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Mödling: Bauen mit Rücksicht auf Boden

Als Ort wachsen, aber dabei gleichzeitig sorgsam mit der Natur umgehen – eine Herausforderung, der sich die Stadt Mödling seit Jahren stellt. Für den Umgang mit Boden und das Erhalten von Gebäuden wurde die Stadt mit dem Baukulturpreis ausgezeichnet.

Früher bretterte der Verkehr über die Kreuzung am Fliegenspitz. Nun kann man dort auf einem kleinen Platz mit Bänken, Bäumen und Sträuchern verweilen. Gleich daneben wuchert die Wildnis auf einem Grundstück: Die alte Gendarmerieschule wurde abgerissen. Hier sollen Wohnungen entstehen, aber auch grüne Wiese stehen bleiben.

Das Gebiet wird gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern entwickelt. Ohne diese Akzeptanz seien solche Änderungen im Ortsbild nicht möglich, sagt Baudirektor Werner Deringer: „Das machen wir schon lange vor der Bebauung. Wir holen Bürger her, informieren sie, das geht während der Bauphase so weiter, wir sind eigentlich ständig in Kontakt, damit wir hier die breite Bevölkerung erreichen.“ Auch online auf der Seite der Gemeinde sind alle geplanten und aktuellen Bauprojekte nachzulesen.

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Statt einer Kreuzung gibt es nun einen Platz am sogenannten Fliegenspitz
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Parkplätze mussten einem Radweg und grünen Beeten weichen
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Am Gelände der ehemaligen Gendarmerieschule sind Wohnungen geplant, es soll aber laut Gemeinde keine große Wohnanlage werden

Kein zusätzliches Bauland

Der Ort mit 24.000 Einwohnerinnen und Einwohnern hat sich vorgenommen, kein zusätzliches Bauland mehr zu widmen. Wenn etwas zu Bauland umgewidmet wird, muss dafür woanders eine ähnlich große Fläche zu Grünland rückgewidmet werden. Versiegelte Straßen werden aufgebrochen und nach dem Prinzip der Schwammstadt umgebaut: Steine und Granulat im Untergrund speichern Regenwasser und geben es langsam an die Pflanzen ab. Für diese grünen Inseln neben den Fahrbahnen – oft kombiniert mit einem Radweg – gibt es nun einige Parkplätze weniger.

Das sind einige der Maßnahmen die Mödling den Baukulturgemeindepreis des Vereins LandLuft einbrachten. Neben Mödling wurden heuer auch Feldkirch und Göfis in Vorarlberg sowie Thalgau in Salzburg zu Baukulturgemeinden ernannt. Mit dem Preis sollen Lösungen und gute Beispiele für Ortsplanung gesammelt werden, damit sich andere Orte davon „inspirieren und motivieren“ lassen können, sagt Doris Gugler, Geschäftsführerin des Vereins LandLuft und Landschaftsarchitektin.

Gemeinden mit viel Macht beim Bauen

„Sich der Baukultur als Thema annehmen, eine umfassende Strategie für den ganzen Ort entwickeln und nicht nur für einen Teil, Stimmen von außen ins Boot holen und die Bürger beteiligen – das sind so Gemeinsamkeiten unserer Baukulturgemeinden.“ Der Verein schreibt den Preis aus, eine Jury aus Raumplanern und Städteplanerinnen sowie Bürgermeistern früherer Baukulturgemeinden entscheidet über die Gewinner. „Gemeinden können sehr viel bewirken, weil sie planerisch viel Kompetenz und Zuständigkeiten haben auf dieser Ebene. Deswegen setzen wir auf diese kommunale Ebene“, erklärt Doris Gugler.

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Viele alte Gebäude in Mödling haben den Denkmalschutz des Bundesdenkmalamts. Die Gemeinde selbst stellt aber auch Gebäude unter einen eigenen Ensemble- oder Zonenschutz

Neu bauen, aber dabei altes erhalten

Das sieht man am Beispiel Mödling: Seit 2008 redet ein Gestaltungsbeirat aus fünf Architektinnen und Architekten bei jedem Bauprojekt, egal ob privat oder öffentlich, mit und empfiehlt, was und was nicht umgesetzt werden sollte. Architektin Susanne Veit-Aschenbrenner sieht sich als Mitglied des Gestaltungsbeirats in einer unterstützenden Funktion: „Es sind ‚soft facts‘, die nicht im Bebauungsplan oder in der Bauordnung festgeschrieben sind, aber die wir als Basis eines differenzierten Schutzzonenmodells festgeschrieben haben. Es geht immer um den Erhalt von Ensembles, den charakteristischen Merkmalen der Umgebung – und das im Spannungsfeld zwischen alt und neu.“

Den Baukulturpreis sieht man als Belohnung für die langjährigen Bemühungen, aber für Baudirektor Werner Geringer stellen sich schon die nächsten Herausforderungen: „Es ist so wie in allen Orten im Umland von Wien: Jeder hat das große Verkehrsproblem. Wir haben einen Mobilitätsdialog gestartet und hoffen zur Stadt der kurzen Wegen zu werden – also das man zu Fuß relativ rasch von A nach B kommt.“ Auch dabei sollen Bürgerinnen und Bürger wieder mitreden und -entscheiden können.