Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), Verkehrslandesrat Heinrich Dorner (SPÖ), Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP), Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) und Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)
APA/HERBERT NEUBAUER
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Verkehr

„Klimaticket“ startet am 26. Oktober

Das „Klimaticket“ für öffentliche Verkehrsmittel in ganz Österreich startet am 26. Oktober. Die Umweltministerin und die Landeshauptleute aus Niederösterreich, Wien und dem Burgenland präsentierten heute die Details zu dem Ticket.

Es gehört zu den ambitioniertesten Projekten der derzeitigen Regierung – das österreichweite Öffi-Jahresticket. Seit rund 15 Jahren steht eine derartige Netzkarte bereits in den Regierungsprogrammen der unterschiedlichen Koalitionen. Am 26. Oktober ist es nun so weit – das nunmehr genannte „Klimaticket Now“ startet und ist in allen neun Bundesländern gültig.

Neben dem österreichweit gültigen Klimaticket wird es aber auch für die Ostregion weiterhin ein Ticketangebot geben. Für Pendlerinnen und Pendler aus Niederösterreich gibt es ab dem 25. Oktober das Regionsticket (gültig für Niederösterreich und das Burgenland) sowie das Metropolregionsticket (gültig für Niederösterreich, Burgenland und Wien).

Ermäßigung zum Start

Zum Start wird das österreichweite Klimaticket um 15 Prozent ermäßigt angeboten. Vom Vorverkaufsstart am 1. Oktober bis zum 31. Oktober kostet es somit 949 statt 1.095 Euro für ein Jahr. Für alle unter 26 und für Seniorinnen und Senioren gibt es eine Ermäßigung auf 821 Euro, mit den 15 Prozent Rabatt zum Start sind es 699 Euro.

Das Wien-NÖ-Burgenland-Ticket soll 915 Euro kosten, ein Ticket nur für Niederösterreich inklusive Burgenland 550 Euro. „Man bekommt verdammt viel für sein Geld“, so Gewessler im Vorfeld. Gewessler hatte bereits im August den Start für den Nationalfeiertag verkündet, damals war die Ostregion aber nicht dabei. Auch mit der wichtigen Pendlerregion rund um die Hauptstadt konnte jetzt eine Einigung erzielt werden.

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Ticketmöglichkeiten Klimaticket
ORF
Ticketmöglichkeiten Klimaticket
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„Größte Tarif-Reform der Ostregion seit Jahrzehnten“

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) spricht von einem wichtigen Tag. „Es ist tatsächlich ein großer Tag für die Menschen in Österreich.“ Das Ticket stehe seit 15 Jahren in den Regierungsprogrammen, Menschen würden darauf warten. Nach langen Verhandlungen sei das Klimaticket nun komplett. „Wir haben es geschafft. Ein Ticket für alle Öffis in ganz Österreich und das schon ab dem 26. Oktober. Es sind alle Bundesländer von Anfang an dabei – auch Wien, Niederösterreich und das Burgenland. Das ist ein Meilenstein.“

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) spricht wörtlich von einem „Freudentag“ nach intensiven und langen Verhandlungen. Deswegen sei es auch schön, „dass wir heute die größte Tarif-Reform der Ostregion präsentieren können und das seit vielen Jahrzehnten. Ab Ende Oktober, ab 25./26. Oktober können alle niederösterreichischen Landsleute das neue Regionalticket oder auch das Metropolregionalticket für Niederösterreich, Wien und Burgenland kaufen und nutzen und fahren somit so billig wie noch nie zuvor von A nach B. Selbstverständlich auch mit 26. Oktober für ganz Österreich, das Klimaticket des Bundes.“

Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des Klimatickets
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Bürgermeister Michael Ludwig (Wien/SPÖ), Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (NÖ/ÖVP), Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (Bgld./SPÖ) präsentieren das Klimaticket

Tarife um bis zu 61 Prozent günstiger

Mikl-Leitner sprach von deutlichen Preisreduktionen und von „Dimensionen, wo den Menschen einfach mehr in der Geldbörse bleibt.“ So bringen die neuen Tarife für Pendlerinnen und Pendler nach Wien eine Preisreduktion um bis zu 61 Prozent bei der Jahreskarte, so Mikl-Leitner. Die folgenden Destinationen wurden als Beispiele genannt: Gmünd – Wien (-1.417 Euro), Retz – Wien (-894 Euro), St. Pölten – Wien (-801 Euro) und Wiener Neustadt – Wien (-633 Euro).

Auch das Pendeln innerhalb Niederösterreichs werde deutlich günstiger, etwa die Strecken St. Pölten – Amstetten (-894 Euro), Zwettl – Krems (-878 Euro), Baden – Wiener Neustadt (-435 Euro), Krems- St. Pölten (-435 Euro) und die Strecke Retz – Hollabrunn (-435 Euro).

Künftig 150 Millionen Euro für Klimaticket budgetiert

Knackpunkt war lange Zeit die Finanzierung, letztlich konnte man aber eine Einigung erzielen. „Wir haben bundesseitig für das Klimaticket Österreich ab nächstem Jahr 150 Millionen Euro budgetiert und das ansteigend und auf Dauer“, so Gewessler. Was die Regionaltickets der Bundesländer betrifft, habe man eine Co-Finanzierung von 100 Millionen Euro pro Jahr auf den Weg gebracht „und davon teilen sich dann die Beträge auf die Bundesländer auf“. So nehme der Bund für die Kompensation Niederösterreich/Burgenland 50 Millionen Euro in die Hand. Mikl-Leitner bezeichnet das als „faire Lösung“.

