereits geschriebenes Werk.“

Im Weinviertel ist keine Rekonstruktion dieser Theaterabende aus Bayreuth zu erleben, sondern ein Neuarrangement. „Nitsch hat etwas komplett Neues konzipiert“, zollte Direktor Karrer dem umtriebigen Aktionskünstler seinen Respekt, auch wenn er nun überlegen muss, wie er die Museumsbesucher durch die raren verbliebenen Laufstraßen lenken kann. Schließlich kommen im Schnitt der vergangenen Jahre zwischen 40.000 und 50.000 Menschen jedes Jahr nach Mistelbach.