Finale Gespräche zum Klimaticket
Land NÖ

Gemischte Reaktionen zur Einigung

„Ein erster Schritt, leider nicht mehr“, so kommentiert der SPÖ-Landesparteivorsitzende und Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl die Einigung zum Klimaticket. „Was gefordert und versprochen wurde, ist ein 1-2-3-Ticket – ein Euro für ein Bundesland, zwei Euro für drei Bundesländer, drei Euro für ganz Österreich pro Tag. Was es geworden ist: Ein uneinheitlicher, teils teurer Fleckerlteppich“, so Schnabl.

Von einem „Jubeltag“ spricht die Grüne Landessprecherin Helga Krismer. Seit fast zehn Jahren würden die Grünen in Niederösterreich für ein einheitliches und leistbares Ticket kämpfen. Daher sei das Klimaticket eine „wichtige ökosoziale Maßnahme, weil es damit erstmals ein günstiges Öffi-Ticket für ganz Österreich gibt“, erklärt Krismer.

NEOS-Landessprecherin Indra Collini begrüßt die Einigung auf das Klimaticket. Sie kritisiert allerdings die Preisgestaltung. „Ein wesentliches Ziel dieses Klimatickets muss es doch sein, einen Anreiz für den Umstieg zu schaffen. Den gibt es aber ausgerechnet in der größten Pendlerregion Österreichs nicht. Das Klimaticket ist in der ersten Außenzone rund um Wien sogar um mehrere hundert Euro teurer als die reguläre Jahreskarte“, so Collini. Sie fordert daher, die Kernzone Wien auf die erste VOR-Außenzone auszuweiten.

Die Chronologie hinter dem „Klimaticket“

Am 7. Jänner 2020 wurde die ÖVP-Grünen-Koalition ernannt. Bereits im Regierungsprogramm steht das „1-2-3-Österreich-Ticket zur Erreichung der Klimaziele“ drinnen. Ausgeführt ist, dass es sich dabei um eine „klimaschonende Alternative zum motorisierten Individualverkehr“ handelt -„breit leistbar und zugleich unkompliziert zugänglich“.

Im Mai 2020 wurde bekanntgegeben, dass das 1-2-3-Ticket noch im Jahr 2021 starten soll. Zunächst war die Einführung in Stufen geplant – zuerst die österreichweite 3er-Stufe um drei Euro täglich (1.095 Euro), dann die Varianten für zwei Bundesländer um 730 Euro, also zwei Euro am Tag und die Tickets für ein Bundesland um 365 Euro, also einen Euro pro Tag.

Im Juni 2020 kündigte Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) im Rahmen der AUA-Rettung an, dass nun 240 Millionen Euro für die Finanzierung des österreichweiten Tickets für alle öffentlichen Verkehrsmittel um 3 Euro pro Tag gesichert seien.

Ende Juli 2020 beschloss der Ministerrat die Einführung der österreichweiten Stufe des 1-2-3-Tickets für das Jahr 2021. Zähe Verhandlungen mit Verkehrsverbünden und Bundesländern folgten, als besondere Herausforderung galt die Finanzierung, insbesondere die Verkehrsverbünde forderten mehr Geld für Investitionen.

Im Jänner 2021 war es dann soweit – Tirol und Vorarlberg unterzeichneten einen sogenannten „Umsetzungsvertrag“ für die Netzkarte. Mit Salzburg war man sich bereits 2020 einig geworden.

Ende Mai 2021 gab der Ministerrat zur Mitfinanzierung der regionalen Teile des 1-2-3-Klimatickets 100 Millionen Euro für die Bundesländer frei. Das Geld wird nach Bevölkerungsschlüssel aufgeteilt. Die Länder sollen damit das Ticket und auch ein etwaiges Mehrangebot im öffentlichen Verkehr bezahlen.

Mitte August 2021 wurde bekanntgegeben, dass das österreichweite Ticket am Nationalfeiertag am 26. Oktober startet. Verträge mit sechs Bundesländern, den ÖBB, Westbahn und Regiojet waren damit bereits fix, in fünf der Länder – Ausnahme Kärnten – wurden auch Regionaltickets fixiert. Offen blieb noch der Verkehrsverbund Ostregion (VOR). Mit den drei Bundesländern im Osten – hier gibt es 60 Prozent des öffentlichen Verkehrs – waren die Verhandlungen zäh, über 40 Runden blieben bis dahin ohne Erfolg. Ein Start ohne die Ostregion wurde fixiert.

Der Vorverkauf für das Ticket startet am 1. Oktober. Zuvor ging es nun schnell – am Mittwoch wurde die Einigung mit der Ostregion bekannt, am Donnerstag offiziell bestätigt. Start ist wie geplant der 26. Oktober. Somit bleibt Kärnten das einzige Bundesland ohne Regionalticket, in den restlichen wird es welche geben. Das Burgenland und Niederösterreich werden zu einer Region zusammengefasst.